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Von Cascais über Lissabon nach Sines


Vorwort (04.10.2007)

Tja, war wohl nichts mit dem Nachholen der Tagebucheinträge auf Madeira. Das volle Entdeckungsprogramm war angesagt auf dieser tollen Insel und mit Wandern und Entspannen verging die Zeit wie im Fluge. Nach einer Woche setzten wir nach La Gomera über. Ein Katzensprung von zwei Tagen und gestern Mittag kamen wir hier an. Beim Check-In dann die große Überraschung: Hier wird endlich mal nach Länge UND Breite abgerechnet und so kommen wir auf einen Tagespreis von knapp 12 EUR. Liegeplatztechnisches Schlaraffenland könnte man wohl sagen! Das WiFi ist kostenlos, aber bis jetzt haben wir die Verbindung noch nicht zustande gebracht. Wenn Ihr das hier lest klappt dann wohl alles.
Gestern Abend kamen Bine (Steffis Schwester) und ihr Mann Christian mit der Schnellfähre aus Teneriffe an. Sie haben für die kommenden zwei Wochen ein Appartement gemietet und wir sehen einer entspannten Zeit entgegen. Da werden wir es dann auch schaffen,d as Tagebuch zu aktualisieren. Versprochen. :o)


31.08.2007 (104. Tag) bis 17.09.2007 (121. Tag)

Zwangs-"gegrounded" verbringen wir etwa 18 Tage in Lissabon. Auch wenn es zwischenzeitlich sehr deprimierend war, hat uns diese Zwangspause letztendlich gut gefallen. Die lange Liegezeit ermöglicht einem einen viel intensiveren Kontakt zur besuchten Region, vor allem zu den Leuten, und als wir dann endlich weiterfahren, fällt uns der Abschied wirklich schwer.
Die ersten Tage ahnen wir natürlich noch nichts von den Rissen im Mast und genießen sie in vollen Zügen. Bis Moni und Thorsten zurückkehren müssen, verbringen wir ein paar schöne Tage auf dem Wasser und an Land. Leider hat sich das Azorenhoch inzwischen unglaublich großflächig ausgedehnt und nimmt der Region jeglichen Wind. Dank des Flutstroms (2,5 kn) schaffen wir es aber doch in 3 h in die Stadt hinein zu treiben und legen uns für eine Nacht ins Alcantara Dock. Hier zahlt man faire 21 EUR/Nacht und hat eine sehr ordentliche Infrastruktur. Die uralten Straßenbahnen bringen einen rasendschnell ins Zentrum, eilig hat man es damit aber nicht, in diesen schnuckeligen Dingern könnte ich locker einen ganzen Tag verbringen. Die Schienen zirkeln sich um die engsten Kurven und überwinden unglaubliche Steigungen. Ich verstehe bis heute nicht, wie die Dinger da hoch kommen.

Mit dem Strom dümpeln wir den Tejo nach Lissabon rein.


Unsere "letzte Ruhestätte" finden wir am Ende in Oeiras, einer modernen Marina auf halber Strecke zwischen Cascais und Lissabon. Mit der Bahn ist man in 20 min im Zentrum, aber hier draußen ist die Luft frischer und bis auf die Discos an den Wochenenden ist es auch stiller. Im Alcantara Dock liegt man direkt hinter dem Containerterminal und schräg unter der Brücke über den Tejo. Die Fahrbahn besteht nur aus einem Gitter, so dass die Autos ein summendes Geräusch erzeugen und man sich die ganze Zeit fragt, ob ein Hornissenschwarm hinter dem Boot steht.

Erste Bananenstauden im Hinterhof des Klosters von Belem.


