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Von Barbados nach Bequia

Ankommen ist wunderbar - die Freude auf Ruhe, auf Durchschlafen, auf regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten, das alles ist herrlich. Aber das Beste ist wirklich, von Freunden empfangen zu werden. Die Hello World, Zeezot und Luiza haben uns einen traumhafen Empfang bereitet. Vielen Dank euch allen dafür. Das wird uns unvergesslich bleiben.
Als Nachtrag noch ein Bild von Axel der das Curry von Tim aufwärmt und mit frischem Gemüse verfeinert.

Curry für 9 Personen.


Viele von Euch fragten nach Statistiken von unserer Überfahrt. Was wollt Ihr wissen? Es waren etwa 2100 Meilen, für die wir exakt 15 Tage gebraucht haben. Unsere größten Etmale fuhren wir in den ersten Tagen, wo uns der raume Wind mit gut 7 Kn voran trieb. Das größte Etmal waren 170 Meilen. Strom haben wir wohl minimal verbraucht, da alle Geräte ausgeschaltet blieben und nur das GPS alle 6 h zur Positionsbestimmung eingeschaltet wurde. Hin und wieder funkten wir und nachts brannte natürlich die Topplaterne, für die wir allerdings einen LED-Einsatz haben. Wie wir beim Nachfüllen feststellten, haben wir in den gesamten 15 Tagen nur 30 l Süßwasser verbraucht. Also neben dem Mineralwasser, was wir tranken (1,5 l pro Tag). Meistens haben wir Seewasser genutzt, auch zum Spülen. Jetzt sehen wir deutlich den Unterschied zwischen V2a und V4a, unser Besteck zeigt Roststellen. :o) Ach ja, und unser einziger wirklicher Schaden war das Niet des Niederholerbeschlags, das sich aus dem Mast arbeitete.


Donnerstag, 27.12.2007 (221. Tag)

