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Von Ijmuiden nach Dover

Die letzte Woche war ziemlich anstrengend und wir kamen zu nichts. Der Wind blies fast konstant aus SW, was für uns Gegenwind, also andauernde Kreuzerei, bedeutete. Und dann lebt es sich auf einem Boot wie der Apelia nicht wirklich entspannt. Da sie so schmal ist, liegt sie am Wind ordentlich auf der Backe. Bei 25° Krängung beginnt sie endlich zu laufen, aber mit dem Komfort hier unten ist es dann nicht so weit. Außerdem machte es uns die Welle auf der Nordsee nicht gerade leichter (vor allem mir) und nach einem Tag auf dem Wasser war man abends ziemlich gerädert und froh, in die Koje fallen zu können. Hinzu kommt, dass Geli, Otto und meine Eltern uns seit Ijmuiden begleiten. Es ist also abends immer viel zu erzählen. Daher also die Funkstille.

Inzwischen liegen wir in Dover und wegen der Tide und des Tors vor dem Hafenbecken werden wir erst morgen weiterfahren. Angefangen haben wir den Tag mit einem kräftigen British Breakfast in einer Hafenspelunke und jetzt wandern meine Eltern und Otto & Geli die Kreidefelsen entlang und Steffi und ich machen einen Boot-Tag. D.h. dass ich jetzt 2 h lang das WLAN des Hafens nutzen darf und Steffi putzt und wir dann unsere Rollen umkehren und ich ein wenig lackiere. Gerade der Klarlack braucht unter dieser Dauerbelastung viel Pflege.

Mittwoch, 13.06.2007 (25.Tag)

Um alles zu rekonstruieren, hangele ich mich jetzt an unserem Logbuch entlang. Am 13.6. steht in unserem Logbuch mit rotem Stift: "14:30 Hausgeist". Wir haben keine Ahnung welches Gerät es ist, aber ab und zu piept hier etwas und wir können es nicht orten. Hat uns da vielleicht jemand von Euch etwas untergeschoben? Zuerst hatten wir die Sturmwarnung des Barographen im Verdacht, aber das Piepen kommt mehr von achtern. Als nächstes dachte ich an den GPS, aber gestern piepste es, als der GPS ausgeschaltet war. Mal sehen, wie lange wir zur Lösung dieses Rätsels noch brauchen. Wir haben auf jeden Fall unseren Spass damit.

Noch mehr Spass brachte uns aber Martin, der als Abschied den Tag mit uns mit segelte. Wir angelten, waren aber etwas zu flott und zogen nur eine Makrele aus dem Wasser, die er mit heim nehmen durfte. Gegen den starken SW war der Tag ein ziemliches Gebolze, zumal die Wellen vormittags auch noch richtig steil waren. Ich musste mich ziemlich konzentrieren, aber Steffi und Martin hatten keine Probleme und genossen die Fahrt. Steffi testete unter diesen Optimalbedingungen noch die neu installierten Kojensegel und fand es gemütlicher, in der Luvkoje ins Segel als in die Polster gedrückt zu werden. Ist also perfekt!

Martin hat keine Probleme mit der Bolzerei.


Die Skua war immer ein klein wenig schneller als wir. Ziemlich ernüchternd, wenn man bedenkt, dass beide Boote fast gleich lang sind, die Apelia allerdings weniger als die Hälfte wiegt und auch sonst viel extremer auf Speed designt ist. Als der Strom kenterte und uns entgegen kam, segelten wir allerdings taktisch klug unter Land und konnten wieder aufholen. Meistens ist die Skua aber einfach schneller.

