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Von Madeira nach La Gomera


Montag, 01.10.2007 (135. Tag)

Die neuen Bekannten und Freunde unseres Stegs winken uns hinaus, als wir den Hafen verlassen. Draußen soll es eigentlich mit 3 Bft aus West wehen, aber die Abdeckung und das Mikroklima von Madeira lassen dem Wind keine Chance und so müssen wir die ersten zwei Stunden motorsegeln. Dann geht's aber ganz schnell, von einer Sekunde auf die andere ist der Wind da und wir können den lärmenden Motor ausschalten. Wegen der Flaute hatten wir die Genua gesetzt, aber schon nach einer Stunde müssen wir sie bergen. Der Wind frischt auf 4 Bft auf, dafür rennt's jetzt wieder mit 7,5 kn.
Ansonsten verläuft der Tag unspektakulär. In den Freiwachen musizieren oder schlafen wir. Steffi schafft es sogar zu lesen, aber das lasse ich wohl besser. Bin zwar nicht seekrank, aber nach einer Seite wird mir schwummerig.
In der Nacht hält sich der Wind, die Sausefahrt geht also ganz normal weiter. Der Mond ist einiges später dran als auf der Überfahrt nach Madeira. Er wird jetzt beim Aufgang von "unten" angestrahlt und nimmt ab. Die Sonne hat ihn also bald eingeholt.
Aber auch ohne Mond sieht man genug und alles ist durch die Sterne relativ gut erleuchtet. Von Zeit zu Zeit schiebt sich eine große Wolke in unsere Nähe. Dann frischt es nochmal auf und ein paar Mal frage ich mich, ob wir nicht lieber reffen sollten. Es ist dann aber doch immer wieder erstaunlich, wie viel mehr Wind man auf halben Kursen ab kann und so lassen wir alles stehen und jagen in den Böen erst richtig los. Damit wird's aber auch wieder ruppiger und derjenige, der unten versucht zu schlafen hat es schwer.

Herrlicher Sonnenuntergang.



Dienstag, 02.10.2007 (136. Tag)

Gestern waren wir noch in der Eingewöhnungsphase, aber heute haben wir richtigen Hunger und mittags gibt's Kartoffeln mit Erbsen und Möhrchen. Schmeckt herrlich, vor allem Kartoffeln gehören zu unserem Lieblingsessen auf den Überfahrten, da man sie auch gut kalt zwischendurch verdrücken kann.
Gegen Mittag haben wir schon mehr als die Hälfte geschafft und werden euphorisch. Wußten wir's doch, das hier ist ein Katzensprung, den wir auf einer Arschbacke absitzen! Es mehren sich allerdings die Anzeichen für das Abflauen des Windes. Er dreht langsam nach Nord und weht auch nicht mehr ganz so motiviert. Dafür haben wir großen, aber wegen seiner Wellenlänge gänzlich unscheinbaren Schwell. Der Horizont verschwindet halt immer wieder hinter etwa 3 m hohen Wellenbergen und von Zeit zu Zeit schlagen mal die Segel, wenn wir auf dem Wellenkamm zu stark rollen.
Am Abend ist plötzlich Tenerife in Sicht. Der Vulkan Teide ist 3718 m hoch und es sind noch 80 nm. Trotzdem ein tolles Gefühl, sein Ziel schon am Tag vorher zu sehen. Damit wird die kommende Nacht plötzlich völlig unbedeutend.
Ein Bulker, der sich fast auf gleichem Kurs befindet und uns am Heck passiert, erinnert uns mal wieder daran, dass man in diesem Schwell sehr gewissenhaft um sich blicken muss. Er ist einfach plötzlich da. Wir funken ihn an und müssen mal wieder feststellen, dass unsere Antenne wieder zickt. Es ist wirklich zum Kotzen. In Oeiras hatten wir alles nochmal zerlegt und festgestellt, dass das Kabel an der Kontaktstelle korodiert war. Und jetzt, gut zwei Wochen später, bockt alles schon wieder. Diese Antennen sind aber auch der reinste Mist. Da wird nichts geklemmt oder gesteckt, das Kabel steht einfach nur mit seiner Seele auf dem Kontakt im Antennengehäuse und wahrscheinlich reicht schon die Wärmeausdehnung, um den Kontakt zu unterbrechen. Schrott.
Um Mitternacht ist der Wind so gut wie eingeschlafen und wir motoren weiter. Am Horizont funkeln die Lichter von Tenerife und auch Gomera kommt langsam in Sicht. Und dabei sind es immer noch 60 nm. Die Sicht ist wirklich unglaublich.


