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Von La Gomera nach Tenerife


Mittwoch, 17.10.2007 (151. Tag)

Der Himmel ist blau wie immer, also sieht man ihm die schlechte Stimmung, die heute herrscht, nicht an. Abschiede sind einfach immer doof. Nachdem auch die letzte Mojo in Bine und Christians Koffern verstaut ist, suchen wir uns unten an der Plaza ein Cafe zum frühstücken. Am Ende sitzen wir vor der "Planet Fun", einer Spielothek. Aber das täuscht, man bekommt hier Bocadillos mit Käse und Ei und den obligatorischen Teller mit Tomaten und Olivenöl. Andere Länder andere Sitten.
An der Rampe des Fred Olsen Raumschiffs verabschieden wir die beiden und müssen dabei wiedermal Tränchen wegdrücken. Es waren einfach zwei super Wochen, sozusagen Urlaub vom Urlaub und jetzt müssen wir uns erstmal wieder daran gewöhnen, im Sitzen zu kochen und zu spülen.
Ich staune nicht schlecht, als sich der Trimaran flott in Gang setzt und hart um den Molenkopf biegt. Dabei hebt er sein inneres Beinchen fast komplett aus dem Wasser. Die Stützschwimmer machen ihrem Namen also alle Ehre und tauchen nur gut 1 m ein. Was für ein geiles Schiff!
Lange können wir dem Tri nicht hinterher schauen, dazu ist er einfach zu schnell. :o) Trotzdem herrscht echte Trübsal, als wir über die Promenade und die Stege zurück zur Apelia gehen. Wir haben die vergangenen Tage schon beschlossen, dass wir das Gefühl haben, geistig langsam Rost anzusetzen und planen als Gegenmaßnahme an meiner Software weiter zu programmieren. Das hatte ich mir eigentlich für die ersten Monate vorgenommen, aber da damals alles neu war, reichte die Energie einfach nicht dazu. Jetzt haben wir aber wirklich Lust dazu, also beste Voraussetzungen.
Vormittags zwei Stunden und das täglich haben wir uns vorgenommen. Für Steffi ist es zunächst eine harte Einarbeitung, aber die Fortschritte stellen sich relativ schnell ein und heben merklich die Stimmung. Mal sehen, wie gut wir die kommende Zeit voran kommen.
Nachmittags schnorcheln wir wieder in unserem Stammrevier, dem Wellenbrecher. Diesmal halten wir uns aber mehr über dem Sand und entdecken, obwohl es wie eine Einöde wirkt, viele Fische. Ein buntes welsartiges Fischchen mit zwei Barten wühlt eifrig den Sand auf. Direkt neben ihm steht die ganze Zeit ein Streifenbarsch und scheint auf Leckerlis zu warten. Natürlich entdecken wir auch wieder eine Scholle und nerven sie bis wir sie verlieren. Beim Heruntertauchen bekomme ich heute problemlos den Druckausgleich hin, allerdings habe ich stechende Schmerzen in der Stirn und muß irgendwann an der Oberfläche bleiben.
Abends spazieren wir im Dunkeln nochmal raus zum Wellenbrecher und treffen dort Andi, den hiesigen Tauchlehrer, der sich mit einem Kunden zu einem Nachttauchgang bereit macht. Er ist ausgewandert, kommt aber ursprünglich aus Neustadt bei Lübeck und die Kommunikation klappt sofort. Steffi ist begeistert von der Idee nachts zu tauchen und Andi bietet uns an, am Wochenende einen Nacht-Schnorchelgang zu machen. Das ist wahrscheinlich Adrenalin pur und ich erbitte mir noch eine Nacht Bedenkzeit. Wie die beiden dann mit ihren Scheinwerfern unter Wasser verschwinden und man sie noch eine ganze Weile leuchten sieht, packt es mich dann aber doch.
Im Bett gucken wir dann zum ersten Mal auf dieser Tour einen Film auf dem Laptop. Ein deutliches Zeichen dafür, dass wir lustlos sind und nicht wissen, was wir tun sollen.


