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Von Aalborg nach Aarhus


Donnerstag, 14.08.2008 (452. Tag)

Es stürmt als wir aufwachen, d.h. es paßt ganz gut ins Timing, daß wir heute einen Hafentag einlegen. Während Moni und meine Mutter sich in der Kunsthalle den Kulturspeicher auffüllen, ziehen wir an Bord kräftig an der Wurst. Ich schleife und lackiere wiedermal (es sollen ja insgesamt immer 6 Lagen Klarlack geben), gemeinsam machen wir uns an die vielen kleinen Stellen vom Antislip, die nach den 15 Monaten Intensivstnutzung fällig sind und Steffi montiert eine neue Dichtung ins Klo und putzt sich durch das "Bad".
Als Moni und meine Mutter zurück sind, steigen wir alle auf die Skua und fahren sie rüber in den stadtnahen Hafen. Die Fjordparken Marina ist uns zu steril und einfach zu weit weg vom Zentrum, zumal hier seit gestern ein Jazz- und Bluesfestival steigt. Als wir ablegen blicken wir allerdings wieder voller Wehmut und schlechtem Gewissen zurück zu unserer braven Apelia. Es kommt uns fast wie Verrat vor, wie wir sie da ganz alleine in ihrer Box zurücklassen.
Beim Stadtrundgang freuen wir uns erstmal über die wunderschönen Backsteinhäuser, die Aalborgs Zentrum zieren. Aber damit nicht genug, uns fällt auch beiden auf, dass die Mädels hier ganz schön hübsch sind. Ganz natürlich, ein krasser Kontrast zu Großbritanien. Aber auch die männlichen Pendants sehen einfach frisch und gut aus, zumindest nach Steffis Aussage.

Typisch für Dänemark: Kirchenschiff.


Nachdem wir rund sind, stiefeln Steffi und ich zurück zur Apelia und es fühlt sich einfach richtig gut an, wieder an Bord zu gehen. Wieder alleine stellt sich sofort das vertraute Gefühl ein und wir genießen diesen kurzen Hoppser rüber, bei dem uns die W 7 um die Ohren pfeiffen und Apelias Wanten zum kreischen bringen.
Nach einer Pfannkuchenschlacht auf der Skua spazieren wir gemeinsam in die Stadt und suchen uns eine gute Band. Am Wasser und vor dem Rathaus ist der Stil nicht so unser Ding, aber aus dem Weinkeller klingt guter Dixieland-Jazz und wir haben Glück: Obwohl es rappelvoll ist, finden wir in einer Ecke noch ein freies Tischchen und verbringen den Abend andächtig lauschend.


Freitag, 15.08.2008 (453. Tag)

Wir beginnen den Tag wieder mit Bootsarbeiten und das Wetter spielt gnädig mit. In der Sonne wird es sogar richtig warm, T-Shirt-Wetter ist angesagt. Wir lackieren, putzen und tippen Tagebuch. Es scheinen einige von Euch auf eine Nachricht zu warten, seit wir uns aus Schottland verabschiedet haben.
Im Hafen selbst ist ansonsten wenig los. Die Dänischen Schulferien sind vorüber und Deutsche Segler scheinen sich kaum hier hoch zu verirren. Das ist eigentlich ganz angenehm und wir genießen die Ruhe.
Nach Steffis Messe tingeln wir gemeinsam zu Mc Donalds, wo es scheinbar immer ein kostenloses WLAN gibt. Vor der Rathausbühne bleiben wir heute hängen, denn die PS Swingband heizt allen ordentlich ein. Der Geiger fiedelt bis sein Bogen scheinbar nur noch aus Fransen besteht und verzieht sein Gummigesicht, bis es nur noch aus Falten besteht. Wirklich eine heiße Show und wir halten bis zum Ende durch.
Im Brauhaus essen wir zu Abend und da sich die anderen schon auskennen, bestellen wir zwei "Sampler", Holzgerüstchen, auf denen je sechs winzige Gläschen mit den Bieren des Hauses stehen. Alles halbwegs trinkbar (nach Steffis Meinung), nur der Lakrizgeschmack des Skipper Stowt ist echt kraß.