Was hatten wir uns auf diese Nacht gefreut. Absolute Ruhe im Boot, keine Bewegung und vor allem gemeinsam zu Bett gehen und gemeinsam aufwachen. Es sind auch fast alle Wünsche in Erfüllung gegangen, nur die absolute Ruhe gönnen uns die Bajans (die Einwohner Barbados') nicht. Bis nachts um 3:00 spielt die nahegelegene Strandbar Boatyard ihre Musik. Aber es ist alles gut hörbar und wir können trotzdem gut schlafen.
Morgens lassen wir uns Zeit. Zumindest scheint es uns so, denn die Sonne geht schon gegen 6:00 auf. Wir hängen scheinbar ewig in den Federn herum und fangen dann langsam an klarschiff zu machen. Die Kojensegel verschwinden unter den Polstern und jetzt, wo wir unseren Trinkwasservorrat etwa um die Hälfte dezimiert haben, passen auch die meisten Segel wieder vorne unter die Koje. Damit wird Apelias Salon plötzlich wieder richtig "weitläufig" und bewohnbar. Ein ganz neues Lebensgefühl.
Irgendwann werden wir von Axel abgelenkt, der herübergeschwommen kommt. Das öffnet uns die Augen für das klare und türkisfarbene Wasser, in dem wir hier liegen. Und wir haben nichts besseres zu tun als aufzuräumen? Was für ein Blödsinn. Wir lassen alles stehen und liegen und springen über Bord in das 28 Grad C warme Schwimmbad. Das Wasser ist zwar nicht glasklar, aber man sieht auf 6 m den Grund und die Temperatur ist einfach herrlich. Mit den Brillen trauchen wir Apelias Bäuchlein ab und es sieht perfekt aus. Die Entenmuschel-Kolonie am Heck gibt es zwar noch, aber die Biester sind nicht größer geworden. Scheinbar können sie sich also ab einem bestimmten Alter nicht mehr halten, es ist also nur Platz für die jungen, kleinen Exemplare. Ansonsten strahlt das Antifouling sauber weiß, nur am Bug züchten wir links und rechts einen kleinen Rasen. Aber alles kein Grund zur Sorge.
Auch der Propeller sieht noch genau so aus wie auf den Kapverden. D.h. er ist zwar überzogen mit weißen Adern vom Strudelwurm, aber das tägliche Drehenlassen der Welle hat schinbar den weiteren Bewuchs verhindert. Der befürchtete Korallenblock fehlt.
Inzwischen ist auch Brit herangeschommen. Wir begleiten die beiden zurück zur Hello World und sind damit gleich zum Frühstück eingeladen. Der Empfang geht also fließend weiter und wir bekommen neben Pfannkuchen und Tee noch das Angebot, unseren Wasservorrat aus Ihrem Watermaker aufzufüllen. Dabei stellt sich heraus, dass wir nur 30 l auf der Überfahrt verbraucht haben, wir dürfen also durchaus noch verschwenderischer werden.
Beim Hin- und Herpaddeln entdecke ich eine Seeschildkröte. Ich weiss nicht ob es immer dieselbe ist, oder ob es mehrere gibt, aber die Bridgetown schmückt sich mit den Schildkröten in seiner Bucht. Der Körper ist völlig getaucht und sieht eigentlich aus wie eine treibende Plastiktüte, aber den Kopf streckt sie immer wieder hoch in die Luft um zu atmen. Mit ihren Hornplatten und dem Schnabel sieht sie uralt aus, aber inzwischen wissen wir, dass es wohl ein etwa 10 Jahre altes Exemplar und damit ein Baby ist. Die Viecher können bis zu 200 Jahre alt werden, wenn sie nicht vorher an einer Plastiktüte verrecken oder von Menschen gegessen werden. Im Wasser sind wohl Haie ihre einzigen Feinde, aber auch davon gibt's ja nur noch wenige.
Nachdem wir uns von Brit und Axel verabschiedet haben (sie wollen heute nach Martinique aufbrechen) paddeln wir zum Steg des Boatyard. Am Strand wird das Anlanden aufgrund der Brandung wohl schnell mal zum feuchten Erlebnis und da wir es an unserem ersten Tag langsam angehen lassen wollen, wählen wir den Steg, wofür man am Boatyard allerdings 5 US-Dollar pro Person abdrücken muß. Darin enthalten ist ein Gutschein für einen Drink, aber unseren Müll dürfen wir nicht mitnehmen. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken. Der Laptop-Rucksack wandert aus dem Ortliebsack auf meinen Rücken und die Mülltüte verstecken wir darin und schon können wir unbehelligt passieren.
Am Strand waren wir hin und weg vom Türkis des Wassers, aber hier an Land springt uns das Grün der Pflanzen regelrecht an. Was für ein krasser Kontrast zu den trockenen Kapverden. Niederschläge scheinen sie hier reichlich zu haben und überall wächst, blüht und gedeiht die Pflanzenwelt. Nach den 15 Seetagen ein Anblick, der uns einfach nur umhaut.
Die Leute sind ebenfalls ganz anders als auf den Kapverden. Alle grüßen einen freundlich und sind völlig entspannt. Man wird immer wieder mit "Taxi" angerufen, aber wenn man freundlich "no please" sagt, ist es alles kein Problem und man wird ansonsten in Ruhe gelassen. Wir genießen diesen sozialen Overflow und schlendern langsam ins Zentrum, "easy man"!
Die Stadt ist voller blühender Bäume und mitten auf einer Verkehrsinsel, zwischen all dem Trubel, entdeckt Steffi einen winzigen Kolibri, der von Blüte zu Blüte schwirrt. Es ist für uns beide das erste Mal, dass wir diese Vogelart in Natura sehen und wer uns hier so völlig blödsinnig lächelnd vor dem Baum stehen sieht, wird uns wohl für völlig bekloppt halten. Wir bekommen auf jeden Fall keine Taxi-Rufe mehr und gucken dem winzigen Kerlchen zu, wie es da so emsig von Blüte zu Blüte fliegt. Ab und zu läßt es sich auch mal auf einem Ast nieder und wenn es dann seinen Schnabel aufreißt und pfeift, wissen wir, dass wir seine Kollegen vorhin schonmal gehört haben. Seine Lautstärke steht auf jeden Fall in keinem Verhältnis zu seiner Größe.
Da uns die Schlangen in den Banken zu lang sind, setzen wir uns ins Limelight, der einzigen Kneipe mit WLAN und aktualisieren unsere Homepage, damit Ihr alle wist, daß wir angekommen sind. Wir bestellen uns auch noch einen kleinen Happen zu Essen und wundern uns über die Preise. Man zahlt hier mit Barbados-Dollars, die exakt die Hälfte vom Dollar wert sind, also müssen wir doppelt umrechnen, aber die Preise sind trotzdem hoch. Und das Essen ist richtig schlecht. Es erinnert uns stark an England, also schon wieder ein Indiz dafür, dass Barbados einfach nur England in schwarz ist. Wenn man dann noch die Schnellbeschiß-Ketten wie KFC und Chefette sieht, wird einem schnell klar, warum hier die meisten Menschen einen stattlichen Körperumfang haben.
Beim durch die Stadt bummeln lernen wir die Freundlichkeit der Leute wirklich zu schätzen. Überall wird man zuvorkommend behandelt und als wir neben einer stark befahrenen Straße stehen und auf eine Lücke zum hinüber rennen warten, hält der Lkw-Fahrer auf der ersten Spur und bedeutet den Autos auf der Spur neben sich auch anzuhalten. So kommt also der gesamte Verkehr zum Erliegen und man wartet entspannt darauf, dass wir die Straße gequert haben. Einen dermaßen entspannten Straßenverkehr gibt's wohl sonst nirgendwo.
Da in der Kirche, die am Strand genau gegenüber von unserem Ankerplatz liegt, in der Woche immer nur um 12:00 Messen gefeiert werden, laufen wir weiter zum Boatyard um unseren Getränke-Gutschein einzulösen. Die Bar hat aber genau heute schon früh geschlossen und man vertröstet uns auf morgen. Schade, jetzt noch einen Cocktail, das hätte was, aber der Blick auf diesen unglaublichen Strand mit einem fetten Squall im Hintergrund lenkt uns schnell davon ab und wir paddeln zurück zum Boot. Bei diesem tollen Wasser wollen wir doch gerne mal einen Blick unter die Oberfläche werfen.