Donnerstag, 18.10.2007 (152. Tag)

Steffi ist wild auf einen Healthy Walk, aber ich schwächele. Mein linkes Auge tut weh und ich habe Kopfschmerzen. Das Programmieren klappt noch, aber danach bin ich völlig groggy und verbringen wir den Rest des Tages mit Faulenzen und Lesen.
Natürlich gehen wir mittags wieder Schnorcheln, aber ich bleibe an der Oberfläche. Irgendwas stimmt nicht mit meinen Stirnhöhlen, aber das Nachttauchen lockt, also verabreden wir uns nachmittags mit Andi für Samstag Abend.
Steffi geht noch in die Messe, ansonsten geht der Tag ohne große Erlebnisse zuende.


Freitag, 19.10.2007 (153. Tag)

Ich habe morgens wieder Kopfweh und das Auge brennt nach wie vor. Scheinbar kämpfe ich mich mit einem Schnupfen herum, der aber wegen der Temperaturen nicht so recht in Gang kommt. Ich fange an zu Inhalieren und merke eine erste Besserung.
Wir programmieren wieder, was imme rbesser klappt, da wir uns beide langsam in den Code reinfuchsen. Danach wandern wir hoch auf den Berg südlich von san Sebastian, auf dem eine riesengroße Jesus-Statue steht. Man kennt das ja aus anderen Metropolen wie Rio...
Oben braust uns der Wind um die Ohren und macht unserem Plan, in Ruhe einen Brief zu schreiben und zu lesen einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen essen wir eine Mango und lassen die Schalen meterweit fliegen. Man braucht sie dazu nur hochzuwerfen, der Sturm besorgt den Rest.

Mango-Genuß.


Über das Meer kommen zwei Yachten aus Tenerife herübergesegelt. Der Gischt nach heizen sie wolles Rohr bei raumem Wind und wir machen uns Sorgen, wie wir dagegen wohl rüber kommen sollen. Der mäßige NO Wind, der hier standardmäßig bläst, nimmt durch die Kap-Effekte und Düsenwirkungen zwischen den Inseln mal locker auf 7 bft zu. Aber nur auf der gomerianischen Seite, dann kommt ein Streifen Flaute und bei Tenerife kommt thermischer Südwind. Wie sagt es Ian, unser englischer Nachbar so schön: "Down here, the weather is great, but the wind is just.... scheiße."
Mein linkes Augen tut immer noch weh, als ob ich Sand drin hätte. Dazu kommen noch diese blöden Kopfschmerzen. Abends fange ich an zu inhalieren, was eine deutlich Besserung bringt. Vielleicht muß ich den Rotz einfach überzeugen, heraus zu kommen.


Samstag, 20.10.2007 (154. Tag)

