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In Kubas Westen


Samstag, 29.03.2008 (314. Tag)

Von dem vielen Essen gestern sind wir morgens ganz erschlagen, doch wir müssen früh aufstehen, damit wir alles erledigt haben, bis meine Eltern kommen. Neben unserem Kram packen wir mehrere Stoffbeutel mit T-Shirts, die wir vermissen können und Mitbringseln, die wir noch auf Guadeloupe gekauft hatten. Es sind vor allem Seife und Cremes, Produkte die nach den Reiseführern hoch im Kurs stehen. Ich frage mich allerdings, ob hier nicht langsam die Inflation einsetzt, wenn jeder Touri den Leuten Seife mitbringt...
Meine Eltern dürfen wieder nicht auf die Steganlage und bevor wir hier nochmal lange diskutieren, packen wir unseren Krempel in den schrottigen Mietwagen und fahren los. Unser Gefährt ist ein Hyundai und vom rauhen Mietalltag ordentlich mitgenommen. Innen ziemlich siffig und mit Stoßdämpfern, die ihre beste Zeit schon lange hinter sich haben. Doch kein Wunder, die Straßen verlangen ihnen einiges ab. Teilweise machen sie einen guten Eindruck, doch darauf kann man sich leider nicht verlassen. Völlig unvermittelt kommen Stellen, die Mondlandschaften ähneln und wehe, man hat vor den Schlaglöchern nicht rechtzeitig gebremst.
Wir wollen in den Süden zur Halbinsel Zapata, einem großen Naturschutzgebiet, in dem es Krokodile, Flamingos und die kleinsten Kolibris der Welt gibt. Soweit wir einem Kubaner folgen konnten, heißt der normale Kolibri "Zunzun" und dieses Exemplar "Zunzuncito". Das ist also einfach nochmal die Verkleinerungsform, finde ich ziemlich nett.

Wir durchqueren gigantische, automatisierte Plantagen.


Auch wenn wir vielleicht nur 300 km fahren, sitzen wir fast den gesamten Tag im Auto und durchqueren gigantische Plantagengebiete. Vor allem Zitrusfrüchte und Mangos werden hier angebaut. Die Straßenkarte ist gar nicht so schlecht, doch mangels Schildern fragen wir uns zur Sicherheit immer wieder durch. Wie auch im Osten stehen an jeder Kreuzung ganze Gruppen von Anhaltern und ich werde richtig sauer. Was für ein bescheidenes System, dass es noch nicht mal schafft, seine Leute zu transportieren. Offene Laster, Schweinetransporter und sogar Trecker mit irgend welchen Anhängern sind überall unterwegs, doch dieser Völkerwanderung sind sie einfach nicht gewachsen. Von einer Anhalterin im Osten erfuhren wir, dass sie täglich 2 h pro Strecke unterwegs ist um zur Arbeit zu kommen. Als Krankenschwester verdient sie dabei 450 Kubanische Pesos pro Monat, wobei eine Fahrt schon 10 Pesos kosten. Umziehen ist scheinbar keine Option, mangels Wohnraum. Es ist wirklich ein Wahnsinn.

Kubanischer ÖPNV.


Auf halber Strecke machen wir Mittagspause und landen in einer Touri-Raststätte. Es ist ein kleiner "Vergnügungspark", allerdings liegt das Vergnügen nur auf Seite der unbedarften Touristen. In winzigen Käfigen ist die lokale Tierwelt eingesperrt und ein Mann setzt den Leuten Babykrokodile für Erinnerungsfotos auf die Hand. Ihre Mäulchen sind natürlich mit Tesafilm verklebt. Es ist schon interessant, so ein Tier anzufassen, doch die Art, wie er die Viecher behandelt bricht mir das Herz. "Topattraktion" ist allerdings das Meerschweinchenroulette. Um eine runde Scheibe sind Häuschen aufgebaut, auf die man Geld setzen kann. In der Mitte unter einer winzigen Kiste sitzt ein Meerschweinchen und das Haus, wo es sich rein verkriecht, hat gewonnen. Das Döschen unter dem es die ganze Zeit abwarten "darf" ist kaum größer als das Tierchen selber. Darauf brennt die Sonne, also kein Wunder, dass es einen ziemlich aphatischen Eindruck macht.
An der Südküste angekommen, werden wir am Eingang zum Nationalpark zurückgepfiffen und der Ranger erzählt uns, dass wir 12 CUC pro Person zu zahlen hätten, um unter Begleitung mit dem eigenen Auto, eine Stunde lang durch's Reservat fahren zu dürfen. Das erscheint uns ziemlich viel und wir verzichten dankend. Natur gibt es hier auch sonst überall, vor allem gratis. Wir sind inzwischen bei den meisten Angeboten extrem mistrauisch. Es hat sich gezeigt, dass die Kubaner das Prinzip des freien Marktes schon ganz gut verinnerlicht haben und überall gerne mal einen persönlichen Anteil draufschlagen. Das härteste ist wohl der durchaus gängige Beschiss beim offiziellen Geldwechsel und auch in diesem Fall erfahren wir später, dass die offizielle Gebühr wohl eher 10 CUC beträgt.
Wir sind hier an der "legendären" Schweinebucht, an der die Kubaner einen von der USA unterstützten Invasionsversuch abwehrten. Überall große Erinnerungsmonumente vom "heroischen" Kampf gegen den Imperialismus. Mir erscheint der damalige Versuch eher halbherzig und schlecht vorbereitet. Die Schweinebucht ist ein ziemlich tiefer Schlauch, also sehr gut zu verteidigen. Fidels Strategie, ganz im weitläufigen Osten anzulanden und von dort einen Guerillakampf zu starten war strategisch weit ausgereifter.
Wir suchen im angrenzenden Dorf nach einer Casa Particular, doch alle sind ausgebucht. Also folgen wir der Küstestraße nach Osten und genießen den Blick auf das türkisfarbene Meer. Irgendwann halten wir es einfach nicht mehr aus und nötigen meine Eltern zu einem Schnorchelstopp. Bis ans Ufer ist es hier 2 m tief und am zerklüfteten Fels schwappen ordentliche Wellen. Zum Glück gibt es eine verrostete Leiter, so dass wir ohne Schrammen uns Wasser kommen und die Gegend erkunden können.