Nachdem Moni und Thorsten abgereist sind, besteht kein Grund zur Vereinsamung. Sönke und Judith von der Hippopotamus haben Gas gegeben und sind inzwischen in Cascais gelandet. Gemeinsam erkunden wir Lissabon und da die beiden von Freunden mit Geheimtipps versorgt sind, lernen wir ein paar schöne Ecken kennen. Insgesamt finden wir Lissabon aber nicht "die Stadt der Städte", wie uns viele vorgeschwärmt haben. Klar, es gibt ein paar schöne Gegenden, aber die sind selten. Meistens stinkt es nach Kloake und die Straßen sind wirklich extrem siffig und mit Müll verdreckt. Dem Straßenverkehr wird überall der Vorrang gegeben und die Fußwege scheinen mehr ein notwendiges Übel zu sein. Neben einer vierspurigen Strasse, auf der der Verkehr nur so rollt, darf man sich als Fußgänger auf einem 0,5 m breiten Gehweg daher quetschen. Hier wurde städteplanerisch so einiges verpaßt.

Wild zirkelt sich die Straßenbahn durch die Hügel der Stadt.


Erschreckend ist auch die extreme Armut, auf die wir teilweise stoßen. So magere Bettler wie hier haben wir noch nirgends gesehen und in der Hauptfußgängerzone, die vollgestellt ist mit Tischen der Restaurants entdecken wir zehn Meter neben der schmausenden Meute die Penner, die auf der Straße schlafen. Krasser können die Gegensätze einfach nicht sein.
Überall wo der Tourismus tobt schreckt uns der Trubel sowieso eher ab. Man wird auf der Straße von den Häschern der Restaurants vollgequatscht, die Preise sind so hoch wie in Deutschland, allerdings ist die Qualität des Essens miserabel. Mitten in der Fussgängerzone passiert uns dann etwas, was ich eher in Amsterdam erwartet hätte: Wir werden offensiv angelabert, ob wir nicht ein wenig Hasch oder Cocain kaufen wollten. Die Tütchen werden uns direkt unter die Nasen gehalten und das, obwohl 30 m weiter die Polizei steht. Steffi ist total genervt, aber ich finde das ganze ist so grotesk, das ich lauthals lachen muss, was den Dealer völlig irritiert.
Aber es gibt natürlich auch ein paar Highlights. An erster Stelle steht für uns dabei das Aquarium, dass wir uns mit den Hippos und den Hello-Worlds anschauen (Ach ja, Brit schreibt sich nur mit einem "t", aber das nur nebenbei). Um ein bermutlich etwa 10x10 m großes, 5 m tiefes Becken läuft man auf zwei Ebenen herum und kommt dabei noch an kleineren Becken vorbei, die alle unterschiedlichen Vegetationen (Antarktis, Dschungel...) zugeordnet sind. Rechts hat man also immer die kleinen Becken, aber links von einem öffnen immer wieder riesengroße Scheiben den Blick ins große Aquarium. Darin tummelt sich alles mögliche, was wir auf unserer Tour wohl auch mal sehen werden: Haie, Barsche, Thunfische, ein Manta UND: ein Mondfisch! Als er das erste Mal an der Eingangsscheibe entlang schwimmt, geht ein Raunen durch's Publikum und fortan ist er wohl jedermanns Liebling. Mondfische können bis zu 3 t schwer werden und der hier ist noch ein Youngster. Da war der in Nord-Spanien wohl wirklich noch ein Baby.

Größenvergleich an einem Nebenfenster: Steffi und der Mondfisch.


Das Aquarium liegt mitten im ehemaligen Expo-Gelände, welches an sich schon ein architektonisches Highlight ist und was wir deshalb später nochmal besuchen. Hier haben sich die Architekten wirklich austoben dürfen und das meiste davon gefällt auch uns ganz gut. Allerdings sind die großen weiten Flächen in dieser sommerlichen Hitze ganz schön anstrengend und man freut sich, wenn man sich wieder aus der Betonwüste in den Schatten eines Baums zurückziehen kann.

Die Architektur verläßt schon am U-Bahnhof die Bodenhaftung.