"Sampler" im Brauhaus.


Ansonsten knippsen wir hier wenig von der Umgebung, denn sie ist uns bekannt und irgendwie ist es komisch, "zu Hause" zu knippsen. Ihr müßt also ab jetzt mit Boots- und Personenfotos vorlieb nehmen.


Samstag, 16.08.2008 (454. Tag)

Apelias Deck ist grundiert, wir können also heute weitersegeln und kommen gegen 10:00 los. Nachdem die Eisenbahn- und die Straßenbrücke passiert sind, hissen wir die Segel, aber der Westwind ist einfach zu schwach, wir kommen einfach nicht vom Fleck.
Unter Motor steigt Moni in einer akrobatischen Aktion zu uns über und staunt über unser kleines Heim. Sie segelt zwar auch, ist allerdings etwas aus der Übung und segelt nach Kordialen, statt Kardinalen.

Die Aquavit-Brennerei von Aalborg.


Mittags gibt es Omlett und zum Nachtisch steht ein kleiner Ausflug nach Schottland auf dem Programm: Tea Time mit Short Bread. Als kleine Belohnung frischt der Wind auf und unter Genua und Groß sind wir optimal besegelt, d.h. wir segeln der Skua heute mal davon. Ansonsten ist sie nämlich dank ihrer größeren Länge etwas schneller.
Für die 17 nm nach Hals haben wir den halben Tag gebraucht und da bzgl. des Windes keine Besserung in Sicht ist, suchen wir uns in Hals ein Plätzchen. Das Abendlicht leuchtet alles golden aus und wir genießen diese tolle Stimmung beim Abendspaziergang. Herrlich, dieses Licht haben wir wirklich vermißt. Und warm ist es, bis zum Sonnenuntergang tragen wir T-Shirts und kurze Hosen. Sobald die Sonne weg ist, wird es allerdings richtig kalt. Zeit, um sich ins Bettchen zu koscheln.


Sonntag, 17.08.2008 (455. Tag)

Es ist Sonntag, also steht ein großes Sonntagsfrühstück mit frischen Brötchen auf dem Programm. Lecker lecker, allerdings sind wir immer noch nicht bei den Deutschen Brötchen angekommen.
Es sieht nach einem einfachen Tag aus. Wir wollen nach Anholt und mit dem angekündigte NO-Wind verspricht es eine flotte Fahrt zu werden. An der dänischen Grenze empfangen Marion, Steffis Schwester und Erwin unsere SMS, dass sie die Fähre nehmen sollen, dann geht es los.
Einmal draußen im Fahrwasser wird schnell klar, dass wir mit der Genua übertakelt sind. Also weg damit und hoch mit der großen Fock. Die Stärke des Windes ist aber nicht das einzige, was sich nicht entsprechend der Prognose verhält. Auch die Richtung ist weit östlicher als angesagt, d.h. bis Anholt wäre es ein Anlieger, hoch am Wind. Und für die kommenden Tage sagen sie SW-Wind an, d.h. dann hätten wir es voll gegenan. Nichts für uns lahme Fahrtensegler und nach einem kurzen Funkkontakt mit der Skua fallen wir ab nach Süden und halten auf Grena zu.
Uns drückt ein kleines Hungergefühl und da Steffi unser Grab-Bag aufräumt, beginnen wir, die Müsliriegel daraus zu testen. Irgendwo in Frankreich haben wir sie gekauft und im schlimmsten Notfall wäre das unsere einzige Nahrungsquelle gewesen.
Schon nach dem ersten Bissen schlagen wir drei große Kreuze, dass wir nie in Seenot waren. Das Zeug schmeckt grauenhaft und nach einem halben Riegel geht der Rest über Bord. Vielleicht treffen wir ja unterwegs noch Leute, die Bedarf haben.