Da muß man doch eine Schnorchelpause einlegen, oder?


Das Wasser ist klar, aber die meisten Korallen sind tot und es gibt nicht viel interessantes Leben. Doch das ist nicht sonderlich schlimm, denn das eigentliche Sealife spielt sich momentan sowieso an Land ab. Eine Krabbenart trifft sich zur Paarung im angrenzenden Wald und muß dazu die Küstenstraße überqueren. Als wir die ersten drei Krabben entlang der Straße entdeckten waren wir noch völlig aus dem Häuschen, doch aus dreien wurden zehn und je weiter wir jetzt fahren, desto mehr suizidale Krabben stehen auf der Straße herum, statt sie schnellstmöglich zu überqueren. Im Wald ist ihre Dichte noch höher und die Szene gleicht einem Horrorfilm. Der ganze Boden scheint sich zu bewegen und von überall blicken einen die kleinen schwarzen Augen an.

Mit einzelnen Krabben fing es an.


Schon vor dem Badestopp fiel es uns auf: Es stinkt hier so unangenehm und jetzt begreifen wir wieso: Man kann den Massen irgendwann einfach nicht mehr ausweichen und so hinterläßt jedes Auto eine Spur zerquetschter Krabben. Die Straße ist wirklich rot von ihren Panzern und überall hocken die Geier herum. Wenigstens sie haben ihren Spaß, doch wir schrecken jedes Mal zusammen, wenn von einem der Räder ein "krsch" heraufschallt.

Das ist Kommunismus: Die Straße ist für alle da!


Patria O Muerte! Gegen Mr. Continental leider keine Chance.


Irgendwann sind wir zum Glück raus aus dem Wandergebiet und können uns wieder entspannen. Es wird langsam Abend und da weit und breit keine Privatunterkunft zu finden ist, halten wir bei allem an, was nach Hotel aussieht. Zweimal landen wir somit bei Hotels, die für Kubanische Arbeiter vorbehalten sind. Einmal Zuckerrohr- und einmal Mangobauern. Das muß wohl sei eine Art Kdf-Programm für die besonders produktiven Genossen sein.
In der Abenddämmerung ergreifen wir den letzten sich bietenden Strohhalm und kehren in einem richtig alten Sozi-Hotel ein. Es kostet dicke 84 CUC pro Doppelzimmer, ist dafür aber "all inclusive". Darunter darf man sich allerdings nicht den sonst üblichen Standard vorstellen. Die Zimmer sind völlig kahl, die Glasur der Kacheln im Bad ist abgenutzt, von Handtuchhaltern keine Spur, die hängen vermutlich bei den Genossen Angestellten zu Hause und das kulinarische Angebot in Jugenherbergsatmosphäre erinnert eindeutig an die DDR. Dafür erfreuen wir uns an den überall herumhuschenden Echsen. Sie sind ein gutes Stück größer als Eidechsen und wenn sie durch die Gegend watscheln, rollen sie ihren Schwanz auf. Die Spitze baumelt dann wie ein Glöckchen. Ich finde sie völlig beknackt aussehen, aber Steffi findet sie süß.


Sonntag, 30.03.2008 (315. Tag)

Das Frühstück im JH-Saal ist wieder ein wenig krass, denn die Luft ist geschwängert vom Fettgeruch. Der Abschied fällt uns somit leicht und wir machen uns bereit für eine lange Fahrt. Meine Eltern wollen unbedingt nach Vinales, einem Dorf im Westen, dass mit seinen Kalkfelsen und Tabakfeldern so richtig idyllisch sein soll. Vom Tabak und Zigarrenkreislauf haben wir bisher noch nicht viel gesehen, also auf geht's!
Mittags verlassen wir die Autopista und Steffi und ich überfordern meine Eltern anfangs etwas, als wir in einem kleinen Dorf am Straßengrill vier Pizzen kaufen. Touristen gibt es hier nur selten und wir werden natürlich ausgiebig gemustert. Doch die Leute sind alle wirklich total freundlich und die Preise... Also das ist wirklich irre. Hier, weitab vom Tourismus wird man noch nicht abgezockt und wir zahlen 2 Kubanische Pesos pro Pizza, zahlen also für unser Mittagessen umgerechnet einen halben Euro. Wahnsinn, oder? Beim Obstbauern dasselbe, wir bekommen zwei dicke süße Ananas zum selben Preis.
Nachmittags erreichen wir Pinar del Rio und da Steffi und ich etwas stadt-hungrig sind, überreden wir meine Eltern nach einer Casa Particular zu suchen. Die Stadt macht insgesamt allerdings einen extrem trostlosen Eindruck, es stinkt nach Kanalisation und wir entdecken einen Hund, der über und über von Geschwüren bedeckt ist. Das ist uns wirklich etwas zu kraß und wir verlassen die Stadt beinahe fluchtartig und verkrümeln uns in die Berge nach Vinales.
Vinales ist das, was man wohl für einen kubanischen Heimatfilm als Vorbild-Dorf nehmen würde. Die Häuschen machen alle einen sehr gepflegten Eindruck und im Hintergrund erstrecken sich die grünen Tabakfelder, hinter denen die senkrechten Wände der Sandsteinfelsen aufsteigen. In der Luft liegt ein feuchter Dunst und die Bewohner gehen alle entspannt ihrem Leben nach. Es ist wirklich ein kleines Paradies, das von vielen Touristen aufgesucht wird. Eine Casa Partikular grenzt an die andere und man sieht eindeutig: Die Leute hier haben Geld und hier ist die Welt noch in Ordnung.