Nach diesen Ausflügen beginnen wir alle damit, die Boote für die kommenden Übrfahrten durchzuchecken und klar zu machen. Es sieht eigentlich alles ganz gut aus bei uns. Die Lecks sind gedichtet und nach einem zweiten Anlauf bekommen wir in Cascais auch den gewünschten neuen Akku für's Bordnetz. Der Verkäufer bringt ihn sogar nach der Arbeit nach Oeiras, was für ein Service.
Bei der Mastinspektion dann der Schock, als wir die Risse entdecken. Das meiste habe ich dazu ja schon geschrieben. Nachdem wir anfangs denken die Tour sei vorbei, kommt die Antwort von Hahnfeld-Masten aus Bremen zum Glück rasendschnell und gibt Entwarnung. Eine Reparatur ist möglich und eigentlich problemlos. Eigentlich, denn das Beschaffen der nötigen Materialien bedeutet für uns zwei Tage lang Kopfzerbrechen und nutzlose Rennerei durch die Stadt. Samstag Abend dann der rettende Schritt: Ich spreche Antonio, unseren Stegnachbarn an, der alles weitere für uns organisiert. Schon am nächsten Abend bringt er zwei Maststücke, wovon der eine perfekt auf die Rundung unseres Mastes passt. Auch alles Werkzeug hat Antonio schnell für uns parat. Montag darauf wird der Mast gelegt und ich mache mich in meiner Freiluft-Werkstatt daran, die Blenden auszusägen.

Schweißtreibende Arbeit in der Freiluft-Werkstatt.


Als alle Blenden fertig sind, heisst es warten auf das Päckchen mit den Monellnieten aus Deutschland. Wir nutzen die Zeit um unseren Wassertank auszubauen und den Schimmel darunter zu bekämpfen (Kondensation). Ein Tag ist ein besonderes Highlight, denn Knud und Ute, unsere früheren Vermieter sind mit der AIDA auf Besuch. Wir holen sie am Kreuzfahrer ab und führen sie durch die uns inzwischen ja etwas bekannte Stadt. Die 60 EUR Guthaben aus der abschließenden Nebenkostenabrechnung verfuttern wir gemütlich in einer Tapas-Bar. Leute, das war ein wirkliches Glanzlicht in diesen etwas dunkleren Tagen!

Knud und Ute zu Besuch.


Als die Nieten Freitag ankommen, geht alles sehr schnell. Mit der Profizange eines Nachbarn poppen wir die Blenden auf und feilen die Aufnahmen aus, so dass die Ursache für die Risse behoben ist. Tiago, der Hafenmeister hat erst Samstag um 20:00 Zeit für uns, also verbringen wir noch einen entspannten Tag auf dem Expogelände und finden ein paar abgeschiedene und nette Ecken.

Mal wieder Hibiskus, hier nichts besonderes.


Abends im Dunkeln ist es dann endlich soweit. Alles kein Problem, denn der Hafen ist durch das Flutlicht erleuchtet wie ein Stadion. Um das Masttopp haben wir eine Decke und einen Stropp geschlungen, damit der Mast nicht am Kran scheuert. Alles geht problemlos und wir atmen auf, als Steffi vom Kran nochmal zu allen Püttings gezogen wird und sie auf den korrekten Sitz kontrolliert. Jetzt paßt alles saugend und wir erwarten keine Schwierigkeiten mehr.

Steffi kontrolliert den Sitz der Püttinge.


Über die letzten Tage hier in Oeiras haben wir mal wieder eine neue Mannschaft getroffen, die uns in der kurzen Zeit richtig ans Herz wächst: Ulrike und Klaus, die beiden Rentner unter hamburgischer Flagge, die mit ihrer Einhorn sowie dem Hund Kiwi und der angeleinten Katze auf dem Weg in die Algarve sind. Egal ob beim Frühstück mit ihrem obligatorischen Milchkaffee, dem Abendausklang bei einer Pinacolada aus einem Franziskaner Weißbierglas, dem intensiven Austausch deutscher Zeitungen oder einem Wein an Bord, IMMER haben wir interessante Gespräche und fühlen uns durch die beiden wirklich inspiriert. Bleibt zu hoffen, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren!

Cocktailsaufen mit Ulrike und Klaus.


