Von Flensburg nach Wismar
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Nach vier Tagen mit viel Flaute sind wir in Wismar angekommen und genießen bei Steffis Schwester Bine und ihrem Mann Christian eine unbegrenzte Dusche und den Internetzugang. Es war ein rührender Abschied und bei uns floss so manche Träne. DANKE Euch allen für die Anteilnahme und die Verabschiedung!
Etwa 50 Leute frühstückten zur Verabschiedung mit uns.
Zum Einstieg hatten wir einen herrlichen Wind (NO 3) und kreuzten entspannt aus dem Hafen in die Förde hinaus. Kurz hinter der Werft wurden wir von einem kleinen Holzboot bedrängt und erkannten erst ziemlich spät Holger, der schon eine ganze Weile zur Verabschiedung vor dem Hafen auf und ab kreuzte. An den Ochseninseln lagen dann auch noch Thomas und Signe mit Lena, Christian und Lotta beigedreht. Wir konnten uns also insgesamt in kleinen homöopathischen Dosen von allen verabschieden, was einfach leichter fiel, als auf einen Schlag von den 40 Freunden in der Hafenspitze.
Verabschiedet durch viele Freunde machte den Abschied nicht gerade leicht.
Hoffentlich in 1,5 Jahren wieder an derselben Stelle!
Nach der Holnis Enge nahm der Wind langsam ab und da Langballig einladend vor uns lag, beschlossen wir es als erstes Etappenziel anzulaufen. Dabei vergaßen wir, uns auch mal umzudrehen und bemerkten Ulli und Andreas mit Ottos Flyer erst, als sich der Katamaran zischelnd an uns vorbei schob. Was für eine gelungene Überraschung! Zum Beweisfoto mussten die beiden nochmal eine extra Runde drehen, dann hatten wir uns auch von ihnen verabschiedet.
Die Meyer-zu-Schwabedissen-Boys schleichen sich nochmal heran.
Wir waren zu faul zum Kochen, außerdem war es ein Sonntag, also gingen wir zu Mark, den wir vom Tanzen kennen ins Molenstübchen. Wie wir da so etwas melancholisch vor unseren Abschiedsgeschenken saßen und ihm erzählten, dass wir jetzt auf unsere Segeltour gingen, fragte er, wie lange sie denn geplant sei. Als wir "1,5 Jahre" sagten, hätte ich sein Gesicht am liebsten fotografiert. Als wir gingen, kam er noch hinter uns her gerannt und überreichte uns zwei Piccolos. Grandios!
Unser Berg an Abschiedsgeschenken.
Montag fächelte der Wind leider nur schwach aus Ost und so verbrachten wir viel Zeit in der Außenförde. Vor Langballig brachten drei Schweinswale 20 m neben uns einiges an Abwechslung, ansonsten war es diesig und gab nicht viel zu sehen. Aber wir hatten ja massig Zeit, also kein Stress. Sonderborg winkte die ganze Zeit einladend aus dem Dunst, aber da es in Martins Buch "1000 Things to See Before You Die" nicht vorkommt, ließen wir es links liegen. Ich experimentierte mit dem Windpilot. Er funktioniert unglaublich gut, allerdings braucht er auch etwas Wind zum Steuern und den hatten wir zeitweise einfach nicht. Also übernahm der elektrische Pinnenpilot das Steuern, der bei dem glatten Wasser nicht viel zu tun hatte.
Als nachmittags die Sonne heraus kam, wurde es innerhalb von Minuten gnadenlos heiß. Sie hat schon wirklich viel Power, was uns immer beim Blick auf die Strombilanz freut. Das Solarpanel tut kräftig seine Arbeit. Nach und nach entblätterten wir uns, bis einfach nichts mehr übrig blieb. Da segelt man also ein paar Stunden und schon hat man karibische Bedingungen. :o) Das wir sie so schnell erreichen würden, hätten wir nicht gedacht.
1,5 Tage segeln und schon in der Karibik!
Abends kam dann wieder eine Brise und brachte uns nach Maasholm.
Die Wettervorhersage prognostizierte für Dienstag NW 2-4. Perfekte Bedingungen um unter Spi in einem Rutsch in die Nähe von Fehmarn zu kommen. Wie an bisher allen Tagen verlegten wir das Frühstück auf's offene Wasser. Das hilft, uns an Bord schneller zurecht zu finden und spart morgens viel Zeit. Das ganze war allerdings schon lange erledigt, als wir endlich an die Schleimündung kamen, denn der Wind lies auf sich warten.
Auf der Ostsee fingen wir den leichten Hauch zwar mit dem Spi ein, aber er war extrem unbedständig und zwischendurch dümpelten wir einfach nur in absoluter Flaute. Wieder wars sehr heiß, also wieder Karibik-Feeling vor Schleimünde, aber sonst nichts los. Obwohl... Unsere Jungs vond er Marine spielten scheinbar eifrig Krieg. Irgendwo vor Aerö lag ein Versorger und ballerte (für uns) ziellos in der Gegend herum. Zusätzlich tuckerte ein Geschwader von drei Schnellbooten die ganze Zeit um uns herum auf und ab und die machen vielleicht Wellen. ÄTZEND!