In Scheveningen erwarteten uns Mari und Erwin und ergänzten unsere Ausrüstung noch um einen Kaffeefilter. Andreas kam etwas später mit dem Fahrrad aus Noordwijk angeradelt und gemeinsam stürzten wir uns auf die niederländischen Snack-Spezialitäten an der nahegelegenen Pommesbude. Lecker! Danach gingen die anderen am Strand schwimmen, während Martin, Andreas und ich faul am Strand lagen und den Sonnenuntergang genossen. Sonst gab's nämlich nicht viel zu sehen. ;o)

Donnerstag, 14.06.2007 (26.Tag)

Heute segelt Geli bei uns mit. Die Bedingungen sind herrlich. Leichter Nordwind und wir dümpeln eifrig angelnd 'gen Süden. Als wir noch fast keine Fahrt machen gehen die zwei Frauen schwimmen, aber mir sind die 18°C einfach zu kalt. Einer muss ja auch aufpassen. Eine gute Ausrede. Nachmittags piepst wieder mal der Hausgeist, allerdings nicht zur exakt selben Zeit wie gestern, scheint also kein gewöhnlicher Alarm zu sein.

Da wir den Spi nicht ziehen (wollen ja Makrelen fangen) zieht uns die Skua langsam davon. Über Funk halten wir Kontakt, ab 2 Meilen Abstand (Skua verschwindet im Dunst) hören wir sie allerdings nicht mehr. Auch bei der Querung des Maasmond (Fahrwasser von Rotterdam) können wir keinen Kontakt zum Funkdienst herstellen, kreuzen das Fahrwasser also auf eigene Faust, was mangels Verkehr zum Glück kein Problem ist. Jetzt ist noch nicht ganz klar, wo das Problem mit dem schlechten Empfang liegt. Auf jeden Fall werden wir alle Steckverbindungen nochmal kontrollieren.

Als wir abends im strömenden Regen das Fahrwasser zum Haringvliet (der nördlichste Arm vom Delta) reinkreuzen, liegen 3 Makrelen im Eimer, die wir abends in Stellendam teilen. Schmecken super, so frisch!

Freitag, 15.06.2007 (27.Tag)

Es ballert schon wieder aus SW, da hat es einfach keinen Zweck außen herum zu gehen und wir segeln innen durch Zeeland (das Delta). Marion steigt heute bei uns zu, ganz angenehm bei den vielen Schleusen und Brückenmanövern. Von diesem Revier haben wir keine Karten, allerdings ist das Segeln mehr eine Kanalschifffahrt. Morgens male ich mir die wichtigsten Punkte aus Jochens Karten ab, womit wir völlig problemlos bis Vlissingen durchkommen.
Bis auf einen fiesen Schauer, der uns genau erwischt und zum Reffen zwingt gibt es nicht viel zu berichten. Abends kommen wir in Kats an der Oosterschelde an und veranstalten auf der Skua eine Pfannkuchenschlacht.

Otto und Geli. Pfannkuchen: 2, Most: 1.


Otto. Pfannkuchen: 4, Most: 3.



Samstag, 16.06.2007 (28.Tag)

Es bläst wie immer aus SW (4-5 Bft) und dicke Schauer ziehen durch. Echt fies und ganz nett, dass wir uns so schön durch Zeeland mogeln können. Otto und Geli bleiben beide auf der Skua also haben wir mal wieder einen Tag zu zweit. Ist auch mal ganz entspannend, irgendwie kommt man mehr zu den üblichen Tätigkeiten, wodurch's in der Apelia bald wieder ordentlicher aussieht. Otto hat die letzten zwei Tage durchgehend gesteuert und macht einen Unter-Deck-Tag um sich zu erholen. Geli filmt uns dafür eifrig und abends können wir uns selbst mal von außen betrachten. Die Apelia sieht wirklich unglaublich hübsch aus.

Die Skua, endlich mal hinter uns.


Das fiese Wetter macht uns die Entscheidung, durch den Kanaal door Walcheren zu motoren einfach. Kurz vor Middelburg erwischt uns so ein fieser Gewitterschauer und wir sind froh, nur durch den Kanal motoren zu müssen. In Vlissingen gibt's dann aber keinen Umweg mehr und wir müssen raus auf die Westerschelde. Die Skua ist länger motort und während wir unter Segeln in der momentanen Flaute des Vorhafens dümpeln, quert sie schon die Westerschelde. Als wir damit anfangen wollen, schiebt sich ein dicker Autotransporter vorbei. Also müssen wir eine Ehrenrunde drehen. Danach könnten wir queren, aber ein weiterer Schauer macht die Sicht völlig zunichte. Also drehen wir noch eine Warteschleife, der Verkehr ist einfach zu dicht.