Igitt-Müsliriegel von Kelloggs.


Nachdem Steffi sich auf's Ohr gehauen hat, werfe ich die Makrelenangel raus und die Skua legt sich in unser Lee. Ich erwarte eigentlich nichts, denn immer wenn wir in der Ostsee nach Makrelen fischten, war das Ergebnis eher ernüchternd. Wenn, dann erwischten wir einen einzelnen Hornhecht.
Hier im Norden scheint allerdings Makrelenrevier zu sein. Ruckzuck hängen drei Stück hinter dem Paravan, wovon ich allerdings nur zwei an Bord bekomme. Da sie nur in Skuas Kühlschrank frisch bleiben, segelt mein Vater auf Parallelkurs an uns heran und ich schmeiße meiner Mutter auf dem Vordeck eine Leine zu. Daran hängt ein Korb und indem sie dichtholt und ich Leine gebe hangeln wir ihn langsam rüber und die Fische landen im Kühlfach. Genial und vor allem spaßig.

Beim Angeln.


Während Apelia unter der Windfahnensteuerung Kurs hält und die Skua immer standby ist, ziehen wir in zwei Stunden sieben Makrelen aus dem Wasser. Für jeden einen, d.h. heute Abend steht ein Festmal an. Zum Ende hin werden sie dabei immer größer und als ich die letzte ausnehme, finde ich in ihrem Magen zwei kleine Heringe. Sie hat wohl gerade so richtig gut gegessen, doch sie war zu gierig und hätte besser aufhören sollen. Während ich die eine Leine einhole, beißt sogar noch eine an der zweiten an, doch sie hat Glück und ich entlasse sie wieder in die Freiheit.
Nachdem das Mutterschiff seine Ladung gebunkert hat, zieht uns die Skua einfach davon, bis ich endlich die Genua aufgezogen habe. Der Wind hat inzwischen auf Nord gedreht, und so schaffen wir es einfach nicht mehr, zu ihr aufzuschließen. Wir spielen kurz mit dem Gedanken den Spi zu ziehen, sind dann aber doch zu faul.
Als wir in Grena auf die Mole zuhalten, werden wir angepfiffen und entdecken Mari und Erwin, die uns feste zuwinken. Wir nehmen sie gleich von der Mole auf und können somit ein wirklich ganz entspanntes Anlegemanöver (achteraus in die Box) fahren. Hände zum Abhalten haben wir jetzt ausreichend.
In ihrem Auto haben die beiden sogar einen Grill und somit ist die Zubereitung der Makrelen geklärt. Bis in die Dunkelheit sitzen wir an einem der Tische neben dem Klosettgebäude und ich traue mich sogar, die Gitarre herauszuholen und ein wenig zu klimpern. Ich muß dringend mehr üben!

Die versammelte Mannschaft.



Montag, 18.08.2008 (456. Tag)