Das Kleinod Vinales.


Wir sitzen in Schaukelstühlen auf der Veranda und gucken dem Straßenidyll zu. Überall gehen Hühner mit Küken im Schlepptau ihrem Geschäft nach, gegenüber tollen zwei Welpen im Vorgarten, daneben liegen zwei fette schwarze Schweine und schräg gegenüber bekommt ein rosa Ferkel immer wieder seine wilde Phase und springt übermütig um seinen Baum. Dazwischen natürlich Blumen über Blumen, große Schmetterlinge und das entspannte Treiben der Anwohner. Einziger Stöhrenfried ist der Hahn von gegenüber, der sich immer mal wieder auf unsere Straßenseite stiehlt, um eine der Hennen zu stempeln. Danach rennt er wie der größte Stecher der Welt zurück über die Straße und wir begreifen, woher der Begriff "Gockeln" kommt. Auch der dicke schwarze Eber von gegenüber versucht sich hin und wieder dem rosa Ferkel zu nähern, doch die Frau des Hauses brät ihm dann eins mit dem Besen über.

Immer wachsam vor dem Hahn.


Das Abendessen unserer Gastwirte ist gigantisch und kann locker mit den Restaurants mithalten (auch im Preis). Ich bin mal wieder so vollgestopft, dass ich danach nur noch ins Bett wanken kann, während Steffi und meine Eltern noch auf der Veranda sitzen und quatschen.


Montag, 31.03.2008 (316. Tag)

Mit dem Frühstück geht die exzellente Versorgung gleich weiter, so daß wir für den Vormittag erstmal eine Wanderung ansetzen. Um 14:00 wird uns einer für einen Ausritt abholen, also reichlich Zeit, die Kalorien in Schweiß zu verwandeln.
Auf dem Land setzt sich die Idylle fort und wir genießen die Ruhe hier auf den Feldern vor dem tollen Panorama der Felswände. Ein Bauer spricht uns an und obwohl ich anfänglich skeptisch bin, folgen wir ihm zu einer der Hütten, in denen der Tabak getrocknet wird. Es duftet intensiv und bis unter das Dach hängt alles voll mit den Blättern in den verschiedensten Farbabstufungen, von frischem Grün bis tiefem braun.

Frisch geernteter Tabak.


Trocknen in der Scheune.


Als uns der Bauer dann noch zu seiner Hütte einlädt, erhöht sich meine Skepsis und ich erwarte eine Verkaufsshow, doch zum Glück erweisen sich meine Sorgen als grundlos. Er zeigt uns lediglich, wie man Zigarren rollt. Die Blätter sind dabei gar nicht richtig trocken, aber es ist klar, man könnte sie sonst auch nicht verarbeiten. Bevor wir eine Chance haben nein zu sagen, brennt eine der frischen Zigarren und wir bekommen sie angereicht. Mein Vater prescht vor, aber dann "müssen" wir nachziehen und vorsichtig paffen wir an der dicken Havanna. Immer nur vorsichtig in den Mund, blos nicht auf Lunge, sonst brennt's. Bei mir hat sich derweilen ein junges Kätzchen auf dem Schoß zusammengerollt und macht die Idylle komplett.

Exotische Blütenpracht eines Baumes.


Unsere Wanderung führt uns ansonsten einmal längs durch das Tal und egal wohin man kommt, überall herrscht diese geruhsame, entspannte, ländliche Stimmung. Die Gegend ist wirklich ein Kleinod und wir hoffen, dass der Tourismus sie nicht versaut.
Die meisten Tabakfelder sind schon abgeerntet und wir lernen, dass als nächstes Mais angebaut wird. So geht es immer hin und her. Auf einem anderen Feld entdecken wir Ananas und es ist für mich das erste Mal, dass ich die zugehörige Pflanze sehe. Sie ist agavenartig und in der Mitte jeder Pflanze wächst nur eine Frucht. Ist also ein ziemliches Luxus-Obst, erstaunlich, dass sie trotzdem so günstig ist.

Ananasplantage.