Viel Verkehr und viele Schauer auf der Westerschelde.


Danach klart es dann auf und wir kommen in einem Stück rüber nach Breskens. Die anderen laden uns zum Essen in das Fischrestaurant am Hafen ein. Hammermäßige Preise für schlechtes Essen und ätzende Atmosphäre. Die Kaschemme sollte man besser meiden!

Sonntag, 17.06.2007 (29.Tag)

Otto segelt heute bei uns mit. Es weht wieder aus SW, aber vormittags schiebt der Strom, wir kommen also einigermaßen gut voran beim Kreuzen. Wir wollen wieder nach Makrelen angeln, aber wegen eines Seehunds, der 20 m hinter uns her schwimmt, lassen wir das Geschirr eingepackt.
Um 14:00 sind wir schon kurz vor Seebrugge. Unter Land tobt eine Regatta von Kielyachten und wir beobachten und beurteilen die teilweise mislungenen Spimanöver. Ohne Snuffer, das taugt einfach nicht. ;o) Mit dem Kentern des Stroms läßt der Wind leider immer mehr nach, so dass wir auf die Genua wechseln. Aber auch sie reicht nicht aus, um gegen den Strom voran zu kommen. Wir kreuzen eigentlich auf der Stelle. Auf dem Schlag seewärts machen wir was gut, aber wenn es dann auf die Mole zugeht, sieht man, wie einen der Strom zurück drückt. Sehr frustrierend, also schmeißen wir den Motor an und mogeln uns um den Molenkopf. Im Hafen kann dann wieder gesegelt werden. Ist auch sinnvoll, denn bis zum Yachthafen ist es ganz schön weit.
Innen im Hafen liegt eine alte Bekannte: Die Pauline von der FSG. Das erfordert natürlich einen kleinen Abstecher. Zwischen den anderen Frachtern sieht sie unglaublich groß aus. Viel massiger als vor der Werfthalle in Flensburg. Hier ist sie eines der größten Schiffe und sieht richtig gut aus. Aus der Nähe werden allerdings viele Roststellen erkennbar. Scheinbar wird sie nicht gerade sanft behandelt.

Pauline, eine alte Bekannte von der FSG.


Im Yachthafen sind wir umgeben von den Rennziegen der Regatta. Ziemlich abgefahrene Teile und auch eine 1010 entdecken wir. Die Sonne scheint und es geht uns richtig gut. Otto kocht einen Linseneintopf und zum Nachtisch gibt's Tee mit holländischen Spezialitäten. Lecker!

Otto singt zur Elvis-CD.


Ab 20:00 geht der Strom wieder südwärts. Der Wind hat inzwischen um 180° gedreht also legen wir ab. Es wird ein herrlicher Abendschlag, bei dem uns Steffi mit Wein den ihre Eltern uns mitgegeben hatten und Käse verköstigt. Der feuerrote Sonnenuntergang trägt zur Stimmung bei und im Dunkeln erreichen wir Oostende.
Ich liege gerade in der Koje, da höre ich nebendran irgend ein Gespräch mit "Polizei". Was dann kommt, glaubt kein Mensch: In einem Schengen-Land, bei dem ich jederzeit völlig unbeobachtet im Auto die Grenze passieren kann, vertreibt sich die belgische Polizei die Nachtstunden damit, Jachten nach ihren Papieren zu fragen. Die ticken doch nicht ganz sauber, oder?

Montag, 18.06.2007 (30.Tag)

Morgens machen Steffi und ich einen Rundgang durch die Stadt, aber was wir sehen ist alles andere als einladend. Es ist dreckig und heruntergekommen und wir sind froh, dass Belgien nur eine so kurze Küste hat.

Impressionen aus Oostende. Alles sehr dreckig.