Unseren letzten Tag in Oeiras verbringen wir mit dem Aufklarieren der Apelia und einem Großeinkauf. Ulrike und Klaus sind Carefour-Fans und bepackt mit Rucksäcken begleiten wir sie in das entsprechende Einkaufszentrum. Unsere Einkaufsliste ist lang, denn der haltbare Kram soll für die Zeit auf Madeira bis hin zu den Kanaren reichen. Nachdem ich die 160 EUR bezahlt habe breche ich fast unter dem Gewicht meines Rucksacks zusammen. Hinzu kommt noch je ein Sixpack mit 1,5 l Flaschen in jeder Hand. Damit schleichen wir zum Bus und lassen uns anschließend mit dem Taxi vom Bahnhof zum Hafen fahren.
Danach müssen wir uns mit dem Feinmachen beeilen, denn pünktlich um 20:00 holt uns Antonios Familie ab um portugiesisch aus essen zu gehen, ohne touristischen Nepp. Wir hatten das vorgeschlagen um uns für die Unterstützung bedanken zu können, hatten dabei aber die portugiesische Gastfreundschaft übersehen. Der gesamte Familienclan stimmte uns nieder und beschloss einstimmig, dass sie uns zum Essen einladen müssten. Das einzige was Antonio akzeptieren wollte war eine Tasse Kaffee und das schlechte Gewissen frißt uns fast auf: Nicht mal das haben wir geschafft.
So fahren wir also mit Antonio, seiner Frau, ihren beiden Söhnen Pedro und Joan sowie Pedros Frau nach Lissabon in ein piekfeines azorisches Restaurant. Ganz der alte Marine-Kapitän bestimmt Antonio eine klassische Platzverteilung. Er und seine Frau sitzen sich dabei in der Mitte des Tischs gegenüber, Steffi zu seiner Rechten und ich zur Rechten seiner Frau. Pedro zu ihrer Linken und seine Frau Sophia zu Antonios Linken.
Das Essen ist ausgezeichnet und der Ober hat seinen Spaß, mit Steffi, der einzigen blonden Frau weit und breit zu schäkern. Mein Hauptgericht ist eine Art Sauerbraten in Rotweinsauce. Unglaublich zart und lecker, allerdings ist die einzige Beilage eine Scheibe süßes Weißbrot, das auch noch völlig vom Fleisch bedeckt wird. Ansonsten nur Fleisch, so weit das Auge reicht.


Dienstag, 18.09.2007 (122.Tag)

Unseren letzten Tag in Oeiras beginnen wir leicht melancholisch. Wie schön war es hier und was haben wir hier freundliche und charmante Leute kennengelernt. Aus den Hafenangestellten sind plötzlich Bekannte geworden und nach und nach wurde einem die Umgebung bekannter und fand man sogar die ein oder andere Abkürzung auf dem Weg zum Bahnhof.
Aber die Trübsal hilft nichts. Wir wollen ja auch weiter und die kommenden Überfahrten sowie die Atlantischen Inseln locken uns. Der Abschied von Ulrike und Klaus fällt überschwänglich aus. Für sie sind wir "die Kinder" und in Zukunft werden sie uns wohl in Gedanken begleiten. Am Diesel-Steg tanken wir nochmal voll und gehen dann ins Hafenbüro zum Zahlen. Als Anouschka die Rechnung fertig macht scheint sie ein schlechtes Gewissen zu haben. Klar Oeiras ist nicht die billigste Marina und 17 Tage summieren sich zu einem guten Sümmchen. Wie zur Entschuldigung überreicht sie uns zum Abschied noch einen Teller mit aufgedrucktem Stadtwappen. Er ist aus Keramik, mal sehen wie lange er überleben wird.
Danach sind alle Leinen wirklich gekappt und verlassen wir bei einem leichten achterlichen Wind die Marina mit Kurs auf Sesimbra. Im Prinzip würden wir am liebsten gleich auf Madeira zuhalten, aber jetzt wollen wir nichts überstürzen und nach diesem Probeschlag nochmal das Rigg kontrollieren.
Der Wind ist schwach und so brauchen wir geschlagene 6 Stunden für die 20 Meilen nach Sesimbra. Kurz vor dem Hafen passe ich nicht auf und mangele eine Fischerboje über. Wir sind langsam und sie ist nur ein alter Plastikkanister, insofern kein Problem.

