Von Oban nach Inverness
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Samstag, 26.07.2008 (433. Tag)
Der Wecker klingelt früh, viel zu früh für uns schlafverwöhnte Langzeiturlauber. Heute steht ein Ausflug nach Glasgow an, wo wir Andreas vom Flughafen abholen wollen. Überpünktlich um 7:30 Uhr stehen wir am Fähranleger. Das ist auch gut so, denn einige Personen, die später kommen, passen nicht mehr auf unsere Hafenfähre "Dirk".
Die Zugfahrt nach Glasgow dauert drei Stunden. Dumm, dass wir nichts zu lesen mitgenommen haben, aber die Landschaft ist abwechslungsreich. Es geht mitten durch die Highlands.
Tim war schon mal vor langer Zeit in Glasgow und erinnert sich an vieles. Er führt mich durch die Glasgow Cathedral. Hier sind Kirchen offensichtlich noch für Jedermann zugänglich ohne Eingritt. Außerdem findet man auch noch ein ruhiges Plätzchen zum Beten. Ich bin angenehm überrascht.
Als nächstes bestaunen wir die Necropolis, den alten Stadtfriedhof. Man findet sehr alte Kreuze mit typisch keltischem Muster darauf. Zum Teil sind sie auch bewachsen.
Alter Grabstein mit schmalblättrigem Weidenröschen.
Zur Mittagspause essen wir eine Ofenkartoffel in einem Vorstadtimbiss. Die Gegend ist krass. Selbst am Tag findet man betrunkene Erwachsene, die sich gegenseitig anpöbeln. Die Schaufenster sind alle vergittert und die Menschen sehen unzufriedenen und verlebt aus. Der Eindruck verstärkt sich noch, als wir in die Innenstadt kommen. Es ist Samstag mittag und die Stadt brummt. Man sollte vermuten, dass man nicht nur Herumhänger und Asis in der Stadt trifft, sondern auch ganz normale Menschen. Leider gefehlt. Nur eine Familie fällt mir durch ihr gepflegtes Auftreten auf. Es sind Zugezogene aus dem nachen Osten. Die Mutter ist bis auf die Augen verschleiert und die halbwüchsigen Töchter tragen auch schon ein Kopftuch. Was für ein Bild muss diese Familie von den "Christen" haben, wenn sie die Menschen dieser Stadt sieht. Kein Wunder, dass sie sich abgrenzen, auch durch die Kleidung.
Schade, dass die Menschen so komisch sind, denn die Kombination von alten und neuen Gebäuden in Glasgow gefällt uns sehr.
Alte und neue Gebäude beieinander.
Durch das ewige Barfusslaufen oder Sandalen-Tragen im letzen Jahr, sind meine Füße so breit geworden, dass ich in meine geschlossenen Schuhe nicht mehr reinpasse. Selbst nach kurzer Zeit schmerzen die Füße. Es ist dringend Zeit, neue Schuhe zu kaufen, denn in Sandalen friert man sich langsam die Zehen hab. Wir finden einen Laden mit überwiegend breiten Schuhen und ich werde sogar fündig. Die Schuhe sind von 45 Pfund auf 29 Pfund reduziert und ich darf mir noch kostenlos ein Paar zusätzlich aussuchen. In meiner Größe gibt es keine schönen Schuhe mehr, also machen wir mit einer anderen Kundin einen Deal, zahlen ihre Schuhe mit und draussen vor der Tür gibt sie uns die Hälfte zurück. Toll, ich kann mich nicht erinnern, jemals Schuhe für 14 Pfund gehabt zu haben.
Ein Bus bringt uns zum Flughafen. Endlich kommt Andeas aus der Tür. Doch leider ist das für ihn keine Überraschung, denn die Kamera, die unsere Sitzgruppe aufnimmt, strahlt ihr Bild in die Ankunfthalle aus! Danke CCTV!
Durch die Verspätung von Andreas Flieger haben wir es eilig, um den letzen Zug nach Oban zu erwischen. Es klappt zum Glück und im Zug gibt es fast eine Weihnachtsfeier vor lauter Mitbringseln und Ersatzteilen. Sogar Tompoucen (Kuchen aus Holland) hat Andreas im Gepäck.