Wie jeden Morgen programmieren wir morgens und schaffen es, dass die Verteilungsfunktionen der Personenparameter fehlerfrei dargestellt werden (müßt Ihr jetzt nicht kapieren). Auch wenn wir dafür täglich nur 2 h am Rechner sitzen, macht es viel Spaß und in kleinen Schritten kommen wir voran.
Gegen Mittag ziehe ich Steffi in den Mast. Beim "Aufstieg" kontrolliert sie die Püttings, sehen alle 1A aus, wir können also beruhigt sein. Neben den Schaumrollen um die Wanten braucht leider auch die Antenne mal wieder ein wenig Aufmerksamkeit. Das bedeutet, dass Steffi in 14 m Höhe ihre Beine um das dünne Mastprofil schlingen darf, das Antennenkabel abschneidet und neu einbaut. Und das ganze bei guten 7er Böen, die das Tal zu uns herabgejagt kommen und Apelia zum schaukeln bringen. Ich schleife währenddessen ein paar Klarlackstellen, die durch die hammerharte UV-Bestrahlung anfangen stumpf zu werden.
Beim Einkaufen treffen wir Andi, der gerade Batterien für heute Abend gekauft hat. Ich hoffe es sind nicht die billigen, irgendwann draußen am Wellenbrecher im Dunklen treiben ist nicht so mein Ding.
Auf dem Rückweg erschlagen uns im Stadtpark fast zwei Guaven, die 1 m vor uns vom Baum fallen. Zuerst sind wir uns nicht sicher, was das für apfelgroße Früchte sind, aber zwei alte Spanierinnen klären uns auf und deuten an, dass sie gut schmecken. Tun sie dann auch wirklich.
Am Boot basteln wir noch etwas bis wir Hunger haben und uns Tapas machen. Der erste Gang, Pimientos ist ein Reinfall. Sind normalerweise 80% dieser kleinen Paprikas sehr aromatisch, haben wir hier wohl eine reine Ladung ultrascharfer Schoten erwischt. Wir schnappen abwechselnd nach Luft, versuchen mit Yoghurt zu löschen, brechen dann aber mit tränenden Augen und Schluckauf ab. Bei allem was recht ist, die essen wir nicht auf, der Rest wandert ungekostet in den Müll. Die Chorizo sind auch nicht das was man mild nennt und so sind wir echt gefrustet, als wir endlich bei der leckeren Yuca ankommen. Die schmeckt dafür und mildert das Brennen im Mund. Aber mit den Tapas ist es hier wohl vorbei.
Um 19:00 finden wir uns bei Andys Tauchschule ein und bekommen eine Einweisung in die uns erwartende Tier- und Pflanzenwelt. Jeder bekommt eine dicke Lampe und noch eine kleine für Notfälle sowie einen kurzen Neoprenanzug. Dazu einen Bleigürtel um den Auftrieb des Anzugs zu kompensieren. Natürlich bekommen wir auch die Standardantwort zu hören, dass es viel wahrscheinlicher ist im Straßenverkehr zu verunglücken, als von einem Hai attackiert zu werden, aber so richtig bringt das unseren Puls nicht herunter. Erstens meiden wir den Straßenverkehr schon seit langem und was versteht ein hungriger Hai schon von Statistik?
Als wir uns am Strand umziehen ist der Himmel schon schwarz und ein halber Mond taucht alles in fahles Licht. Das Wasser ist gar nicht so kalt wie tagsüber, wo man durch die Sonne aufgeheizt ist und da ich mir meinen Schiß natürlich nicht anmerken lassen will, laufe ich zügig hinter den anderen her, bis ich schwimme und mir die Flossen anziehe. Schnell noch die Brille übergestreift und dann kann ich den Kopf endlich unter die Oberfläche stecken. Was ich da sehe verschlägt mir fast die Sprache: Das Wasser ist glasklar und so ist alles vom Mond beschienen. Unsere Lampen sind noch ausgeschaltet und trotzdem finden wir uns direkt zurecht. Vor uns der schwarze Sand und links die Steine vom Wellenbrecher. Ich entspanne mich sofort und fühle mich "heimisch" wie am Tag.