Bis 20:00 konnten wir Schleimünde immer noch schwach im Dunst ausmachen, doch dann kam der Wind und endlich ging es voran. Wir segelten plötzlich unter Spi so flott, dass wir von Hand steueren mussten.
Inzwischen waren wir mitten auf der Ostsee, beschlossen also, doch noch bis Heiligenhafen bei Fehmarn durchzufahren. Als es dunkel wurde wechselten wir zur Fock und schalteten die Beleuchtung ein. Ist schon etwas erschreckend, dann einen Blick auf die Energiebilanz zu werfen... Zu allem Überfluß zerbrach genau dann der Schalter vom Topplicht, der schon seit Anfang an angeknackst war. Dank der tollen Schalttafel konnte Tim aber einfach die Verdrahtung anpassen und so fuhren wir wieder mit legaler Beleuchtung.
Segeln in der Abendstimmung, als endlich Wind kommt.
Ab der Dunkelheit führten wir konsequent das Einpicken ein. Klappte auch prima und gab ein sicheres Gefühl. Allerdings stellte sich heraus, dass wir dringend unseren Kompass kalibrieren müssen. Ein Glück, dass wir den GPS hatten.
Die Ansteuerung auf Heiligenhafen forderte dann auch einiges an Gewöhnung. Im ersten Moment erkannten wir nichts, aber so nach und nach kristallisierte sich heraus, welches Licht welche Bedeutung hatte. Ein orangenes Blinklicht entpuppte sich als Sicherungsboot vom Schießgebiet. Da wir mitten durch fuhren schalteten wir das Funkgerät an und hörten prompt einen Anruf für ein unbekanntes Segelboot. Wir antworteten, aber es reagierte nicht. Es stellte sich dann heraus, dass es ein anderes Boot meinte, aber ob unser Funkgerät jetzt funktioniert oder nicht, ist noch offen.
Die letzten Stunden waren wirklich ein flotter Ritt. Ganz ungewohnt, dann noch die Dunkelheit und die Funkerei mit dem Sicherungsboot... Wir waren froh, endlich angekommen zu sein und die Ruhe des Hafens genießen zu können. Wir haben gelernt, dass sich das richtige Fahrtensegeln einiges gemächlicher abspielt und man früher mal ein Segel wegnehmen sollte. Wenn man wirklich lange unterwegs ist, muss man mit seiner Energie stärker haushalten und bolzt nicht mal forsch in die Nacht hinein. Vor allem, wenn man nur zu zweit unterwegs ist. Aber wir stehen ja erst am Anfang unserer Tour und das Ungewohnte wird sicher noch gewohnt.
Wir lagen gerade in der Koje (2:00) da ging ein erst zaghaftes, aber dann immer lauter werdendes Gezwitscher los. Es kam von den Schwälbchen, die überall unter den Stegen nisteten. Keine Ahnung, ob das wirklich solche Frühaufsteher sind, oder ob wir ihnen beim Anlegen zu laut auf dem Dach herumtrampelten, aber es war unterhaltsam.
Der nächtliche "Störenfried".
Ansonsten war Heiligenhafen teuer und kompliziert (extra Schlüssel für's Klo). Außerdem sollte der Wind im Laufe des Tages abnehmen, ein früher Start war also angesagt. Zuerst hatten wir einen Spikurs, später dann einen raumen Wind (um die 3) und so konnte der Windpilot endlich mal zeigen, was er kann. Ich bin völlig fasziniert von der Technik und lasse ihn meistens die Arbeit machen. Stehe dann aber wiederum daneben und glotze ihm "auf die Finger". Ist also jetzt nicht wirklich so, dass ich die Zeit anders nutze, aber das Regelsystem fesselt meine Aufmerksamkeit absolut. Man kann an so vielen Parametern drehen, die natürlich alle getestet werden wollen.
Gegen 18:00 lagen wir in der Box in Wismar und es gab natürlich eine freudige Begrüßung mit Bine. Seitdem verbringen wir hier ein paar entspannte Tage, basteln vormittags an der Apelia herum und unternehmen nachmittags etwas mit Bine. Unterwegs haben wir jetzt 2-Stunden-Schichten eingeführt und wer Freiwache hat, steckt täglich eine Stunde Arbeit in die Apelia. D.h. Putzen, basteln oder sonst was, was der Bootspflege dient. So bleibt hoffentlich alles tiptop in Schuss. Es ist irgendwo ein komisches Gefühl, dass jetzt die Apelia unser alleiniges Zuhause ist. Nicht wie im Urlaub, wo man immer noch nach Hause fahren kann, wenn alle Stricke reißen.
Angekommen in Wismar - Saufen mit Bine.
Seit gestern ist das Wetter unbeständiger geworden. Nach den letzten heißen Tagen soll es über Pfingsten kalt werden, was für einiges an Turbulenzen in der Atmosphäre sorgt. Heute zogen schon kleinere Gewitter durch und wir waren froh, im Hafen zu liegen. Wir wollten eigentlich noch in Scharbeutz bei der F18-Regatta vorbeischauen. Im Prinzip ein Sprung über die Lübecker Bucht, aber bei den Unwettern sind wir lieber vorsichtig. Mal sehen, wie es weiter geht, so langsam lockt die Nordsee und die Fahrt gen Süden.
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