Sonntag, 27.07.2008 (434. Tag)
Auf gut Glück nehmen Andreas und ich um 9 Uhr die Hafenfähre zur Stadt. Ich möchte in die Messe, aber die ist erst um 10:30 Uhr. Wir laufen noch ein bisschen zusammen herum und besichtigen das Kolosseum bevor ich mich auf den Weg zur Kirche mache. Die Messe wird vom Bischof zelebriert und gefällt mir sehr gut. Tim nutzt die Ruhe an Bord, um das Ruderlager noch etwas auszuschleifen und eine Anzeige zum Verkauf von Apelia vorzubereiten.
Den Nachmittag nutzen wir, um eine ausgedehnte Wanderung über die Insel Kerrera zu machen. Die Gegend ist voller Blümchen und Tiere.
Blümchenpracht in Pink.
Zuerst stellen sich uns ein paar Pferde in den Weg, die ihren "Streichel"-Tribut fordern. Mit nach Pferd richenden Händen geht es weiter über Schafweiden. Leider sind die Schafe nicht annähernd so streichelwild, wie die Pferde. Nicht eins erwischen wir. Aber auf der Wiese finden wir immer wieder dicke Klumpen Schaffell. Offensichtlich werfen sie ihre Wolle ab, wenn sie nicht geschoren werden. Die Schafwolle ist aber gar nicht so weich, wie sie aussieht. Irgenwann passieren wir eine Herde mit Highland-Cattle, den riesigen zottigen Rindern, die es hier gibt. Der Bulle ist wirklich imposant. Da wollen WIR nicht streicheln. Tim fühlt sich in seinem roten T-Shirt nicht besonders wohl. Zum Glück sind die Tiere gutmütig. So traut sich auch die Gruppe Schaulustiger, die auf dem Hügel vorsichtig abgewartet hat, durch das Gehege.
Imposantes Rind.
Endlich erreichen wir den "Tea Garden" für den wir schon vor Stunden ein Hinweisschild entdeckt haben. Da der Tag sehr sonnig war, ist jetzt leider alles ausverkauft. Nur Tee können sie noch servieren. Dazu schmecken uns die selber mitgebrachten Kekse. Das Haus wird von Leuten in unserem Alter bewirtschaftet. Ausserdem stellen sie noch ein einfaches Haus zur Übernachtung zur Verfügung. Toll, dass sie davon leben können. Anschauen kann man sich ihre Seite unter www.kerrerabunkhouse.co.uk.
Im Tea Garden lassen wir uns den Tee schmecken.
Der Rückweg führt uns durch den Garten eines Inselbewohners. Den scheint das nicht groß zu stören. Ich glaube, in Deutschland wäre das nicht möglich.
Montag, 28.07.2008 (435. Tag)
Heute ist wieder Werktag, also mache ich mich daran, den mitgebrachten Luftfilter und die Dichtung für die Seewasserpumpe auszutauschen. Währenddessen feilt Tim noch etwas an unserer Anzeige und stellt sie ins Netz. Jetzt ist unsere gute Apelia also zum Verkauf angeboten. Ein komisches Gefühl, aber wir wollen sie ja doch noch dieses Jahr loswerden, wenn möglich.
Mittags machen wir uns auf den Weg Richtung Caledonischer Kanal. Wir haben Zeit, also stört es uns nicht, dass wir eigentlich nur in der Flaute hängen. In der Stille hören wir plötzlich ein Grunzen und Plantschen. Es klingt, als wenn ein Riese ca. 20 Liter Rotze durch die Nase hochzieht. Beim Umschauen sehen wir, dass in der Ferne immer Wasser aufspritzt. Wir segeln näher ran und stellen fest, dass da ein Otter solch unanständige Geräusche von sich gibt. Da wir nur unter Segel laufen, entdeckt er uns recht spät. Er verschwindet und taucht weit hinter uns wieder auf.
Der Gegenstrom setzt ein und wir entscheiden uns endlich für den Motor. Es wird schon
abend und wir schauen uns nach einem geeigneten Ort für die Übernachtung um. Wir finden einen Steg im Sound of Shuna, an dem wir anlegen. Es ist plötzlich sehr warm geworden und so gönnen Andreas und ich uns nach dem Anlegen ein Bad. So ganz ist Andreas die Wassertemperaturen noch nicht gewöhnt.