Mittwoch, 03.10.2007 (137. Tag)

Wir haben schon lange keine Delphine mehr gesehen, obwohl es in diesen Gewässern viele geben soll. Am Morgen freue ich mich deshalb umso mehr, als welche in Sicht kommen, aber sie sind auf Gegenkurs und interessieren sich nicht für uns. In 30 m Abstand passieren sie uns, scheinen unterwegs irgendwohin zu sein. Dafür begleitet uns ein neugieriger Sturmvogel. Vielleicht erwartet er Futter, auf jeden Fall kommt er immer wieder von hinten angesegelt, landet in unserem Kielwasser und läßt sich zurückfallen, um dann erneut angeflogen zu kommen. Das geht so über Stunden. Leider weiß ich nicht, was für ein Vogel es ist. Muß dringend mal nach einem Bestimmungsbuch für Seevögel suchen.

Unser Verfolger, ein Sturmvogel.


Je weiter wir gegen Mittag in den Bereich zwischen den Inseln vorstoßen, desto mehr frischt der Wind wieder auf. So können wir die Genua wieder setzen und trocken segeln. Am Ende haben wir knapp 4 Bft achterlichen WInd, aber so knapp vor dem Hafen sind wir zu Faul, auch das Groß wieder zu setzen.
Um 15:30 erreichen wir San Sebastian de La Gomera, wie der Ort offiziell reicht. Die Sonne brennt mit einer unglaublichen Intensität vom Himmel und alles scheint in der Siesta erstarrt zu sein. Am Meldesteg ist kein Platz, also legen wir uns ganz keck in eine 15 m Box. Erstmal ankommen, das Boot aufklarieren und zum Hafenmeister gehen.
Im Imray-Revierführer steht, dass der Hafen das Non plus Ultra sei, was im Ganzen wohl auch stimmt. Vor allem kommt dies wohl durch den Preis: Wir können unseren Ohren kaum trauen, aber hier zahlen wir nur 12 EUR/Nacht. Das sind ja Ostseepreise! Es kommt vor allem dadurch, dass man hier die Grundfläche zahlt. Wir landen also nicht in der 10-12 m Klasse, sondern bekommen endlich mal unsere kleine Breite angerechnet. Die sanitären Anlagen sind nicht so schick wie auf Madeira, aber okay, Strom ist kostenlos und ach ja, das WiFi (=W-Lan) auch! Aber man merkt auch direkt, dass man wieder in Spanien ist: Im Hafen treibt in den Ecken Müll und Englisch spricht kaum jemand vom Hafenpersonal. Dafür sind alle freundlich und Miguel, der Hafenmeister, freut sich, dass er endlich jemanden für den schmalen Platz neben einer dicken Sunbeam hat.
Während ich koche putzt Steffi das Salz vom Boot. Die meisten Leute machen dies mit viel Wasser aus der Leitung, aber in diesen trockenen Regionen haben wir dabei immer ein schlechtes Gewissen. Und das was wir bisher von Gomera sehen ist extrem karg. Aber von unserer Übefahrt nach Madeira haben wir noch die zwei 20 l Kanister (dank Stine und Dirk!) mit Frischwasser, die Steffi jetzt dafür verbraucht.

Unser günstiger und geschützter Hafen in San Sebastian.


Bine und Christian sind inzwischen auf Tenerife gelandet, haben aber wegen eines geistig nicht ganz so agilen Busfahrers die Fähre verpaßt und kommen erst um 21:15 an. Das läßt uns noch Zeit zum Ausruhen, bevor wir dem Seacat von der dunklen Mole aus entgegen winken. Dabei entdecken wir die ersten Boten eines ab jetzt beginnenden Kampfes: Kakerlaken. Stine und Dirk hatten uns schon vorgewarnt und ab jetzt muß alles was wir einkaufen gut abgewaschen, das Boot in einem tadellosen hygienischen Zustand gehalten werden und die Schuhe bleiben an Land, bzw. werden vor dem an Bord kommen gut abgeschrubbt. Ein Zoologe würde sich wohl eher freuen über diese prächtigen, 5 cm langen Exemplare, aber wir begegnen ihnen noch etwas reserviert. Auch auf dem Ponton begegnen wir abends immer so einem dicken Brocken und traufen ihn Heinz. Doch nach zwei Abenden, als wir uns so gerade eben mit ihm angefreundet haben, zeugen nur noch seine zertretenen Reste von ihm. Eine Freundschaft hat hier einfach keinen Zweck und so verhalten wir uns zukünftig eher distanziert.
Nachdem Bine und Christians Gepäck im Appartment direkt neben dem Hafen abgeliefert ist, geht es auf der Apelia direkt mit einer neuerlichen Madeiraprobe weiter. Natürlich gibt es viel zu bequatschen, und so wird es ein langer Abend. Zwei Wochen werden wir jetzt gemeinsam hier verbringen, ein richtig kleiner Urlaub, auch für uns.