Die Sonne brennt mittags unbarmherzig, und wir sind froh, als wir wieder in unserem Schaukelstühlen im Schatten der Veranda sitzen dürfen. Steffi und ich latschen noch eben beim Tabakbauern vorbei und bringen ihm ein paar Mitbringsel. Als wir zurückkommen ist unser Reitführer schon da, es wird also Zeit, sich in die lange Hose (uuuaaaarrrrgghhhh) zu quälen und zu im nach Hause zu fahren. Dort steht für jeden von uns ein Gaul bereit, er weist sie uns zu und dann kann es auch gleich losgehen.
Den Namen meines Mustangs kann ich mir einfach nicht merken, aber da ich eh nur auf deutsch mit ihm rede, scheint es egal zu sein. Ich taufe ihn Jolly Jumper was ihm zu gefallen scheint. Zumindest dreht er heftig mit den Ohren, wenn ich ihm den Abspannsong von Lucky Luke vorsinge. Jedes Pferd hat eindeutig einen eigenen Charakter. Die meisten sind ziemlich stoisch und lahm. Steffis Mariposa (Schmetterling) macht ihrem Namen nicht viel Ehre, Marion reitet auf einer alten Oma, Jochens ist eine fiese Zecke der nach jedem beißt, der ihn überholt, doch meiner hat eindeutig Pfeffer im Popo und nachdem wir Jochens Abdrängmanöver einmal umgangen haben, sind wir auf und davon und preschen vor den anderen her. Vor allem am Anfang habe ich mit dem Elan meines Gauls so meine Probleme, ist die Wackelei doch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Auch schmeißt er mich beim Traben ganz schön brutal herum und ich fürchte zwischenzeitlich um meine Männlichkeit. Irgendwann arrangieren wir uns jedoch und kommen ganz prächtig zurecht. Ja, ich schaffe es sogar die Kontrolle zu übernehmen und kann steuern, ob wir dem lahmen Troß davontraben, oder am Wegesrand grasend warten.

Der lahme Troß hinter uns.


Wir reiten auf kleinen Bauernwegen durch die Felder in ein Seitental und halten auf die senkrechte Felswand zu. Im Schatten eines gigantischen Bam hains tränken wir die Pferde an einem Bach und binden sie an. Wir sind an der Höhle der Stille angekommen und werden von unserem Führer und einem anderen Kubaner hineingeführt. 14 km soll die Höhle tief sein, doch nach 100 m stehen wir vor einem Tümpel und verstehen, warum wir Schwimmsachen mitnehmen sollten. Kalt ist das Wasser, zumindest scheint es uns anfangs so und schlammig trübe ist es auch. Wir folgen dem Kubaner also eher widerwillig und schwimmen weiter in die Finsternis. Ein komisches Gefühl und da man nie weiß, was unter Wasser kommt, ist es nicht sehr entspannend. Als der Tümpel zuende ist, könnte man weiter gehen, doch das scheint nicht Teil des Programms zu sein und wir drehen um.

Ja wirklich, hier waren wir schwimmen.


Nach der Kälte ist es herrlich, wieder in der Hitze durch das Land zu reiten und viel zu schnell erreichen wir einen weiteren Zwischenstopp, wo es eine Mischung aus frisch gepresstem Zuckerrohr- mit Lemonensaft und Rum gibt. Außerdem bekommen wir wieder das Zigarrenrollen vorgeführt und Kaffee und Zigarren angeboten. Aber wir sind schon versorgt, können also weiterreiten.

Lucky Tim auf seinem feurigen Mustang.


Der Rückweg ist ansonsten unspektakulär. Auch mein "Mustang ohne entsprechende Atribute" wird ruhiger und mit viel Arbeit schaffe ich es sogar, neben Steffi zu bleiben. Voraus wirbelt ein Ochsenschlitten Staub auf. Es ist wirklich unglaublich: Man nehme zwei schwere Ochsen, binde sie mit einer Holzbohle an den Hörnern zusammen, an der ein grob zusammengezimmerter Schlitten aus dicken Holzbalken hängt. Manchmal besteht der Schlitten aber auch einfach nur aus einem Traktorreifen.
Überall trippeln Hühner mit Küken durch's Unterholz und hier und da ist ein Schwein angebunden. Einmal entdecken wir aber auch vier kleine Ferkel, die irgendwo ausgebüchst sind und jetzt hier als Jugendgang die Gegend unsicher machen.
Zurück am Hof stellen wir erleichtert fest, dass wir ohne wunde Stellen davongekommen sind. Das Gehen ist allerdings ungewohnt und wir sind echt erschlagen, als wir zu Hause ankommen. Auf unser Bitten fällt das Abendessen (Thunfisch) heute kleiner aus und danach ist dann auch sonst nicht mehr viel mit mir los.


Dienstag, 01.04.2008 (317. Tag)

Das heute der erste April ist haben wir völlig übersehen, aber dafür foppen uns die Karte und die Straßen. Wir wollen entlang der Küste nach Havanna fahren, doch müssen wir nach 20 km nochmal umdrehen und wieder 15 km zurückfahren. Die Straße verwandelte sich zusehends in eine Sandpiste und irgendwann ist sie so ausgewaschen, dass man wohl nur noch mit einem dicken Jeep weiter käme.

Immer der Küste entlang.


Mittags erleben wir dasselbe nochmal. Wir wollen einen Schwimm-Stopp einlegen und nach der Karte würde hier eine große Straße zu einer Bucht führen. Doch auch hier enden wir auf einer buckligen Sandpiste und werden irgendwann auf ein ratterndes Geräusch aufmerksam. Es ist unsere Felge rechts hinten, die über den Boden knirscht, der Reifen ist platt.

Zwangspause mit Ananas.