Tolle Felsformationen am Cabo Espichel.


Beim Einlaufen um 20:00 ist es schon dunkel. Der Hafen ist einfach nur häßlich. Die Yachten drängen sich in einer Ecke des riesigen Fischerhafens weitab von der Stadt. Das einzige Lebewesen ist der Nachtwächter, der uns einen Platz anweist, unsere Daten aufnimmt und uns die Klos öffnet. Eine Magnetkarte darf er uns aber scheinbar nicht aushändigen und so stehen wir kurz darauf vor der verschlossenen Tür am Steg. Wie auch viele Male vorher ist die Absperrung eine Lachnummer und ich klettere an ihr vorbei hinter den Zaun, von wo aus sich die Tür öffnen läßt. Der Nachtwächter sieht dies vom anderen Ende des Hafens, schüttelt den Kopf, aber läßt sich sonst nichts anmerken.


Mittwoch, 19.09.2007 (123.Tag)

Meine nächtliche Kletterei hat ein Nachspiel. Steffi kommt wutschnaubend vom Zahlen zurück. Von der alten Spinatwachtel hat sie sich mehrfach anhören dürfen, dass wir nicht über's Tor klettern sollen. Auch der Rest der Abfertigung war alles andere als freundlich, wir sind hier scheinbar als Chaoten verschrien. Da fällt es uns leicht, den Hafen schnellstmöglich zu verlassen.
Nachdem alle Terminals nochmal kontrolliert und die Wanten noch einen Schlag nachgespannt sind legen wir ab und quälen uns nach Westen, Kurs Madeira! Gemäß unserer Grib-Dateien ist für diese Tage nur sehr wenig Wind vorhergesagt, aber wir wollen hier weg und weiter draußen setzt sich der Nordwind angeblich langsam durch.
Ach ja, die Wettervorhersagen, ein leidliches Thema. Für die Küstenregionen haben wir uns immer an die Angaben auf windfinder.com gehalten, die die Ergebnisse des GFS-Vorhersagemodells graphisch aufarbeitet. Was all diesen Seiten allerdings fehlt ist eine Vorhersage für die offenen Gewässer. Barbara von der RoXanne verwies uns deshalb auf ugrib.com. Nach der Registrierung kann man sich kostenlos eine Software herunterladen, in der man mit Hilfe einer graphischen Oberfläche ein beliebiges Gebiet auswählen kann und dann die Wetterprognose für bis zu sieben Tagen herunterlädt. Macht alles die Software, ist gut zu bedienen und optisch sehr übersichtlich. Natürlich kann man sich die entsprechenden Dateien ("grib-files") auch im Internetcafe herunterladen und mit der Software an Bord ansehen.
In Oeiras hatten wir das letzte Mal grib-Dateien gezogen und sind damit nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Als wir das Cabo Espichel erreichen ist der Wind völlig eingeschlafen, am Himmel stehen Gewitterwolken und der Schwell wirft uns hin und her. Regelrecht zum Kotzen, also drehen wir um und motoren frustriert in dieses Mistloch zurück.
Kurz vor dem Hafen entdecken wir zwischen den senkrechten Felswänden einen malerischen Sandstrand. Da wollen wir hin um wenigstens etwas vom Rest des Tages zu haben! Nachdem die Leinen belegt sind packen wir unseren Schnorchelkram zusammen und machen uns auf den Weg, der immer abenteuerlicher wird und nach einer kurzen Kletterei tatsächlich am besagten Strand endet.

Da geht's hinunter zum Traumstrand.