Ist das Wasser kalt?
Wir wagen uns trotz der Mücken auf einen Abendspaziergang und werden mit schöner Landschaft, Blümchen und einem tollen Blick auf die Wasserburg belohnt.
Spiegelglattes Wasser und Wasserburg.
Blümchen.
Heute ist die Speisenauswahl etwas unaugsgelichen: auf den Bohnensalat zum Mittag folgt abends die Linsensuppe. Hoffentlich fliegt heute nach nicht unsere Bettdecke weg. Wir geniessen die Abgeschiedenheit mit einem Petit Punsch und Hausmusik.
Dienstag, 29.07.2008 (436. Tag)
Um drei Uhr nachts werden wir aus dem Schlaf gerissen. Der Wind steht in die Bucht und das Wasser lässt mit seinen Wellen den Steg mitsamt Apelia heftig tanzen. Bevor uns das Boot zerrissen wird, verlegen wir uns an eine Mooringboje. Gut, dass Andreas dabei ist. Bei der Dunkelheit ist eine Hand mehr sehr hilfreich.
Nach der nächtlichen Störung schlafen wir lange. Das ist kein Verlust, da morgens sowieso der Wind sehr unmotiviert ist. Wir müssen den Motor zur Hilfe nehmen. Bei dem glatten Wasser kann man dafür hervorragend Otter und Seehunde beobachten. Kurz vor Mittag hat der Wind so weit aufgefrischt, dass wir mit 6,8 Knoten kreuzen. Dazu ist die Sonne rausgekommen und es wird richtig warm. Wir müssen sogar reffen, so stark zieht der Wind an. Leider hält er nicht lange durch und nachmittags starten wir schon wieder den Motor, um noch die Schleuse von Corpach, dem Eingang zum Caledonian Canal zu erreichen. Hier hat man seeehhhhr viel Zeit. Wir erledigen die Formalitäten zur Einfahrt in den Kanal, bezahlen unsere 165 Pfund Kanalgebühren und warten und warten. Endlich werden wir geschleust. Allerdings bleiben wir im ersten Becken schon hängen, da wir noch tanken müssen. In der Zwischenzeit haben die Kanalangestellten Feierabend gemacht.
Schleusentor von Corpach mit toller Landschaft.
Da wir noch nich müde sind, trampen wir nach Fort William. Zu dritt ist das nicht so leicht, also teilen wir uns auf und treffen uns in der Stadt beim großen Supermarkt wieder. Unsere erste Sorge gilt dem Kinoprogramm. Die Einheimischen schauen uns nur verständlos an, denn das Kino ist pleite. Na gut, dann halt Essen gehen. Der Burger schmeckt ganz gut und zum Nachtisch gehen wir zu Mc Donalds, denn die haben kostenloses W-Lan. Den Heimweg erledigen wir zu Fuß.
Abendstimmung.
Mittwoch, 30.07.2008 (437. Tag)
Wir haben uns den Wecker auf 7:30 Uhr gestellt, denn um 8 soll die nächste Schleusung sein. Die Zeit reicht gerade für eine heisse Dusche. Leider haben wir uns zu früh gefreut, vor dem Schleusentor dürfen wir wieder warten, weil erst in die entgegengesetzte Richtung geschleust wird. Endlich geht es in das Corpach Twin Lock, gemeinsam mit einem frisch lackierten Seenotrettungskreuzer.
Im Corpach Twin Lock (anclicken für das Filmchen (5,2 MB).
Nach erfolgreicher zweifacher Schleusung wartet schon die Swing-Bridge auf uns. Sie öffent aber, sobald wir ankommen, damit wir sofort wieder vor Neptuns Stair Case warten dürfen. Das sind 8 Schleusenbecken hintereinander. Wir werden mit mehreren Yachten zusammen geschleust. Zur Hilfe stehen Kanalmitarbeiter an den Schleusenbecken, die die Leinen annehmen. Die Manöver klappen bei allen immer besser. Übung macht den Meister. Auch wir haben optimieren, indem Andreas an Land steht und die Leinen RUNTER wirft. Das ist einfacher, als von Bord aus hochwerfen. Fast vier Stunden "steigt" Apelia durch Neptuns Staircase. Dann haben wir endlich das Niveau von Gairlochy erreicht.