"Unser" Strand mit Squall im Hintergrund.


Zusammen mit Albertine und Joop von der Zeezot und Mieke und Luc von der Luiza fahren wir im Zeezot-Dinghy zu den drei Wracks, die man für die Touristen auf den Boden der Bucht versenkt hat. Es sind ein kleiner Frachter, ein Fischerboot und ein altes Dampfschiff (mit Dampfmaschine und Kessel!), die auf etwa 5-8 m Tiefe liegen. Auch wenn es von oben anders aussieht, ist das Wasser leider nicht kristallklar und wenn man Details sehen will, muß man auf 5 m hinabtauchen. Am Anfang haben wir da noch ein paar Probleme mit dem Druckausgleich, aber je mehr Zeit wir uns lassen, desto besser geht es und am Ende tauchen wir immer wieder zu richtigen Tauchausflügen hinab. Es macht wirklich großen Spaß, sich mit dem Abstieg richtig Zeit zu lassen und dann dort unten ganz gemütlich auf und ab zu schwimmen. Das ganze ist natürlich auch eine Frage des Trainings, aber je mehr Ruhe man sich gönnt, desto länger hat man Zeit, bis die Luft knapp wird. Je geübter wir werden, desto deutlicher wird dies.

Bug und Schanzkleid des Frachters.


Die Fische sind völlig andere als auf den Kanaren, doch am meisten überrascht uns die Pflanzenwelt. Hier gibt es richtig große und ungewohnt geformte Korallen und wir staunen über die verschiedenen Bauformen. Über den Wracks tummeln sich außerdem große Fischschwärme und in der Ferne sieht man den ein oder anderen großen Jäger. Auch eine Art Kugelfisch entdecken wir. Begegnen sich zwei Exemplare, blasen sie sich deutlich auf, aber sobald ich mich ihnen nähere, sind sie wieder schlank und ich kann machen was ich will, ich bekomme sie nicht dazu, dicke Backen zu machen.

Schlanker Kugelfisch.


Zurück am Boot schaffen wir es gerade noch in die Koje. Der Landausdruck mit den vielen neuen Eindrücken, das Schnorcheln, aber vor allem das einfache Gehen haben uns völlig geschlaucht. Nach den 15 Tagen Überfahrt sind wir eindeutig nicht mehr die Fittesten und spüren schon nach wenigen hundert Metern unsere Beine, also ob wir schwerstes Muskelkater hätten. Wir nehmen uns vor, die kommenden Tage dringend etwas dagegen zu unternehmen, aber jetzt ist für uns um 19:00 erstmal Schluß. Hinzu kommt auch noch, dass Barbados sehr weit östlich in seiner Zeitzone liegt. Damit geht die Sonne schon um 18:00 unter, guckt allerdings auch schon um 6:00 wieder über den Horizont.