Die Zwangspause versüßen wir uns mit einer Ananas und drehen dann um. Wenn man kein Rad mehr in Reserve hat, sind solche Sandpisten irgendwie nicht sehr entspannt zu befahren. Eine Ecke weiter versuchen wir es erneut und diesmal führt die Straße bis an eine Bucht, an der wieder so eine Kdf-Anstalt liegt. Das Wasser ist allerdings trüb und flach, so daß wir nicht lange bleiben.
In Bahia de Baracoa, einem Dorf vor Havanna suchen wir uns zwei Casas Particulares und nutzen den Nachmittag zu einem Spaziergang. Die Häuser sind hier wirklich bis ans Wasser gebaut. Ich frage mich, wie es hier bei einem Hurrikan zugeht, bei uns wären solch exponierte Baugründe unmöglich. Die meisten Hütten sind ziemlich heruntergekommen, aber das Haus in dem meine Eltern wohnen ist piekfein und gepflegt. Es stellt sich heraus, dass der Eigner Bauingenieur ist, damit hat er wohl eine gute Quelle für die Materialien...

Wie es hier wohl bei einem Hurrikan aussieht?


In den Straßen ist viel Leben und überall spielen die Kinder Baseball. Mangels Bällen müssen Kronkorken herhalten.
Zum Abendessen gehen wir in ein echt kubanisches Restaurant. Obwohl sie so perfekte Bedingungen haben, essen die Kubaner im eiskalt gekühlten Innenraum, der mit dicken Gardinen von der Außenwelt abgeschottet ist. Wir fühlen uns an ein Zwischending zwischen Bunker und Jugendherberge erinnert. Beim Bestellen des Essens stellt sich heraus, dass es die meisten Dinge auf der Karte nicht gibt und da der Wirt nur noch ein Hühnchen hat, bekommt es meine Mutter und wir drei anderen leben mit einem Fertig-Cordon-Bleu. Doch bei diesen Preisen darf man nicht meckern, wir bezahlen dasselbe wie die Kubaner, für uns ist es also spottbillig.
Der Wirt will uns scheinbar was gutes tun, schmeißt die Glotze in der Ecke an und legt eine selbstkopierte Kassette in den Rekorder. So werden wir von einer kubanischen Version von MTV beschallt und bekommen Einblicke in die nationale Poppkultur. Es ist wirklich sehr "kultig", die Lieder sind durchgehend schnulzig und es sieht so aus, als hätten sich ein paar Freunde zusammengetan um in Heimarbeit MTV zu kopieren. Es zeigt mal wieder einen der vielen Widersprüche des Landes: Man macht groß einen auf Kommunismus und verteufelt die USA, aber letztendlich versucht man diesen ganzen Konsumwahnsinn dann doch zu kopieren.


Mittwoch, 02.04.2008 (318. Tag)

Was war das für eine blöde Nacht. Zum ersten Mal hatten wir eine Zudecke aus feinstem Polyester und es war einfach nur ekelig. Dazu diese heißen Temperaturen und Mücken... Unser Zimmer ist sowieso ziemlich schräg und ich bin froh, als wir es verlassen.

Schöööööööööööööööööööön, was?


Durchlauferhitzerduschkopf. Immer locker bleiben, alles sicher!


Am Auto dann leider eine kleine Überraschung: Der Reifen links vorne ist platt. Den hatten wir schon die ganze Fahrt über im Visier und pumpten von Zeit zu Zeit nach, aber jetzt scheint er wohl endgültig die Lus/ft verlohren zu haben. Wir sind relativ entspannt, aber heute Abend geht der Flieger meiner Eltern, also viel Zeit haben wir nicht. Brauchen wir aber auch nicht, denn als wir mit unserem Krempel aus unserer Casa zurück kommen, ist alles erledigt. Die Kubaner sind wahre Meister in der Reifenpflege und die Wirtin meiner Eltern hat ruckzug den dörflichen Reifenflicker organisiert.
Am Horizont sieht man schon die großen Gebäude von Havanna, aber wir machen noch einen kurzen Zwischenstopp an der Marina Hemmingway. Sie ist allerdings alles andere als einladend, der Wachmann läßt uns nicht auf die Mole und entlang der Hafenbecken die Ferienwohnungen der Parteibonzen anschauen ist nicht so unser Ding. Also weiter auf Havanna zu und mitten durch's Diplomatenviertel. Hier stehen wirklich gigantische, feudale Villen im Kolonialstil und vor fast jeder weht die Flagge eines anderen Staats.
Nach dieser Pracht biegt die Straße zum Wasser ab und führt direkt am Ufer entlang. Das hier ist der legendäre Malecon, die frühere Prachtstraße, doch jetzt sind die meisten Häuser hier ziemlich verfallen und die Hochäuser erinnern uns and die Ostblock-Plattenbauten.

Jemand 'ne Priese Asbest gefällig?


Die Altstadt bietet zu dem allgemeinen Verfall einen krassen Gegensatz. Hier fließen die Touristengelder hinein und wird heftig renoviert. Sieht auch alles echt schick aus und wir hoffen, dass sich die Renovierungsarbeiten zukünftig auch in den Rest Havannas ausbreiten. Die Gebäude hätten es zumindest verdient, es sind die feudalsten Stadthäuser.

Die frisch renovierte Altstadt.