In Neptuns Stair Case lernt Apelia Treppen Steigen.
Nach ein paar Kanalmeilen, zwei Swing Bridges und zwei Schleusenbecken liegt endlich der erste große See des Kanals vor uns: Loch Lochy. Der Wind ist unbeständig, aber dennoch ist es ein schönes Segeln. Besonders, weil wir nicht alleine sind, sondern irgendwann auf die Moondance stoßen, einem Kutter nach altem Vorbild gebaut aus Ferrozement. Gefahren wird er von Lucy und Adrian, die ungefähr im selben Alter sind wie wir.
Die Moondance auf dem Loch Lochy.
Gerade noch rechtzeitig vor Feierabend erreichen wir die beiden Laggan Locks und werden noch hochgeschleust. Im Kanal bei Laggan finden wir einen idyllischen Ponton, an dem nur ein anderes Boot liegt. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf.
Im Kanal bei Laggan.
Hier gibt es nicht so viel zu erleben, also hauen wir uns nach dem Abendessen ins Bett und schlafen über dem Zuhören einer Drei-Fragezeichen-Geschichte ein.
Donnerstag, 31.07.2008 (438. Tag)
Als wir morgens spät aufwachen, hat das andere Boot am Steg schon abgelegt. Jetzt gehört uns dieses Stück Kanal also ganz alleine. Toll, da können Andreas und ich mal im Süßwasser schwimmen. Hier funktioniert auch die Seife wieder. Tim ist nicht ins Wasser zu bekommen. Überhaupt ist er kaum mehr hinter der ZEIT hervor zulocken, die Andreas mitgebracht hat. Endlich legen wir ab, zuerst mit Motor, später lassen wir uns treiben und stehen bald vor der nächsten Brücke, die uns von Loch Oich trennt. Dies ist der kleinste See im Kaledonischen Kanal, er ist sehr eng und idyllisch. An einem Steg machen wir fest, um zu wandern. Wie herrlich der Wald duftet!
Idylle.
Das Frühstück ist noch nicht lange her, dennoch können wir einfach nicht an einem zum Hotel umgebauten Schloss vorbeigehen. Wir werden in die Lounge geführt, in der ein anderer Gast gerade sein Klavierspiel abbricht. Wir betteln, dass er weiterspielt. So sitzen wir dann ganz gediegen in den antiken Sesselchen im Erker, lauschen dem Klavierspiel, lassen den Blick über den Garten schweifen, nippen ab und zu am Tee.... Jaja, das ist dekadent. Die Toilette ist mit dickem Teppich ausgelegt und für ganz private Gespräche unter Männern stehen da zwei Sessel an einem Tischchen. In der Preisliste staunen wir über den Hinweis, das weder Hunde noch Kinder in den teuren Zimmern erlaubt sind. Kein Wunder bei den ganzen Porzellanfiguren in den Vitinen.
Im Schloss Glengarry geniessen wir Tee und Scones.
Beim bezahlen stossen wir zufällig auf einen "Geheimtipp". Neben der Kasse steht eine Anzahl Flaschen mit einem Hautpflegeprodukt aus Amerika. Der Geheimtipp bezieht sich aber nicht auf die zarte Haut, sondern auf die Eigenschaft des Mittels, die Midgets, winzig kleine Mücken (dieselben, wie auf Kuba) zu vertreiben. Wir schlagen zu, denn das Mittel ist von der Firma Avon und wird nicht im normalen Handel sondern nur im Katalog angeboten. Komisch finden wir den Namen: "Skin so soft". Ich glaube in Deutschland würde sich kein Produkt mit dem Namen "Haut so weich" verkaufen. Naja, hier soll es jedenfalls wirken und wir sprühen uns großflächig damit ein.