Freitag, 28.12.2007 (222. Tag)

Wir beginnen den Tag wieder mit einem Sprung ins 28 Grad C warme Wasser. Es ist einfach herrlich, über die Seite reinzuspringen und unter Wasser die Augen zu öffnen. Um einen herum steigen die Luftblasen auf und dazwischen sieht man dieses leuchtende Türkis. Absolut abgefahren.
Wo ich sowieso schon naß bin, streife ich mir noch eben die Taucherbrille auf und kratze mit einem Spachtel den Strudelwurm vom Propeller. Nach jedem Zug schimmert mir die blanke Oberfläche zwischen den Kalkresten entgegen. Die Blätter damals in Flensburg auf Hochglanz zu polieren war eindeutig eine guter Schachzug.
Bis zum gemeinsamen Landgang mit der Luiza schneidet mir Steffi noch schnell die Haare, die in letzter Zeit doch zu lang geworden waren. Dann folgen wir Mieke und Luc an Land, wo sie gemeinsam mit den Zeezots und noch einem anderen holländischen Boot zu einem Landausflug mit einem hier wohnenden Holländer verabredet sind. Leider sind die Autos damit voll, also werden wir heute einen Stadt-Tag einlegen müssen. Auch nicht schlecht, schließlich haben wir ja noch nicht viel vom Land gesehen.
Um nicht der vollen Hauptstraße folgen zu müssen, biegen wir an einer kleinen Gasse landeinwärts und spazieren mitten durch die Wohngegend in Richtung Zentrum. Eine kleine Hütte reiht sich an die andere. Manche sind verfallen, andere wieder im Toppzustand. Aber in allen kann man gut leben, das einzige wichtige bei diesen Umweltbedingungen ist ein dichtes Dach. Ob es dann durch die Bretter zieht oder nicht, ist bei 30 Grad C ja egal.

Im Ghetto von Bridgetown.


Immer wieder werden wir angesprochen, ob wir uns verlaufen hätten. Scheinbar fühlt man sich nicht wohl dabei, wenn Touristen durch die Wohngegenden laufen. Aber dabei wollen wir das ursprüngliche Barbados sehen, nicht das Kreuzfahrer-Disneyland drüben am Hafen. Das hier ist die Art, wie man hier lebt und daran sind wir interessiert. Das will man hier überhaupt nicht begreifen und die Leute scheinen sich zu schämen, dass man ihre kleinen Behausungen sieht. Überall wird den Einwohnern eingetrichtert, dass Barbados vom Tourismus lebt und dass man seinen Teil dazu beitragen sollte. Auf der anderen Seite erzählt man uns aber auch immer wieder, dass es nicht sicher sei, wenn wir hier herumlaufen. Ob es begründet ist, oder ob die Einwohner eine hysterische Angst davor haben, dass einem Touristen etwas zustößt, wissen wir nicht. Wir fühlen uns auf jeden Fall sicher und kommen ohne Zwischenfälle durch.
Am Markt kaufen wir eine Brotfrucht und lassen uns von der Verkäuferin erklären, wie wir sie zubereiten müssen. Vom Obst lassen wir allerdings die Finger, die Preise sind wirklich astronomisch. Auf Barbados konzentriert sich scheinbar die gesamte Landwirtschaft auf die Herstellung von Zuckerrohr und damit Rum, wobei die damit erhaltenen Devisen dann wieder in den Import von Obst und gemüse gebuttert werden.
Mittags gehen wir gemeinsam in die Messe und fallen natürlich auf. Der Pfarrer ist ein junger Typ, der leidenschaftlich predigt, alle Fenster sind geöffnet, so dass der Passatwind durch das Schiff streichen kann, aber so verirrt sich auch das ein oder andere Vögelchen ins Gebäude und untermalt den Gottesdienst mit seinem Gepiepse. Sozusagen eine Wildlife-Messe.
Jetzt wo die Sonne im Zenit steht, zieht es uns nochmal zum Schnorcheln, aber die Wracks sind heute völlig überlaufen. Ein Touriboot nach dem anderen läuft zum "Dive Adventure" an und dann stürzen sich ganze Gruppen ins Wasser und machen Stress. Wir halten uns lieber im Abseits und werden mit einer dicken Languste und einer Schildkröte belohnt. Die hat allerdings keine Lust auf eine nähere Bekanntschaft, gibt nach Steffis Annährungsversuch richtig Gas und verschwindet in tieferen Sphären.