Es weht wieder aus SW (klar, oder?), aber wir können dem Küstenverlauf hoch am Wind folgen. Wir sind heute alleine und Steffi schläft sich unten aus. Also steuert der Windpilot und ich mache den Rest. D.h. die Skua filmen und zwischen den Sandbänken, die sich parallel zum Ufer entlang ziehen hindurch navigieren. Schon um 13:30 erreichen wir Dunkerque und bevor der Strom wieder kippen kann, steuern wir die Marina an.
Beim Einkaufen offenbart sich uns, dass wir jetzt im Land des Genusses angekommen sind. Das Angebot im Supermarkt ist sowas von genial, lecker und umfangreich. Da könnten wir stundenlang shoppen. Das Käseregal ist 10 m lang und dann all die anderen Köstlichkeiten... Hier fühlen wir uns wirklich wohl und auch das Leben in der Stadt ist ein voller Kontrast zu Belgien.

Dienstag, 19.06.2007 (31.Tag)

Die Bedingungen sehen heute gut aus. Der Wind hat zur Abwechslung auf NE gedreht und bis 15:00 schiebt der Strom gen Süden. Perfekt für die Überfahrt nach Dover und heute begleiten uns Otto und Geli zusammen.
Sofort hinter der Hafenmole geht die Angel über Bord und während wir nacheinander die Fock und die Genua trocken segeln beißen die Makrelen kräftig und werden nach dem Ausnehmen direkt an die Skua zum Kühlen übergeben. Als dann endlich der Spi hoch geht, haben wir drei Stück beisammen und sind dann einfach mit 6,5 kn zu schnell, aber für 6 Leute reicht das schon. Die Skua segelt unter Genacker und wir sind praktisch gleich schnell.

Unsere ständige Begleiterin und Otto + Gelis Hotelboot, die Skua.


Beim Kreuzen des TSS passt einfach alles. Der Wind kommt raum, wir fahren rechtwinklig zur Fahrstrasse, aber der Strom schiebt uns über Grund genau auf Dover zu. Dazu scheint die Sonne vom wolkenfreien Himmel und ab 1/4 der Kanalbreite sehen wir am Horizont die Kreidefelsen leuchten. Das sind wirklich Idealbedingungen, herrlich!

Unser Ziel, Dover. Ab 1/4 der Kanalbreite sichtbar.


Der Verkehr ist mittelmäßig und da wir mit noch einer alten Swan praktisch im Pulk fahren, weichen uns die Großen wenn nötig aus. Es paßt einfach alles. Nur ein Containerfrachter zwingt uns zu einer leichten Korrektur, die wirklich nötig war: In 100 m Abstand passieren wir sein Heck. Imposant, diese Wand aus Containern, die vor einem durchzieht.

Der Grund unseres einzigen Ausweichmanövers.


Nach dem TSS beisst die letzte Makrele. Bei der Übergabe an die Skua sparen wir uns diesmal das Einholen der Angel. Prompt schleppen wir danach nur noch eine lose Leine. Der Paravan scheint sich einmal hinter dem Kiel verhakt zu haben und dann war's um ihn geschehen. Das ist natürlich ärgerlich und die kommenden Tage wollen wir mal unter die Skua tauchen um sicher zu gehen, dass er sich dort nicht irgendwo verhakt hat. Einen neuen haben wir schon hier in Dover bekommen. Im Gegensatz zu Yacht-Zubehör sind das alles Kleckerbeträge.

Übergabe der letzten Makrele.


Die Hafengebühren hier in GB sind wie immer saftig. Sie stiegen ja schon die ganze Zeit langsam an, aber 18 GBP sind für unsere Apelia schon ganz schön saftig. Daran müssen wir uns wohl langsam gewöhnen. Beim Geld holen zog der Automat Gelis Karte ein. Scheinbar war sie zu langsam. Ganz schön paranoid die Engländer und da es 5 min nach dem Schließen der Bank war, standen wir etwas dumm da. Heute morgen bekam sie ihn dann aber wieder anstandslos zurück. Scheint öfter zu passieren.

Obligatorischer Spaziergang über die Kreidefelsen.


So, jetzt muss ich den Rechner mal wieder für Steffi freigeben. Morgen soll es aus S wehen und wenn wir früh genug dran sind, wird das Schleusentor vor unserem Becken noch offen sein, so dass wir mit dem Strom nach Eastbourne flutschen können. Danach soll wieder eine Westwindperiode kommen, aber wir haben ja Zeit, also kein Stress.