Beim Schnorcheln trauen wir uns leider nicht weit genug raus und verlassen somit nicht den trüben Brandungsbereich. Trotzdem genießen wir die Erfrischung und machen es uns hinterher mit unseren Büchern in der Sonne bequem. Als wir die Einhorn draußen entlang motoren sehen packen wir wieder ein und laufen schleunigst zurück.
Diesmal zahle ich und bin nicht weniger genervt von diesen faulen Hafenbediensteten. Das topmoderne Hafengebäude wurde zu 85% von der EU finanziert, im Büro sitzen drei gelangweilte Gestalten zwischen einer Einrichtung, die man in keinem deutschen Hafen finden würde (3 PCs, 2 Drucker, 1 Kopierer, 1 Fax) und erledigen einen Berg an nutzlosem Papierkram mit einer Unfähigkeit, die weh tut. Natürlich bekomme auch ich noch die Ermahnung wegen des Kletterns aufgetischt.
Zum Abendessen gibt es eine selbstgekochte serbische Bohnensuppe und so müssen wir uns die Nacht mit den infernalischen Konsequenzen herumschlagen. Aber lecker war's trotzdem, also die Suppe.


Donnerstag, 20.09.2007 (124.Tag)

Mit dem Morgengrauen um 8:00 wachen wir auf. Kein Wind regt sich, aber das ist egal, wir wollen hier weg und nehmen Sines ins Visier. In meinen Schlappen, die ich immer auf dem Steg stehen lasse finde ich die NavTex-Meldungen für den Atlantik von der Hexe, die von einem niederländischen Rentnerpaar gesegelt wird. Was für ein netter Service, wir haben sie heute morgen nur ablegen hören.
Für Madeira sind NW 3-4 angesagt, also die Standardsituation, aber hier herrscht die totale Flaute. Gemeinsam mi tden Einhörnern legen wir ab und veranstalten draußen erstmal einen intensiven Fototermin. In solchen Situationen nutzen wir immer auf das kontinuierliche Bilderschießen unserer kleinen Kamera. Am Ende können wir die beiden mit etwa 50 Fotos versorgen, man hat dann nur die Qual der Wahl, um 5 Bilder aus dem Wust auszusuchen.
Mit der Genua schaffen wir am Anfang noch ein paar Knoten, aber irgendwann wird es uns zu doof und starten wir den Motor. So verbringen wir den gesamten Rest des Tages mit Motorsegeln und gucken, dass unsere Geschwindigkeit um die 4 kn bleibt, damit wir nicht zu spät abends in Sines ankommen. Im Schlepp die Makrelen und die Thun-Angel, denn heute Abend hattenw ir ein großes Fischessen mit den Einhörnern geplant.
Am Horizont sehen wir eine Fregatte, die auch ab und zu ballert. Das erinnert uns an die ersten Tage auf der Ostsee und ein wenig Heimweh kommt auf.
Um 16:00 frischt der Wind dann endlich auf und der Motor kann abgestellt werden. Dies war für die Nacht angekündigt und morgen können wir damit in Richtung Madeira aufbrechen. Wir gehen kurz mal auf die entsprechenden 230 Grad und überlegen, ob wir die Überfahrt nicht schon starten sollen. Windmäßig wäre es ideal, aber wir haben uns ja für den Abend mit Ulrike und Klaus verabredet und freuen uns doch auf noch eine ruhige Nacht im Hafen.
Kurz vor Sines kocht 200 m links von uns das Wasser. Da wird scheinbar mal wieder ein Heringsschwarm aufgerieben. Von oben stürzen sich die Tölpel ins Wasser und von unten machen ihnen die Delphine das Leben schwer. Wir sehen sie springen und die wildesten Bauchplatscher vollführen. Soweit wir wissen nutzen sie das, um den Schwarm zu verwirren und aufzubrechen. Sieht auf jeden Fall spektakulär aus.
Über Sines haben sich im Laufe des Nachmittags immer wildere Wolkenungetüme aufgebaut. Inzwischen formen sie einen gigantischen Amboß und von Zeit zu Zeit hören wir das Grollen des Gewitters. Ein weiterer Grund um jetzt lieber den Hafen anzulaufen. Die Einhörner mit ihrer stärkeren Maschine sind schon eine ganze Weile da und haben uns auch schon einen Platz reserviert.