Nach einem kurzen Rundlauf mit meinen Eltern, bringen sie uns zu unserer Casa Particular, die direkt am Malecon (die Promenade) liegt. Von außen hätte ich bei dem Haus ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es bewohnt ist, aber die Zimmer lassen uns staunen. Sie sind 6 m hoch und die Decken sind mit Stuck verziert. Havanna muß es früher mal richtig gut gegangen sein. Auch die Türen reichen bis zur Decke, doch es gibt vor den normalen Türflügeln auch noch halbhohe (immer noch 3 m hoch), so daß man die großen zum Lüften offen lassen kann. Unser Wirt rät uns, sie immer zu schließen, da der Hauskater sonst unser Bett in Beschlag nehmen würde. Hinten im Flur fehlt die halbe Decke, doch über unserem Zimmer scheint sie dicht zu sein, wir sehen das ganze als kleinen Ausflug ins Reich der Hausbesetzer-Szene.
Wir begleiten meine Eltern zum Flughafen. Schnell noch einen Rum kaufen, einchecken und die 25 CUC/Person an Flughafengebühr abdrücken. Dann bekommen wir ihr restliches Geld und nach einem letzten gemeinsamen Drink erkundigen wir uns nach einem Bus zurück in die Stadt. Den gibt's aber nicht, die Touris sollen mal schön die Taxis unterstützen. 20 CUC führ die Heimfahrt? Das sehen wir gar nicht ein und auf wiederholte Nachfrage erfahren wir, dass von Terminal 1 (dem für Lokalflüge) doch einer fährt.

Tropische Schauer versenken kurzfristig die ganze Stadt.


Es giest in Strömen, als wir endlich in einem chinesischen Bus Richtung Zentrum sitzen. Kosten: 1/25 CUC. Dieser Unterschied zwischen Touristen- und Einheimischenpreisen ist wirklich der Wahnsinn. Es geht am Place de la Revolucion entlang und im allgemeinen Grau sieht das monumentale Ding trostlos aus. Wirklich überall wird die "Revolucion" gefeiert und ich frage mich, wie man sein Volk über 50 Jahre damit hinhalten kann. Doch scheinbar kämpfen die Kubaner so sehr mit dem eigenen Überleben, dass sie für eine neue Revolution gar keine Zeit haben.

Das Capitol, natürlich etwas größer als das vom Feind im Norden.


Den Abend spazieren wir durch die Altstadt und den Obispo entlang. Es ist die Ausgehmeile für die Touristen. In vielen Kneipen spielen Bands die übliche Musik, doch Kubaner sieht man wenig. Ausgehen ist für sie finanziell einfach nicht drin und so kommt bei uns nicht viel Freude auf. Als wir auf dem Rückweg wieder abseits der Touripfade wandeln, entdecken wir eine waschechte, lokale Fußballkneipe und werden vom jungen Wirt begeister hereingewinkt. Wir teilen uns einen Mochito und "unterhalten" uns ausgiebig. Zum Schluß müssen wir uns sogar noch auf der Flagge des Vereins von Bilbao verewigen und ich male eine kleine Apelia drauf. Schade, dass wir nicht besser spanisch sprechen, hier fühlen wir uns wohl. Es ist immer und überall dasselbe: Dort wo das Leben sich wie erwartet verhält, befindet man sich im Tourirummel. Die Locals haben diese Phase schon lange hinter sich gelassen und versuchen so wie wir zu leben. Tradition wird nur für den Tourismus gewahrt.

Sonnenuntergang an der "Pracht"promenade.



Donnerstag, 03.04.2008 (319. Tag)

Nach dem Frühstück spazieren wir wieder rüber in die Altstadt und besuchen das Museum der Schönen Künste. Es ist aufgeteilt in zwei Ausstellungen: Kubanische und ausländische Kunst. Die ausländische stammt dabei aus der Zeit der Revolution und zeigt die verstaatlichten Kunstwerke. Wir beginnen mit dem kubanischen Teil und verbringen alleine damit schon 3 h. Hier wird mir dann deutlich bewusst, was die Freiheit bedeutet, in der wir leben. Die Künstler dürfen hier eben nicht machen was sie wollen, sondern irgend ein Funktionär entscheidet darüber, ob die Kunst für's Volk geeignet ist, oder nicht. Furchtbar.
Die Bilder sind teilweise ganz schön wild und düster, teilweise sehr kitschig und vielfach stimmen sie mit in die politische Propaganda ein. Steffi entdeckt ein Gemälde mit zwei Boxern. Der stehende trägt die kubanische Flagge auf der Brust und der am Boden liegende ist natürlich der Amerikaner. Da brauchte wohl ein Künstler dringend mehr Fördergelder.

Aus solchen Prachtbauten muss Havanna früher bestanden haben.


Nach der Ausstellung zieht es uns weiter zum Friedhof und nehmen für die Fahrt eine Kutsche. Vorher haben wir uns auf einen Preis geeinigt, den wir bereit sind zu zahlen und tatsächlich, die Forderung des Kutschers ist maßlos überzogen (25 CUC) und wir handeln ihn auf 16 CUC herunter. Das entspricht dem normalen Kutschenpreis für eine Stunde, doch in unserer halben Stunde fahren wir so weit weg vom Zentrum, dass der Fahrer zurück wahrscheinlich eine Leerfahrt hat.
Diese Preisunterschiede zwischen Havanna und dem Land erstaunen uns immer wieder. Die Touristen werden hier kräftig gemolken und meist kommt auf den offiziellen Preis noch ein persönlicher Zuschlag dazu. Man sieht an ihrer Kleidung, dass die Leute, die mit den Touristen zu tun haben besser gestellt sind. Plötzlich tauchen teure Sonnenbrillen und Handys auf. Es gibt auch immer wieder "Hustler", gut gekleidete Kubaner, die einen auf der Straße ansprechen. Meist geht es darum, woher man kommt ("Ah, I have a friend in Germany") und wie lange man schon da ist. Danach geht es dann ziemlich schnell zur Sache und sie versuchen einen in ihr Lokal zu lotsen oder einem Zigarren zu verkaufen. Es nervt, doch wir haben eine coole Methode gelernt, um sie abzuwimmeln: Man ist einfach schon zum vierten Mal in Kuba und jaja, man weiss wo die und die Attraktionen sind. Kurz: Man ist einfach nicht neu und kennt das Spiel. Dann biegen sie in der nächsten Quergasse geschäftig ab und man sieht sie auf dem Rückweg genau an derselben Stelle wieder auf Touristenfang gehen.