Wir schalten die Lampen ein und schwimmen rüber zu den Steinen, die heute Abend dicht bevölkert sind von Seehasen. Das sind etwa 20-30 cm lange, faltige Nacktschnecken in allen möglichen Farben von lila über rot nach braun und schwarz. Ein lilafarbenes Exemplar löst Andy vorsichtig vom Grund und setzt es erst Steffi und dann mir in die Hand. Da Seehasen ein sehr empfindliches Skelett haben muß man sie vorsichtig behandeln. Aufgrund ihrer Zartheit tut man das allerdings automatisch. Es ist ein seltsames Gefühl, dieses faltige Bündel über die Hand glitschen zu lassen, aber Madame scheint sich wohl zu fühlen, saugt sich an meiner Hand fest, tastet in der Gegend herum und macht ein Häufchen.
Zwischen den Steinen sind heute viel weniger Fische zu sehen als tagsüber, vor allem aber andere. Im Sand vertraut ein Eidechsenfisch auf seine Tarnung und hier und da sitzen Drachen(kopf?)fische auf den Felsen und haben damit die Schleimfische, die tagsüber dran sind abgelöst.
Wir staunen nicht schlecht, als Andy abtaucht und seine Hände mitten in einen Haufen Seeigel streckt, die nachts einiges zahlreicher vorkommen. Einen bringt er hoch und erklärt, dass man diese kleinen Seeigel vorsichtig anfassen kann, da ihre Stacheln nicht abbrechen. Bei ihren großen Brüdern, den Diademseeigeln sollte man das allerdings lassen. Ihre Stacheln sind darauf ausgelegt, sich in die Haut zu bohren und abzubrechen. Heftige Entzündungen sind die Folge.
Treibend erklärt uns Andy alles zu dem über Kopf gehaltenen Seeigel. Auf seinem Bauch strampeln viele kleine Tentakeln, seine "Beinchen", mit denen er sich auf dem Fels festsaugt. Um das zu verdeutlichen setzt er das Tierchen auf Steffis Hand, wo es sich wohlzufühlen scheint und nach Sekunden stramm festgesaugt sitzt. Dasselbe darf ich dann auch noch erleben, bevor ich den kleinen Kerl zwischen seine Kollegen auf einem Fels absetze.
Am Boden zeigt Andy mit seiner Lampe auf eine Gruppe 5-Mark-Stücke, die still über dem Sand steht. Es sind Streifenbrassen, die dort schlafen. Wir schnorcheln langsam um den ganzen Wellenbrecher herum und entdecken dabei in den Felsspalten schlafende Trompetenfische. Von den Felsen leuchten uns kleine goldene Kügelchen entgegen und bei genauerem Hinschauen entpuppen sie sich als Garnelen. Beim Näherkommen schnalzen sie allerdings davon. Viel träger, und damit besser aus der Nähe betrachtbar, sind dagene die Glasaugenfische. Nachtaktive, knallrote etwa 20 cm lange barschartige Tiere, die hier und da herum scharwänzeln.
Draußen, im richtig tiefen Wasser (~15 m) bittet Andy uns, die Lampen auszumachen. Wir sind inzwischen so entspannt, dass wir ohne Widerworte gehorchen und genießen danach im Dunklen treibend das Meeresleuchten. Es ist nicht sehr stark, aber wenn man in die Tiefe abtaucht und sich dabei umdreht, sieht man hinter sich die leuchtende Spur schimmern.
Auf dem Rückweg begegnen wir einem Schwarm Hornhechte, die wir hier tagsüber regelmäßig getroffen haben. Dann ließen sie uns meistens stehen, aber jetzt sind sie von unseren Lampen geblendet und schwimmen sogar darauf zu. Am Ende drängt sich eine ganze Gruppe 10 cm vor meiner Lampe. Sobald allerdings einer vor das Glas stößt, erschrecken sich alle und der ganze Schwarm rauscht vor Schreck mitten in mich hinein. Überall um meinen Kopf glitschige Fischleiber, und ich muß so laut loslachen, dass ich mich verschlucke und froh bin, im flachen Wasser stehen zu können.
Kurz vor dem Strand hat Andy noch einen kleinen Aal entdeckt. Es ist ein "Goldener Balearen Seeaal", der nur nachts zum Jagen herauskommt. Im Licht der Lampe schlangelt er sich in einem eleganten Manöver rückwärts in den Sand, bis nur noch sein Köpfchen herausschaut.
Zurück an Land sind wir ziemlich durchgefrohren. Ein Glück, dass wir es dank der Neoprenanzüge so lange aushalten konnten, denn dieser Nacht-Schnorchelgang war eine der aufregendsten und schönsten Erfahrung unserer bisherigen Reise. Zurück am Boot suchen wir erstmal unser Samelsurium an Taschenlampen nach einer wasserdichten durch. Nacht-Schnorcheln ist ein tolles Erlebnis!