Wie vorhergesagt, bläst der Wind heute aus SW, d.h. genau gegenan. Wir merken, dass die Gruppe jetzt langsam eine kritische Größe erreicht, denn sie wird träge und bis alles organisiert ist und wir loskommen, ist es schon 11:00. Da unklar ist, wie Grena verkehrstechnisch angebunden ist, fährt meine Tante Moni heute das Auto von Mari und Erwin nach Ebeltoft, wo wir es wagen wollen, die Marina von Öer zu testen. Eine absolute Kunstwelt aus ums Hafenbecken drapierten Ferienhäuschen. Eigentlich eine Sünde, doch es soll ein Schwimmbad geben, was man als Gast mitbenutzen darf. Das wäre eine Abwechslung und bei uns werden Erinnerungen an Nassau wach.
Unter der Genua sind wir eindeutig besser besegelt als die Skua und kommen ganz gut voran. Sobald der Wind aber anzieht, holt sie wieder auf, so daß wir heute fast parallel segeln können. Vor der Halbinsel von Ebeltoft zieht der Wind dann so stark an, dass wir ein Reff einbinden müssen und wir "bangen" schon, ob wir nachher auch noch die Genua gegen die HA-Fock wechseln müssen. Erstmal rennt Apelia aber noch ohne zuviel Lage zu schieben und da wir dicht unter Land kreuzen, belohnt uns diese taktische Entscheidung mit einem großen Vorsprung. Weiter draußen schiebt der Strom mit bis zu einem Knoten nach Nord.
Nachdem die Südspitze der Halbinsel gerundet ist, dürfen wir abfallen und es wird schlagartig ruhig und angenehm warm. Entspannt sind wir trotzdem nicht, denn im Westen über Arhus thront eine mächtige Gewitterwolke. Ein Glück, dass wir schon so nahe an der schützenden Mole des Kanals zur Schleuse sind. Die Genua fällt auf's Deck und nur unter Groß fahren wir in diesen engen Schlund ein. Der ist wirklich schmal. Die Breite mißt knapp zwei Bootslängen und rechts und links gucken die Sandbänke aus dem Wasser. Also kein Wunder, dass unser Blutdruck steigt, als die Tiefe kurzzeitig mal auf 2,5 m abnimmt.

Durch die Schleuse in die Marina von Öer.


Ich habe keine Ahnung wieso, aber die Marina liegt hinter einer Schleuse. Etwa 1,5 m geht es aufwärts, dann fahren wir in das nach Kloake stinkende Becken ein und suchen uns im Windschatten der Ferienhäuser zwei nebeneinander liegende Plätzchen. Irgendwie wirkt alles ziemlich tod. Bis auf ein paar vereinzelte Mannschaften sehen wir keine Menschenseele und die Gebäude sind wirklich heruntergekommen. Scheinbar rentiert sich das Projekt nicht und gammelt jetzt langsam dahin.
Unsere Suche nach dem Schwimmbad wird erst beim zweiten Anlauf von Erfolg gekrönt. Es besteht aus drei stufenförmig angeordneten Becken und ist genauso heruntergekommen wie der Rest. Zum Magnetschloß fehlt uns die Karte, doch wir haben Glück: Die fröhlich planschende dänische Familie läßt uns herein. Die Duschen sind zum Glück warm, aber um in das kalte Becken zu steigen muß ich mich echt überwinden (von der Siffigkeit mal ganz abgesehen). Wir sind wirklich gar nichts mehr gewohnt, doch einmal drinnen geht's, vor allem da das Herumschleudern der zwei Bällchen uns auf Trab hält.
Ein wirkliches Highlight der Anlage ist dann allerdings das kostenlose WLAN. Es ist flott und wir können mal wieder Emails ziehen und das Tagebuch aktualisieren.


Dienstag, 19.08.2008 (457. Tag)

Nachdem Mari und Erwin sich vom Auto verabschiedet haben (das bleibt hier), kommen wir erst gegen 11:00 los, doch das ist egal. Wir wollen heute nach Langör auf Samsö kreuzen, das sind Luftlinie etwa 16 nm.

Durch den schmalen Kanal raus auf's offene Wasser.