Im Touriviertel ist alles schick renoviert.


Der Friedhof ist ein großes Areal mit gigantischen Maosoleen. Sie stammen wohl alle aus der Zeit vor der Revolution oder gehören Parteifunktionären. Alles aus massivem Marmor und verziert mit zahlreichen Skulpturen. Seltsamerweise ist hier und da ein Grabdeckel verrutscht, es sieht ein bisschen wie nach der "Nacht der Zombis" aus. Ich halte die Kamera in einen Schlitz neben dem Deckel und knippse hinein. Das Grab ist tatsächlich leer, da ist also jemand unterwegs...

Da haben sich viele ein dickes Denkmal gesetzt...


...und dabei viel Marmor verbaut.


Zurück an die Promenade gehen wir zu Fuß und kommen dabei durch das wirklich Havanna der Kubaner. Es ist unglaublich, wie zerfallen manche Häuser sind und dass dort dann tatsächlich noch Leute drin wohnen. Ich habe ja bei unserer Unterkunft schon Angst, dass sie zusammen fällt, aber hier würde ich zum Teil nicht mal im entferntesten daran denken, die Bruchbuden zu betreten. So groß ist mein Vertrauen in die spanische Baukunst dann doch nicht.
Wir kommen durch eine Einkaufsgegend und essen für 10 kubanische Pesos (das sind 0,4 CUC) zwei herrliche Brötchen mit gegrilltem Schwein. Das Getränk dazu kostet umgerechnet 0,04 CUC und der Koch vom Steh-Imbis ist total aufgeschlossen und freundlich. Das ist das wahre Kuba, wo man noch nicht vom Tourismus versaut ist und wir sind froh, es doch noch entdeckt zu haben. Was für eine Enttäuschung ist dagegen die Eisdiele, in der man scheinbar aus den kubanischen Pesos Preisen schnell mal CUC-Preise macht und uns soviel abknöpft, wie man wahrscheinlich in Berlin Mitte zahlen würde.

Nummern statt Straßennamen und an den Kreuzungen dann diese Steine.


Steffi will in der großen Kathedrale die Sechs-Uhr-Messe besuchen, doch zu Fuß würden wir das nicht schaffen. Wir schnappen uns ein Fahrradrikscha (3 CUC) und freuen uns darüber, endlich die Füße hochzulegen. Ich passe nicht so ganz auf und bemerke damit nicht, dass unser Fahrer schon nach 100 m vom Malecon abbiegt. Wahrscheinlich kennt er Schleichwege rüber zur Altstadt, aber nach 10 min hält er an und sagt, wir müßten zur Kathedrale die nächste Straße links reinlaufen, er dürfe diesen Bezirk nicht verlassen. Das kommt uns etwas seltsam vor, doch sicher sind wir uns nicht, also zahlen wir und latschen los. Von der Kathedrale natürlich weit und breit keine Spur und als wir einen Passanten fragen, werden wir aufgeklärt, dass es noch etwa 2 km sind.

Es gibt Häuser in jedem Stadium des Verfalls.


Mit jedem Schritt werden wir stinkiger auf unseren Fahrer. Okay, die Richtung stimmte, aber der Rest ist ja wohl nicht die feine Art. Die Messe ist jetzt sowieso schon halb rum, also biegen wir ab und latschen am Malecon entlang nach Hause. Das war nicht nur nicht die feine Art, nein, der Typ ist ein richtiges Arschloch. Der soll mal blos aufpassen, dass er uns nicht über den Weg fährt. Guck mal, da vorne kommen nochmal zwei solche Rikschas... Warte mal, das hintere hat ja eine grüne Persenning und... das ist ja unser Fahrer! Was für ein Glück, sich hier zu begegnen, doch unser Gegenüber sieht das anders und als Steffi auf ihn zugeht und die Hand aufhält, zückt er ohne zu zögern unseren 3 CUC Schein (ach so, ja, also hier gibt es wirklich 3 CUC Scheine!) und gibt ihn zurück. Na also, geht doch, unser Ärger hat sich damit sofort in Luft aufgelöst.
Wir sind nachmittags an einem Kino lang gekommen. Musikkneipen haben wir ja schon gestern besucht, im Theater läuft gerade nichts, also ist unsere Wahl darauf gefallen. Es werden hier ganz gewöhnliche Hollywoodstreifen gezeigt, allerdings sind sie schon 3 Jahre alt. Doch sie laufen im Original und haben einen spanischen Untertitel, also gut für uns.
Wir kommen gerade am Kino an, da bricht ein heftiges Unwetter los und die Straßen und Trottoirs sind im Nu überschwemmt. Ein Ende ist nicht absehbar, also schön, sich jetzt ins leider eiskalt gekühlte Kino zurückzuziehen. Sichtbeton überwiegt in diesem Bauwerk aus den 70er Jahren und das ist ja clever, sie haben an einer Seite einen Naturwasserfall eingebaut. :o) Was da literweise die Wand heruntersprudelt ist Regenwasser und so verwandelt sich das "Parkett" langsam in einen 2 cm tiefen Stausee.
Ich hatte eigentlich vorweg ein wenig Propaganda erwartet, doch der Film beginnt aus dem Stand. Wir sitzen allerdings die gesamten 1,5 h etwas irritiert in unseren Stühlen und begreifen nicht so wirklich, was das gezeigte jetzt mit Bob Dylan zu tun haben soll. Doch der Film heißt auch "I'm not there", d.h. verschiedene Szenen beschreiben lediglich gewisse Abschnitte aus seinem Leben. Ist halt was anspruchvolles und irgendwie sind wir nicht in der richtigen Stimmung dazu.