Sonntag, 21.10.2007 (155. Tag)

Heute ist Sonntag! Nach ein paar Tagen mit Müsli (um nach Bine und Christian mal wieder "schlank zu frühstücken) wollen wir es krachen lassen und Steffi probiert sich an Rosinenbrötchen. Das Backen im Dampfkochtopf klappt allerdings nicht so richtig und so essen wir uns bei jedem Brötchen durch einen garen und einen rohen Teil. Das geht eigentlich noch, total bescheuert machen das ganze die spanischen Rosinen. Die sind nämlich mit Kernen! Jedes Mal wenn man auf einen Kern beißt, kracht es zwischen den Zähnen, daß man meint, die Blomben fallen heraus. Wir lernen: Getrocknete Weintraubenkerne sind hart wie Kieselsteine. Das macht das Frühstück am Ende doch relativ schlank...
Während ich das Boot seeklar mache, sucht Steffi noch ihr Seelenheil in der Kirche. Im Reiseführer stand, dass sie einen an Italo-Western erinnern würde und das stimmt 100%ig. Das Glockentürmchen besteht lediglich aus einer Mauer, in deren Aussparungen die Glocken baumeln und darunter läßt sich über drei Türen praktisch die gesamte Front öffnen.
Als Steffi zurück ist checken wir aus und erleben eine kleine Enttäuschung. Statt der knapp 13 EUR berechnet uns das Mädel (allerdings ein anderes als beim Einchecken) jetzt gute 15 EUR pro Nacht. Der Unterschied sind Peanuts, aber die Begründung ist asozial: Wir würden schließlich an dem Steg liegen, wo das der Mindespreis sei. Als wir eincheckten waren sie noch froh, ein so schlankes Boot wie unseres zu beherbergen, da sie in der Box neben der fetten Sunbeam sonst nichts anderes dort untergebracht bekämen. Das scheint wohl die spanische Masche zu sein, in Zukunft bezahlen wir direkt beim Einchecken, nachdem sie uns den guten Preis genannt haben.

Rückblick auf La Gomera. Die Maxim Gorky legt gerade ab.


Wir beginnen unsere Überfahrt nach Tenerife somit etwas verärgert, aber bei den Bedingungen verfliegt der Frust schnell. Nach einem kurzen Flautengürtel haben wir 3 Bft halben Wind aus NO und segeln mit gemütlichen 5 kn daher. Später schläft der Wind dann aber leider ein und wir müssen den Rest bis zur Marina San Miguel, knapp östlich von der Südspitze motoren. Währenddessen nähe ich mir einen neuen Lifebelt nach Steffis Vorlage. Ihrer ist von Wichard und besteht aus einem Schlauch mit Gummizug drin. Damit zieht er sich ohne Zug immer zusammen und ist aus dem Weg. Außerdem wird er an der Weste durch sichselbst gezogen. Man hat damit nur zwei Karabiner, was sich einiges angenehmer trägt.

Das Fred Olsen Raumschiff setzt zum Überholen an.


Die Marina erreichen wir in der frisch eingebrochenen Dunkelheit um 20:00. Hier ist alles frisch aus dem Boden gestampft, einen klassischen Ortskern sucht man vergebens, das Ufer zieren lediglich eine Reihe Hotelburgen. Ich bin entdeckungsfreudig und so latschen wir noch eine Runde durch die Resorts. Sowas habe ich noch nie gesehen und bin deshalb neugierig. Was wir dann sehen ist aber eher Abschreckung pur. Die Restaurants liegen auf der Landseite. Eins neben dem anderen und eigentlich sehen alle gleich aus. Am Eingang riesengroße Plakate mit allen Gerichten und in der Mitte von fast jedem Schuppen sitzt ein unbeachteter, armer Alleinunterhalter und singt klassische Schnulzen. What a job...

Karges Tenerife, im Hintergrund der Teide.