SW 3-4 ist angesagt, doch zunächst sind wir mit der HA-Fock unterbesegelt und überlegen, zur Genua zu wechseln. Die Skua zieht uns so besegelt erstmal weg und ich bin nach den letzten Tagen etwas frustriert und verziehe mich an den Kartentisch. Jetzt ist eindeutig das Regattafieber geweckt und an Bord wird es still. Zumindest bei uns Jungs. Erwin steuert und ich navigiere. Die Mädels sehen das alles gelassen, Mari putzt mit einer Zahnbürste die Ecken und Steffi kocht eine gigantische Ladung Chili für heute Abend.
Wir queren die Ebeltoft Vig um aus dem wahrscheinlich immer noch nordgehenden Strom zu kommen und kreuzen mit kleinen Schlägen dicht unter Land nach Süden. Das lohnt sich, denn als wir zur Querung nach Samsö ansetzen, haben wir eine gute Meile Vorsprung herausgefahren. Nur dumm, dass wir immer noch untertakelt sind und die Skua wieder langsam aber sicher näher kommt. Als der Abstand zu klein wird, siegt der Ehrgeiz über die Faulheit und wir wechseln zur Genua, die uns dank des abnehmenden Windes wieder einen Vorteil verschafft, doch ein herannahender Schauer versaut uns alles, der Wind zieht kräftig an und nachdem wir das erste Reff eingebunden und anschließend die Genua geborgen haben, ist die Skua gleichauf.

Monsieur regattiert, Madame putzt...


So endet das heutige "Race" mit einem diplomatischen Gleichstand, als wir gemeinsam die ersten Tonnen vom Kyholm Löb erreichen und unter Motor (genau gegen den Wind) zwischen den Flachs hindurch nach Langör dieseln.
Schön leer ist es hier. Man merkt deutlich, dass die Haupturlaubssaison zuende ist und wir genießen die Ruhe. Allerdings läßt der nächste Schauer die Wanten um uns herum plötzlich aufschreien und wir verkriechen uns allesamt in die Apelia, wo es mit so vielen Leuten ganz schön gemütlich wird. Marion und Moni haben noch eine Ladung Eis organisiert, danach gibt es Steffis Chili und bevor die Folgen davon riechbar werden, machen sich alle auf einen Abendspaziergang, während ich die Ruhe genießend Tagebuch tippe.

Mit sieben Leuten wird's langsam eng.



Mittwoch, 20.08.2008 (458. Tag)

Wir schlafen alle richtig lange aus. Heute fegt ein SW 7 durch die Lagune und niemand hat es mit dem Aufbruch eilig. Wir verschieben ihn sogar auf morgen und während die anderen spazieren gehen, brutzeln Steffi und ich auf der Apelia herum. Zwei Parzellen auf dem Vordeck bekommen die erste Lage neues Antislip und ich ziehe den Klarlack von der Kajütfront. Auf der anderen Stegseite liegt eine große, dänische Holzyacht mit 3DL-Segel und allem drauf und dran. Meine Eltern kommen mit dem Eigner ins Gespräch und er klärt sie darüber auf, dass er nie Lackprobleme hätte und dass es ein bekanntes Problem von Waarschiffen sei, wegen mangelnder Sperrholzqualität. Nee klar...
Es spiegelt so ein bisschen die Menthalität der Segler wieder, wie es uns unterwegs schon auffiel. Hier, in den "Kurzurlaubsrevieren" gehört es zum guten Ton, dass man nie seekrank wird und nie Probleme mit seinem Boot hat. Unterwegs bei den Langfahrtseglern ist es ganz anders. Sie haben keine Probleme zuzugeben, dass sie alle mit der Seekrankheit und der Technik ihrer Boote kämpfen. Es herrscht einfach ein herrlich ehrliches Verhältnis zueinander, etwas was wir hier echt vermissen.
Nachmittags gehen wir nochmal gemeinsam spazieren. Die Landschaft um Langör ist wirklich herrlich und der Ausblick über das Wasser erinnert uns an die Karibik. Der Strand ist weiß und in der Sonne leuchtet das Wasser in allen Schattierungen von türkis bis dunkelblau. Wirklich schön, aber eben ein ganzes Stück kälter.

Tante Moni mit Konfuziusbart.