Mangels Wind geht es unter Motor weiter. Um 15:30 Uhr erreichen wir Fort Augustus mit seinen fünf Schleusenbecken. Wir müssen bis 17:00 Uhr warten. Offensichtlich sind diese Schleusenbecken eine Touriattraktion: rechts und links der Becken drängeln sich die Schaulustigen, ein Dudelsackspieler spielt, es gibt Geschäfte, in denen man Karoschals und Shortbread kaufen kann.... Und wer läuft uns in all dem Gedränge über den Weg? Der Klavierspieler aus dem Schloss mit seinen drei Freunden. Wir kommen ins Gespräch und laden sie an Bord auf einen Kaffee ein. Sie kommen aus Frankreich und machen sehr häufig zusammen Urlaub. Während der Schleusung darf einer von ihnen steuern und ist stolz wie Oskar. Hinter der Schleuse verabschieden wir uns wieder. Eigentlich wollten wir jetzt noch weiter segeln. Aber ohne Wind macht das keinen Spaß. Statt dessen fängt Tim an zu kochen. Es soll Cock au Vin geben, was Luc von der Luiza uns so schön serviert hatte. Ein herrliches Essen.
Mit vollen Mägen und Musikinsturmenten bewaffnet, laufen wir zur Moondance, die am selben Steg liegt. Sie hatten uns für den Abend eingeladen. Wir quatschen und musizieren und es ist sehr gemütlich. Tim ist ganz von dem Boot und von dem Klang von Adrians Weterngitarre angetan.
Auf dem Heimweg finden wir eine Kröte auf dem Weg. Weil wir fürchten, dass sie platt getreten wird, sammel ich sie auf. Zuerst wehrt sie sich, aber dann kuschelt sie sich ganz tief in meine warme Hand. Ich wusste gar nicht, wie schön sich so warzenbesetzte Kröten anfühlen können. Wir setzen sie ins Gras. Hoffentlich überlebt sie da.
Freitag, 01.08.2008 (439. Tag)
In der Nacht beginnt es zu regnen und es hört auch nicht mehr so schnell auf. Wir bleiben lange im Bett, vertrödeln die Zeit am Frühstückstisch, aber es regnet immer noch. Nachdem wir Shoppen waren und bei der Post Katharinas Schuhe verschickt haben, die von ihrem Besuch noch an Bord waren, brechen wir trotz des Regens auf. Ich habe Glück, dass die Männer so aufoperungsvoll sind, denn ich darf unten sitzen bleiben. Während sie mit Apelia durch Loch Ness kreuzen, tausche ich endlich den kaputten Reissverschluss meines Rucksacks aus.
Irgendwie haben wir Naschlust. Bei der vergeblichen Suche nach Schoki oder Keksen stolper ich über ein Tütchen Popcorn-Mais. Gut, dann gibt es jetzt Popcorn. Die Nachfrage ist groß und so werden gleich mehrere Portionen gemacht.
Loch Ness.
Irgendwann dreht der Wind auf achterlich und nimmt so stark ab, dass wir den Motor zur Hilfe nehmen. Wir wollen gerne Loch Ness heute wieder verlassen, denn die Konsumlust drängt und wir hoffen auf ein Kino in Inverness. In der Tat, gerade noch rechtzeitig vor Feierabend erreichen wir die Schleuse von Dochgarroch und können so noch durch den Kanal weiter fahren bis vor die Brücke von Inverness. Das tolle an Kanalfahrten ist, dass man keine Schräglage hat. So verwöhnt Tim uns auf diesem Stück noch mit Marillenknödeln. Kaum haben wir festgemacht, stürmen wir schon los in die Stadt. Es ist spät und wenn wir noch einen Film erwischen wollen, müssen wir uns beeilen. Bei Mc Donalds nutzen wir wieder das kostenlose W-Lan und erfragen uns den Weg zum Kino. Leider werden da nur "intelektuelle" Filme gespielt, das passt nicht zu unserem Konsumdrang. So schnappen wir uns kurzentschlossen ein Taxi, dass uns raus ins Einkaufsparadies mit Großkino fährt. Wir werden fündig: um 21:00 Uhr wird hier Hancock gezeigt. Wir lassen uns schön berieseln und fahren nachts mit dem Bus wieder nach Hause.
Samstag, 02.08.2008 (440. Tag)
Unter Motor geht es morgens los zur Schleuse von Muirtown Flight. Wir sind gerade gemeinsam mit der Moondance in das Schleusenbecken eingefahren, da kommen die Schleusenwärter an und erzählen uns, dass sie Teepause machen. Gut, denken wir, das können wir auch und laden kurzerhand die Moondance-Crew zum Tee an Bord. Irgendwann geht es weiter, sodass wir mittags im Vorhafen von Inverness festmachen.