Montag, 22.10.2007 (156. Tag)

Beim morgendlichen Duschen gibt's eine kleine Überraschung: Mitten auf der Bank für die Klamotten hockt eine lethargische Kakerlake. Als wir aus der Kabine kommen ist klar wieso: Sie scheint vergiftet zu sein und streckt inzwischen alle sechse von sich.
Beim Check-In dann eine Enttäuschung: Wir werden in die Kategorie 12x4m gesteckt und dürfen 20 EUR/Nacht zahlen. Dabei waren wir uns schon sicher, die 10x3,5m zu erwischen und mit 15 EUR/Nacht auszukommen. Ist wohl wieder die spanische Art und wir hoffen, dass sich das noch regelt, wenn wir zurückkommen, um hier eine knappe Woche zu liegen.
Heute wollen wir nämlich noch etwas weiter nach Osten zu einem Intermezzo mit Michael, dem hiesigen Trans-Ocean-Stützpunkt. Er hat unser Niemeyer-Päckchen mit dem zweiten Lautsprecher angenommen, den sie bei der Sendung an Bines Appartment auf Gomera vergessen hatten.
Vormittags muß ja programmiert werden, also verlassen wir den Hafen erst mittags und kreuzen am Ufer entlang. Der Funkkontakt zu Michael kommt nur langsam zustande, scheinbar zickt unsere Antenne wieder. Es ist zum Mäuse melken! >:o(
Vor dem Nackedei-Strand fällt der Anker auf 5 m Wassertiefe. Wieder sieht man jedes Sandkorn am Boden und Steffi taucht nochmal runter um die Ankerboje am Bügel des Ankers festzuknoten. Dann klarieren wir Apelia auf, pumpen das Dinghi auf und paddeln an Land. Unter den Augen der versammelten Nackedeis (80% Männer, 20% alte Frauen. Schade) legen wir zwischen zwei 30 cm hohen Brandungswellen eine perfekte Landung hin und legen das Dinghi oben an den Fels. Nicht dass es durch die Flut aufschwimmt...
Bei Michael erwartet uns dann Mama. Es gibt eisgekühlte Apfelschorle und selbstgebackenen Apfelkuchen mit Kaffee. Apfelschorle! Die letzte haben wir auf der Skua in Südengland getrunken und da hat's gestürmt, war kühl und regnete. Unter diesen Bedingungen ist es das Beste, was einem passieren kann.
Unser Päckchen ist natürlich da und auch vollständig. Als Dank überreichen wir zwei Fläschen vom Flensburger Aquavit. Jetzt könnten wir gehen, aber das Verwöhnprogramm hat noch lang kein Ende. Über VOIP darf Steffi noch kostenlos mit der Heimat telefonieren, danach bekommen wir eine Führung durch's Haus und klönen auf der Terasse sitzend in den Sonnenuntergang hinein.
Michaels Frau kommt von der Arbeit und gibt uns noch Tipps, wo wir einen günstigen Mietwagen bekommen. Danach müssen wir aber wirklich los, denn mit dem Sonnenuntergang folgt direkt die Dunkelheit und im Dunkeln durch die Brandung, das stehen wir nicht so drauf.
Es ist noch so gerade eben hell, als wir am Boot ankommen. Der eine Schlauch sieht so komisch schlapp aus. Hat der etwa schon wieder ein Loch? Wir haben die Gummiwurst von Martin geschenkt bekommen. Bisher war sie ein treuer Diener, aber sie wird halt auch älter und wenn sich die Lochbildung weiter so rasant entwickelt, müssen sich unsere Wege wohl bald trennen. Zum Glück hatten wir aus Vorsicht die Pumpe mitgenommen und können mit ein paar Zügen gegenhalten.
Das Ablegen ist wirklich spannend. Zwischen zwei Brecherchen schwinge ich mich ins Boot, während Steffi uns am Heck festhält. Ich habe gerade die Paddel in der Hand, da rollt die nächste Welle heran. Sie bricht sich zum Glück erst an unserem Heck, aber der Satz, den das Boot macht, reicht schon für einen Schwapp. Bevor die nächste kommt, schiebt Steffi uns an und springt ins Boot. Nichts wie weg hier!
Das Abendessen (Kartoffelsalat) genießen wir im Cockpit. Der Mond scheint und vor uns auf der Insel erstrahlt hell erleuchtet der Flughafen. Der Schwell nervt allerdings gewaltig und wir sind skeptisch, als wir in die Koje klettern. Mal sehen, ob wir hier bleiben...