Zum gemeinsamen Abendessen gibt es eine Lachspfanne und zum Nachtisch zwei Eimer mit selbstgepflückten Brombeeren. Die anderen haben bei ihrem Tagesausflug kräftig gepflückt und wir kommen heute Abend gar nicht mehr aus dem Schwelgen heraus. Brombeeren scheinen eh DIE Pflanze Samsös zu sein. Überall gibt es Hecken und momentan hängen sie voller saftiger Beeren. Hammerlecker!


Donnerstag, 21.08.2008 (459. Tag)

Es weht auch heute noch ziemlich stark, also legen wir einen weiteren Hafentag ein. Samsö ist schön und groß genug damit keine Langeweile aufkommt. Den Vormittag nutzen wir wieder konsequent für Bootsarbeiten, wobei heute alle mit anpacken. Während ich lackiere, putzt Steffi die Bilge und Erwin und Mari polieren die VA-Teile, bis man eine Sonnenbrille braucht, um sich an Bord zurechtzufinden.
Im Wasser unter uns entdeckt Erwin dabei Hornhechte, die nach dem Schwarm kleiner Fische in Apelias Schatten jagen. Es ist wirklich Biounterricht zum "Anfassen" und wir entdecken auch Nesselquallen, die sich mit weit geöffneten Tentakeln durch den Schwarm fallen lassen. Die Hornhechte faszinieren uns allerdings am meisten. Sie sind die einzige Fischart, die wir wirklich überall, auf der gesamten Tour gesehen haben. Es scheinen die flexibelsten Überlebenskünstler zu sein.
Nachmittags mieten wir uns mit meinem Vater drei von den rosafarbenen Fahrrädern (sieht ja keiner) und radeln kreuz und quer über die Insel. Man, tut das gut! Seit Las Palmas haben wir nicht mehr auf Fahrrädern gesessen und wir merken, wie sehr uns das gefehlt hat. Es wird Zeit, dass wir zu unserem Tandem zurückkehren und Schleswig-Holsteins Straßen damit unsicher machen!
Auch sonst ist die Landschaft von Samsö ein Genuß! Vor dem Wind finden wir zwischen den vollen Brombeerhecken und dichten Wäldern Schutz, überall blühen Blumen und an jedem Bauernhof wird Obst und Gemüse zum Selbstbedienen angeboten. Es ist wirklich ein kleines Paradies und nur weil man es halt kennt, fehlt die Exotik der Karibik oder Atlantikinseln.

Dänemark ist für uns das Land der saftigen Brombeeren.


Abends spüren wir die Folgen der langen Radtour nicht nur in den Popos. Wir sind auch richtig geschafft und fallen schon früh in die Koje. Viel verpassen wir dadurch allerdings nicht. Draußen regnet und stürmt es, da ist es in der Koje sowieso am gemütlichsten. Trotzdem nervt uns das Wetter kein Bißchen. Irgendwie sind wir gegenüber Witterungseinflüssen recht immun geworden. Solange die Temperatur stimmt, geht alles.


Freitag, 22.08.2008 (460. Tag)

Nach der obligatorischen Lackrunde setzen Steffi und ich uns spontan unter Deck zusammen und musizieren. Aus dem Folk-Buch spielen wir Hornpipes, das sind ziemlich flotte und schwungvolle Stücke und es klappt auf Anhieb. Scheinbar ist das nicht nur unser Eindruck (der sich stark von dem der Zuhörer unterscheiden kann...), denn als wir aufhören, sitzen die anderen lauschend auf dem Steg und als wir ablegen lobt uns auch noch unser Nachbar.

Wir nähern uns eindeutig der Heimat.


Bei SW um 3 Bft geht es ganz sachte hoch zu Samsös Nordspitze und wir kramen unsere Makrelenköder hervor, um das geringe Tempo zu nutzen. Es geht wie auf dem Weg nach Grena: Wir ziehen eine Makrele nach der anderen heraus und als wir nach dem Anluven in Richtung Aarhus ein Reff einbinden und die Fock bergen beißen sogar drei dicke Klopper auf einen Streich an. Wieder übergeben wir die gesamte Beute an die Skua zum Kühlen. Nach der sechsten Makrele herrscht dann allerdings Beiß-Stille. Wahrscheinlich halten sie sich nicht hier draußen im tiefen Wasser auf, doch da es bis auf eine alles sehr fette Brocken sind, geben wir uns damit zufrieden.