Die Hafenmole ist wie es sich für einen Industriehafen gehört ewig lang und auf der Innenseite liegt ein echter Riesentanker. Ein wahrer Koloss und das "Deckshäuschen" sieht irgendwie verloren aus, auf diesem gigantischen Rumpf. Als wir die Mole entlang schippern beißen die Makrelen plötzlich wie verrückt, aber es scheint mal wieder eine Kinderstube zu sein und nur zwei sind groß genug um sie zu behalten.
Am Steg ist großer Empfang durch Ulrike und Klaus. Es erinnert mich ein wenig an die Tage mit meinen Eltern. :o) Wir übergeben ihnen die Makrelen, die sofort in den Kühlschrank kommen, denn sie haben beschlossen, dass sie uns zum Abschied nochmal zum Essen einladen wollen. Der Hafenmeister hat ihnen auch schon ein Restaurant empfohlen und so bezahlen wir schnell und stiefeln anschließend den Berg zur Burg hinauf.
Das Hafenareal ist mal wieder vom Feinsten. Die Duschen und Klos sind weitläufig und piekfein, die Rezeption ist 24/7 besetzt und alles mal wieder EU-gesponsort. Gegen diese finanzielle Unterstützung ist eigentlich nichts zu sagen, wenn man allerdings die Größe der Einrichtungen sieht, fragt man sich, ob es die Hälfte nicht auch getan hätte...
Sines trägt eindeutig einen arabischen Touch. Man sieht den Einfluss der Mauren in der Architektur dieses schnuckeligen Ortes und wir fühlen uns unglaublich wohl. Endlich mal kein Touristen-Nepp, sondern einfaches und wirkliches portugiesisches Leben. Es gibt natüerlich auch die Restaurants, die einen auf Flair machen, aber wir haben ja nun unseren Geheimtipp und finden die kleine Kaschemme, die wohl noch nie einen Touristen zu Besuch hatte. Am Eingang steht der Grill, an dem Opa arbeitet, Oma hält uns drei Schüsseln vor (Filets, Spieße, Hühnchen), aus denen man sich sein Gericht aussucht, bevor man auf den Schemelchen an den einfachen Tischen Platz nimmt. Der Raum ist völlig schnörkellos und einfach eingerichtet. Der Boden ist schwarz-weiß gekachelt und bis auf die Theke und die Tische findet sich keine überflüssige Einrichtung.Der Laden ist voller Portugiesen, die hier ihren Feierabend verbringen, aber wir erregen keinerlei Aufsehen und sitzen hat mitten zwischen ihnen. Das ist wirklich das urigste, was man sich vorstellen kann.
Das Essen ist einfach, aber unglaublich lecker und die Portionen sind groß. Als Beilage gibt es Pommes, aber in die Mitte wird noch ein großer Teller mit Salat gestellt. Die anderen nehmen auch noch eine Karaffe Rotwein dazu, der angeblich einfach, aber gut schmeckt und so ist das Abendessen komplett. Die Wirtin kommt von Zeit zu Zeit vorbei und scheint sich tierisch darüber zu freuen, dass sie mal Touristen bewirten darf. Sie steht dann hinter Steffi und mir, legt uns mütterlich die Hände auf die Schultern und fragt, ob sie noch Nachschlag bringen soll. Soll sie aber nicht, die Portionen sind so schon fast zu groß.
Zum Kaffee hinterher serviert sie uns noch einen selbstgebrannten Birnenschnapps und als wir die Rechnung sehen können wir es kaum glauben: 33 EUR haben wir hier zu viert erstklassig verfuttert. Angesichts der Preise in den touristischen Gegenden bekommt man da wirklich ein schlechtes Gewissen. In keinem anderen Land fielen uns diese extremen Preisunterschiede zwischen dem Land und den Städten auf.

Riesentanker an der Mole von Sines.