Dienstag, 23.10.2007 (157. Tag)

Man kann es nicht beschönigen, aber die Nacht war einfach scheiße. Wir liegen zwar in einer Bucht, aber der Schwell beugt einfach um die Ecke und versorgt uns mit konstanter Bewegung. Zuerst dachten wir gestern Abend noch, wir würden unter Deck seekrank, aber dank des Kartoffelsalats ging es schnell vorüber. An wirklich guten Schlaf war dann aber nicht zu denken. Um 23:00 säuselte zwar nur noch ein leichtes Lüftchen, aber es hatte um 180 Grad gedreht, so dass wir vor dem Strand auf Legerwall lagen. Ein komisches Gefühl, dann 40 m hinter sich die Brandung rauschen zu hören, aber unser Vertrauen in den Anker ist groß.
Um dem Rollen Herr zu werden brachten wir den Baum aus und versenkten den Eimer daran. So hatten wir wieder einen Rolldämpfer, aber gegen 6:00 war davon nichts mehr zu merken. Der Klappanker, den wir zum Beschweren in die Pütz legen war herausgefallen. Das sehen wir aber erst als die Sonne scheint.

Unser Rolldämpfer in 4 m Tiefe.


Um 8:00 weckt mich ein lautes Rufen. Da brüllt doch jemand auf Deutsch. "Aufwachen ist so schöööööön", oder sowas? Wir schauen verschlafen aus der Luke und entdecken Michael, der seine morgendliche Schwimmrunde zu uns ausgedehnt hat. Was für ein Frühaufsteher, aber na gut, sein Bett stand heute Nacht ja auch eisern still. :o)
Das Wasser scheint hier noch klarer zu sein als bei Gomera. Man sieht wirklich alles am Boden und es ist ein cooles Gefühl, die 5 m runter zu tauchen und dann von unten den anderen und das Boot über sich schwimmen zu sehen. Der Anker liegt noch wie gestern Abend, aber die Kette macht nach ein paar Metern einen 180 Grad Bogen und steigt neben dem Anker zu uns auf. Somit liegen wir praktisch genau darüber. Und das, obwohl eine leichte Brise geht.
Steffi hat heute ihren monatlichen K.O. und liegt den Vormittag erstmal in ihrer Koje. Ich programmiere bis sie sich mittags aufrappelt und unternehmungslustig wird. Die Sonne brennt inzwischen gnadenlos. Im Boot sind es knappe 40 Grad C, da zieht es uns einfach ins Wasser. Wir schnorcheln zum Strand und begegnen dabei zwei dicken, fetten, barschartigen Fischen (etwa 50 cm lang), die mitten zwischen den Nackedeis herumtreiben. Wahrscheinlich spannen sie, denn heute sind auch Frauen jüngeren Alters dabei. ;o)
Nachdem wir uns am Strand aufgewärmt haben, schwimemn wir zurück und brechen auf. Der erwartete Wind läßt uns leider im Stich, also motoren wir zur Marina. Beim Checkin kennt mich die Dame schon und mit ein wenig Charme und Interesse an ihrem Herkunftsland Urugay rutschen wir in die 10x3,5 m Kategorie und zahlen direkt und bar.
Bis nächste Woche Montag werden wir jetzt das Boot hier lassen und die Insel erkunden. Häfen sind an Tenerifes Küste leider selten gestreut und da die Ankerbuchten je nach Windrichtung schnell ungemütlich werd