Apelia in der Schleuse von Muirtown Flight.
Wir haben die Stadt Inverness ja schon gestern besichtigt, also wissen wir auch schon, wo wir uns für Andreas Bus nach Edinburgh erkundigen müssen. Die Bustickets sind so günstig, dass Tim und ich uns entschliessen, ihn zu begleiten, eine Nacht in Edinburgh verbringen und erst am Montag wieder zurück zu fahren. Nachdem wir alles gebucht und bezahlt haben, geht es zurück zum Boot, wo wir die Benachrichtigung finden, dass Jörg Gosche mit seiner Frau und seinem Kat Emma im Hafen von Inverness liegt. Jörg läd uns zum Abendessen an Bord ein. Wahnsinn, wieviel Platz man in so einem Boot hat. Es gibt Labskaus und zu meiner großen Freude alkoholfreies Bier aus Deutschland. Mit dieser Grundlage trauen wir uns in die Stadt zur gemeinsamen Whiskyprobe. Die Meinungen gehen stark auseinander, aber ich muss schon sagen, dass mir der 16-jährige Lagavulin doch sehr gut geschmeckt hat. Viel zu spät gehen wir ins Bett, das wird sich morgen rächen.
Die Burg von Inverness.
Sonntag, 03.08.2008 (441. Tag)
Der Wecker reisst uns nach 5 Stunden Schlaf aus den Träumen. Wir sind wie gerädert, müssen trotzdem raus, denn der Bus wird nicht auf uns warten. Auf den 3,5 Stunden Busfahrt schlafen wir immer wieder ein und sind dennoch nicht erholt, als wir Edinburgh erreichen. Die Stadt ist voller Menschen. Als erstes geben wir Andreas Reisetasche beim Bahnhof ab, damit wir sie nicht die ganze Zeit durch die Stadt schleppen müssen. Im Reisebüro erfahren wir dann, dass gerade vier Festivals in der Stadt sind und man deshalb keine Unterkunft in Stadtnähe unter 100 Pfund pro Person bekommt. Während ich noch in der Schlange anstehe und auf Beratung warte, geht Tim schnell ins Internet und findet unter HRS ein HolidayInn-Hotel in zentraler Lage für 100 Euro pro Doppelzimmer. Super, ich bin begeistert und stolz auf meinen Tim. Jetzt sind alle Formalitäten erledigt und wir können uns der Stadterkundung hingeben. Da das Frühstück ausgefallen ist, gehen wir direkt zum Mittagessen über. Es gibt super Pizza und Pasta für vernünftige Preise. Das kennen wir aus Dublin anders. Da hätten wir locker das Doppelte hingelegt.
Gut gestärkt tingeln wir durch die Stadt. Sie ist voller alter Gebäude, wir sind begeistert. Dann stoßen wir auf die Royal Mile, auf der eine ziemlich schräge Parade stattfindet. Viel Dudelsackmusik, viel Haut (LadyBoys of Bankok), viel Asiatisch....
Parade in Edinburgh.
Es gibt genug zu sehen, trotzdem wird uns der Trubel irgendwann zu viel und es wird auch Zeit, zum Flughafen zu fahren. Dort trinken wir noch den "Abschieds-Tee" mit Andreas und kurz darauf verschwindet er betrübt durch die Sicherheitskontrolle. So schnell kann die Zeit vergehen.
Tim und ich sind platt und während Tim im Hotel seine Füße hochlegt und fern sieht, gehe ich in die Abendmesse, die von einem schönen Chor begleitet wird. Nach der Messe gehen wir noch kurz in die Stadt, aber wir sind immer noch unausgeschlafen, schlimmer, als bei einer unserer Langfahrten. Herrlich, jetzt einfach ins Bett fallen, nicht kriechen und wenn man nachts auf Klo muss, geht das ganz einfach: aufstehen, ins Bad gehen, Licht anknipsen, auf Klo, Spülung betätigen, Licht aus, wieder ins Bett. Was für ein Luxus!