Das Kühlschiff vorneweg.


Die letzte Stunde auf Aarhus zu herrschen Königsbedingungen: Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel und mit halben 4 Bft segelt unser kleines Geschwader mit schäumenden Bugwellen auf Marselisborg zu. Seltsamerweise gibt es um uns herum viele dieser seltsamen Motorboote mit Mast. Ich frage mich wirklich, warum diese Leute ein Segelboot kaufen, wenn sie doch die meiste Zeit motoren. Scheinbar ist der Diesel doch noch zu günstig.
Die Marina Marselisborg im Süden der Stadt wirkt auf den ersten Blick nach ziemlichem Schicki-Micki, doch der erste Eindruck täuscht: Der Preis ist im dänischen Vergleich günstig, die Infrastruktur erstklassig, die Duschpreise gering UND es gibt kostenlose Fahrräder! Im gesamten Stadtgebiet gibt es Stationen, wo man sich mit einem 20-Kronen-Stück (=2,70 EUR) ein Citybike nehmen kann. Genau wie einen Einkaufswagen. Das ist wirklich ein erstklassiger Service und scheinbar funktioniert es hier auch.


Samstag, 23.08.2008 (461. Tag)

So langsam gehen uns die Themen aus und das Tippen vom Tagebuch wird von Mal zu Mal schwerer. Es ist wahrscheinlich das deutlichste Anzeichen dafür, dass wir in die Normalheit des Alltags zurückkehren und das erfüllt uns momentan wirklich mit Wehmut. Die Zeit der maximalen Freiheit geht zu Ende und wird von vielen kleinen Verpflichtungen abgelöst, die uns erwarten. Es war absehbar, wir hatten es so geplant, aber wir haben mehr Mühe damit, als wir es erwartet hatten.
Um wieder ins Lot zu kommen verabschieden wir uns aus der Gruppe und verbringen einen Tag in alter Zweisamkeit. Na gut, nicht ganz, wir besuchen unsere Freunde Elli und Peder und es tut uns sehr gut, zu sehen, dass alles noch wie früher ist. Auf dem Heimweg tingeln wir dann wieder zu zweit durch das erwachende Nightlife der Stadt und genießen die Ungebundenheit und Flexibilität, die in größeren Gruppen naturgemäß verloren geht.

Aarhus bei Nacht.



Sonntag, 24.08.2008 (462. Tag)

Während Steffi mit Mari und Erwin in der Stadt einen auf Kultur machen, bastle (=lackiere) ich am Boot und tippe Tagebuch. Da wir abends gemeinsam Abschied feiern wollen, gehe ich nachmittags ins Kino und gucke den neuen Batman Film, der selbst in der ZEIT als Meisterwerk gefeiert wird. Gut ist er schon, aber seine Kernaussage finde ich ziemlich bedrückend und düster. Trotzdem cool, nochmal einen Film in Originalsprache zu sehen, bevor wir ins Synchronisationsland Deutschland zurückkehren.
Zu viert ziehen wir danach durch die Stadt, essen erstaunlich gut und kehren danach in einer apparten Studentenkneipe ein. Es hätte ein perfekter Abend sein können, doch irgend ein Idiot ist der Meinung, dass Maris und Erwins Wäschebeutel und dreckigen Unterhosen ein lohnendes Klauobjekt sind und verschafft sich seinen Zutritt durch die Fahrerscheibe. So wie wir es später erfahren ein inzwischen durchaus übliches Geschehen bei ausländischen Autos.

Alltag in Dänemark: Tanke Rum!