Schwärme von Fischen über den Wracks.


Schöne Korallen wachsen hier.


Und wir mitten drinnen.


Diese werden hier gerne gegessen.


Diese früher auch.


Unser treuer Pasito Blanco.


Auch wenn wir die meiste Zeit auf der Überfahrt ohne Kleidung verbrachten, hat sich inzwischen doch ein Rucksack voll dreckiger Wäsche angesammelt und wir machen uns auf zu einem Waschsalon. Er liegt ganz am anderen Ende der Stadt und natürlich weitab von jeglichem Touristenrummel. So lernen wir den eigentlichen Stadtkern der Locals kennen. Hier tobt auch das Leben, aber halt ursprünglich und viel geselliger. Wir fallen natürlich auf, aber alle sind freundlich und hilfsbereit (fragen natürlich auch, ob wir uns verirrt hätten) und nachdem die Wäsche ihre Runden dreht, setzen wir uns in eine Kneipe. Das Steffi das Bier und ich die Cola trinke belustigt hier natürlich alle und so kommen wir sofort ins Gespräch mit den anderen Gästen. Mit dem Verständnis haben wir allerdings unsere Mühe, das Bajan-English ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Auf dem Rückweg ist es schon dunkel, aber die Läden haben noch auf, und so finden wir endlich ein Kunststoffsieb, was unser rostendes Metallsieb ablöst. Auch kaufen wir, neugierig wie wir sind, an einem Straßenstand eine Tüte Früchte, die für uns aussehen wie Tollkirschen. Sie schmecken auch wirklich nicht besonders, eine halluzinogene Wirkung bleibt allerdings aus. Um das nachzuholen lösen wir danna ber unsere Gutscheine am Boatyard ein. Steffi probiert ihren ersten Rumpunsch (nicht lecker) und ich eine Pinacolada (sehr lecker).
Das Dinghy haben wir heute am Strand gelassen. Das Anlanden in der Brandung hat gut geklappt und auch das Ablegen, jetzt im Dunkeln, klappt anstandslos. Man muß sich halt Zeit lassen, die Wellen beobachten und ihre Periode zählen und dann klappt es meist ohne großes Gespritze. Auf der Zeezot herrscht noch High Life und wir werden zum köstlichen Abendessen eingeladen.


Samstag, 29.12.2007 (223. Tag)

Wie jetzt jeden Tag springen wir nach dem Aufstehen erstmal über Bord und waschen uns im Meer. Dann schwimmen wir aber auch noch rüber zur Luiza um uns zu verabschieden. Sie und die Zeezot brechen heute nach Bequia auf, wo sie Sylvester feiern wollen. Morgen kommen wir hinterher, aber heute wollen wir noch was von Barbados sehen, ein Landausflug steht an.
Standardmäßig bewegen sich Touristen mit einer der unzähligen Taxen über die Insel, aber das ist uns zu teuer und da die Busverbindungen gut sind, latschen wir zum Busbahnhof und fragen uns nach der richtigen Linie durch. Pro Fahrt zahlt man pauschalt 1,5 Bajan Dollar, die man vor dem Fahrer in eine kleine transparente Säule steckt (die nachts beleuchtet ist). Hat der Fahrer das Geld kontrolliert, drückt er auf eine Klinke und das Geld poltert in den kleinen Safe darunter. Ein lustiges System, das tadellos funktioniert.
Entlang der Westküste geht es hoch zur River Bay am Nordost-Ende der Insel. Hier brechen sich die Atlantikwellen an der Steilküste un den Riffen und mit wohligen Schauern betrachten wir die Naturgewalten. Die Landschaft sieht ein wenig aus wie in Schleswig-Holstein. Sanfte Hügel, die zum größten Teil mit Zuckerrohrfeldern bewirtschaftet sind, die hier und da durch Hecken unterbrochen werden. Auch hier an der Küste wirkt die Vegetation heimisch. Einfach nur Graswiesen oben auf den Klippen, aber eben hier und da mal eine Kokospalme. Völlig fremd wirken auf uns allerdings die Steine. Ich bin kein Experte, aber vermutlich sind es Reste von Korallenstöcken auf denen wir hier gehen, wir finden auf jeden Fall immer wieder sehr seltsam geformte Steinstrukturen.