Montag, 04.08.2008 (442. Tag)
Der Morgen beginnt mit einer heissen Dusche und dem Gedrängel am Frühstücksbuffet. Ich bin erstaunt, wie ungeschickt man so ein Buffet aufbauen kann. Die Gäste laufen kreuz und quer, Besteck fällt runter... Eine ganz schöne Hektik nach der Ruhe der Nacht.
Wir müssen zwar schon vormittags das Hotelzimmer räumen, dürfen aber unser Gepäck noch im Hotel lassen. Jetzt haben wir noch etwas Zeit, diese herrliche Stadt näher anzusehen. Sie ist in mehreren Etagen gebaut, tiefe Schluchten, viel Grün und tolle Gebäude können wir bestaunen.
Edinburg in mehreren Etagen.
Mittags sitzen wir im Park, geniessen Baguett und leckeren Käse und schauen den Leuten zu, die vorbei kommen. So ein bisschen Ruhe tut gut. Wir sind das Stadtleben einfach nicht mehr gewohnt. Trotzdem zieht es uns irgendwann wieder weiter. Wir stöbern durch Läden, wundern uns über die vielen verschiedenen Schotten-Karo-Muster und finden sogar in einem Second-Hand-Laden eine Tasche für mich.
Um fünf geht unser Bus zurück nach Inverness. Die Busfahrt dauert diesmal länger, weil wir noch andere Orte anfahren. Leider muss ich das ZEIT-Lesen irgendwann abbrechen, da der Busfahrer so komisch fährt, dass mir schlecht wird. Was sind wir erleichtert, als wir endlich Inverness erreichen. Der Einfachheit halber gibt es auf dem Rückweg noch ein Abendessen im chinesischen Imbiss. Zuhause finden wir eine Tüte an der Tür: Jörg und Anke haben uns eine Flasche Wein und eine Zeitung zum Abschied dagelassen. Hoffentlich haben die beiden jetzt eine schöne Zeit und besseres Wetter, als wir gerade hier.
Dienstag, 05.08.2008 (443. Tag)
Wir haben uns entschieden, dass wir, wenn möglich die Nordseeüberquerung von Inverenss aus antreten. Also heisst es jetzt: Wäsche waschen, lackieren, Tagebuch tippen, Emails beantworten. Nachmittags gehen wir in die Stadt, um das Wetter zu ziehen und Mails zu verschicken. Wir haben ein Cafe entdeckt, in dem man kostenloses Internet bekommt und dazu tolles Essen. So lassen wir uns mit Tee und Cointreau-Cheescake verwöhnen, während wir gemeinsam auf einen Monitor starren. Leider haben wir jetzt nur noch ein Laptop zur Verfügung, weil bei Andreas geliehenem die Monitorbeleuchtung nicht mehr funktioniert. Wir stellen fest, dass wir vor Donnerstag nicht aufbrechen sollten. Wir versacken richtig im Netz, finden noch mehr Seiten, auf denen wir Apelia zum Kauf anbieten, schauen nach Mietwohnungen in Flensburg.... Nach sechs sind wir erst wieder an Bord. Aber hier passiert auch nicht mehr viel: Tim verzieht sich mit der Zeitung ins Bett und ich tippe weiter Tagebuch.
Mittwoch, 06.08.2008 (444. Tag)
Heute ist wohl der Herbst ausgebrochen. Während ich vor mich hintippe, wird es immer kälter und es beginnt zu regnen. Ich bin froh, dass Tim endlich vom Einkauf zurück kommt, den Ofen anheizt und Frühstück macht. Langsam taue ich wieder auf. Wir hängen bis spät nachmittags rum, verbringen die Zeit mit Zeitung lesen, tippen, aufräumen ... aber es hilft nichts, der Regen hört nicht auf. Jetzt wird es Zeit, mal ins Internet zu gehen und die Mails zu versenden, die wir geschrieben haben. Und dann ziehen wir nochmal die aktuellen Wetterdaten.
Gestern sah es so aus, als ob wir morgen lossegeln könnten über die Nordsee. Es sind 406 Meilen bis Thyborön und wir hoffen, in drei oder vier Tagen dort anzukommen. Hoffentlich spielt das Wetter mit, im Dauerregen macht das einfach nicht so viel Spaß!
Wir melden uns wieder von der anderen Seite der Nordsee. Viele letzte Grüße aus Schottland von Steffi, Tim und Apelia.
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