Völlig zerfallen, aber bewohnt.



Donnerstag, 03.04.2008 (319. Tag)

Den Morgen verbringe ich mit einer intensiven Kraulkur des dicken, wuscheligen Hauskaters. Es ist ein Riesenvieh und ist ja klar, dass der dann auch gaaaaanz viele Streicheleinheiten braucht.

Der dicke, rote Wuschelkater fordert seine Streicheleinheit.


Steffi will noch in die Kunsthalle der ausländischen Kunst, doch mein Kulturpensum ist voll, also suche ich mir ein Hotel mit Internetzugang. Bei diesen Geschwindigkeiten läßt sich damit allerdings nicht viel anfangen, es reicht gerade mal, um weiter Euer Feedback zu lesen. Ganz ganz ganz vielen Dank für die Mails. Die Homepage ist inzwischen auch bei Leuten außerhalb unseres Freundeskreises bekannt und es war schön, von so viel warmen Worten überrascht zu werden. Der Grundtenor war "weiter so", wir werden also nichts ändern. Wie Ihr feststellen könnt, haben wir jetzt eine Spalte mit pdf-Symbolen in der Tagebuch-Übersicht, wodurch Ihr die Tagebucheinträge auch als fertige pdfs herunterladen könnt.

Unser 6 m hoher Raum mit doppelten Lüftungstüren.


Nach meinem Ausflug in die freie Welt stromere ich noch etwas durch die Altstadt und merke, dass ich es jetzt gesehen habe. Hier, wo die Touristenkonzentration hoch ist, tummeln sich viele Bettler und Schwarzhändler und es nervt mich zusehends. Ein Arzt verdient monatlich 25 CUC. Ein Bettler bekommt hier von den unbedarften Touristen sicherlich mehre CUC pro Tag zusammen, also kein Wunder, dass Betteln irgendwann lukrativer wird als arbeiten.
Das geilste bzgl. Schwarzmarkt erleben wir in einem Hotel! Wir fragen den Portier nach einem Zigarrenladen und er bittet uns herein, führt uns hinter die Rezeption in einen kleinen Abstellraum und zeigt uns sein Sammelsurium an Zigarren.
Wir wollen den 16:00 Bus zurück nach Varadero nehmen und lassen uns von einem Coco-Taxi zum Busbahnhof bringen. Diese kleinen Taxis sind typisch für Cuba: Ein GFK-Ei auf drei Rädern, vorne der behelmte Fahrer hinter seinem Mopedlenker und wir hinten auf einer Bank mit nichts als Luft vor uns, bereit für den "Abflug". Die Dinger fahren maximal 50 km/h und wuseln wendig durch den Verkehr. Erinnert an ein Gocart und macht Spaß.

Big fun im Coco-Taxi.


Leider hat sich die Frau im Hotel geirrt und wir haben noch 3 h Zeit bis der Bus fährt. Da hier bis auf den Zoo nebenan wirklich nichts zu sehen ist, zahlen wir die 2 CUC und gucken uns das Elend an. Wir hatten das ja schon erwartet, sozialistische Zoos waren nie so der Bringer, aber als wir dann vor den Käfigen stehen, sinkt unsere Laune ins Bodenlos. Viele sind leer, aber sie haben noch viele Affen die in 4x4 m großen Betonwannen vor sich hinvegetieren und apathisch in die Gegend gucken. Das Futter ist weit verstreut und vermischt sich mit dem Kot und die kleinen Trinkwannen sind voller grünem Schleim. Der Schimpanse hält uns seine Hand hin und da es hier eh nirgendwo Wärter gibt, reiche ich ihm einen Ast, mit dem er sich dann beschäftigt. Das bricht uns wirklich die Herzen.
Getoppt wird die Trübsal bei den Geiern, die allerdings große Käfige haben. Eine junge Familie steht neben uns und damit sich endlich mal was tut, schlägt die Frau mit einem Handtuch vor die Gitterstäbe, so daß die Geier verschreckt das Weite suchen. Das ist wirklich unglaublich, doch wenn es einem selbst "schlecht" geht, kann man scheinbar auf Tiere keine Rücksicht mehr nehmen. Nachdem diese Ar***löcher weg sind, bleiben wir ruhig vor den Gänsegeiern (glaube ich) stehen und siehe da, sie kommen ganz neugierig heran und begutachten uns. Dabei fällt einem eine dicke Made aus dem Schnabel. Naja, bei ihrer Kost ist sowas wohl nicht unüblich.

Neugierig werden wir begutachtet.


Unser Bus fährt pünktlich und seltsamerweise fährt er mitten durch das Stadtzentrum, wo es auch noch einen großen Busbahnhof gibt. Keine Ahnung, wieso uns niemand dort hin geschickt hat... Nach 3 h steigen wir an der Marina aus und finden Apelia in bestem Zustand vor. Drinnen herrscht allerdings das Chaos. Wir hatten die Sitzbretter der gesamten SB-Seite zum Lüften herausgenommen und unser Krempel stapelt sich überall. Müde kämpfen wir uns durch bis in die Bugkoje, lesen noch ein wenig ZEIT und schlafen ein. Morgen beginnt die Arbeit.