So sehen hier die meisten Steine aus.


Wir folgen der Küste etwa 5 km lang nach Süden zur Little Bay und spüren dort angekommen unsere Beine. Wir sollten es eindeutig langsamer angehen lassen! Ein Glück, dass hier überall Busse fahren, denn einsame Gegenden scheint es auf Barbados nicht zu geben. Zwischen den kleinen Dörfern stehen auch immer wieder Häuser mitten in der Landschaft.
Im Bus nach Bathsheba treffen wir endlich mal einen anderen Touristen (wenn man nach der Hautfarbe geht). Es ist Jay, ein Amerikaner und gemeinsam spazieren wir die Traumbucht namens Soup Bowl entlang. Draußen am Riff brechen sich die Wellen und hier am Ufer reichen die palmbestandenen Wiesen bis runte rans Wasser, das von ausgewaschenen Steinen flankiert wird. Das hier ist wirklich die Karibik, wie man sie sich vorstellt.

Traumhafte Soup Bowl.


Vom Atlantic Hotel hat man einen tollen Ausblick über die Bucht und da man hier angeblich traditionell essen kann, bestellen wir uns alle drei das gängige Menü und genießen die einheimische Küche. Während draußen über dem Atlantik ein megamäßiger Squall niedergeht, kommt immer wieder ein zutrauliches Vögelchen langgeflogen und bettelt um Brotkrümel. Wir kommen zu dem Schluß, dass man es hier in der Karibik echt gut aushalten kann.

Dinner mit Jay, Squall und Vögelchen.


Auf dem Rückweg ist es stockfinster und wieder bekommen wir erzählt, dass es für uns Touristen um diese Uhrzeit nicht sicher sei. Es mutet schon etwas seltsam an. Entweder wir sind naiv, oder die Bajans sind ein wenig hysterisch. Wir fühlen uns zwischen diesen freundlichen Menschen völlig wohl und würden gerne noch ein wenig bleiben.


Sonntag, 30.12.2007 (224. Tag)

Heute ist der Tag des Aufbruchs. Er kommt zwar etwas überstürzt, aber Sylvester wollen wir in Bequia (sprich: Bequi) mit der Zeezot und der Luiza verbringen und da es bis dorthin 92 nm sind, räumen wir heute Abend schon das Feld.
Morgens basteln wir aber noch ein wenig an der Apelia und während Steffi die Sonntagsmesse besucht (die 2 h dauert!) setze ich mich ins Limelight Café und beantworte Mails. Ihr habt ja wirklich alle auf der Lauer gelegen und nachdem wir gestern unsere Ankunft gemeldet haben, prasseln die Glückwunsch-Emails nur so auf uns ein. Etwa genau so wie die Sturzbäche, die draußen ab und zu aus dem Himmel fallen. Es sind wirklich wahnsinns Schauer und bis auf fallendes Wasser sieht man draußen gar nichts mehr.
Hier in der Karibik lernen wir jetzt die Vorzüge der EU kennen. Beim Ankommen und Verlassen jedes Staats muß man Ein-, bzw. Ausklarieren und da die Karibik aus vielen kleinen Inselstaaten besteht, wird diese Prozedur zum festen Bestandteil des Segelns. Und da man zum Einklarieren die "Clearence" des letzten Staats braucht, kann man sich einfach nicht davor drücken.
Wir latschen also wieder rüber zum Kreuzfahrerterminal, überaschen die gesamte Mannschaft der Portauthority beim Mittagsschlaf und zahlen 50 US $ für unsere Liegezeit. Damit verliert das Ankern schonmal seinen Hauptvorteil des kostenlosen Liegens. Es ist allerdings ein pauschaler Betrag, es ist also unsere eigene Schuld, dass wir jetzt schon wieder aufbrechen.
Beim Zoll treffen wir wieder auf unseren alten Bekannten und er ist sichtlich enttäuscht darüber, dass wir schon aufbrechen. Das wir nach Bequia wollen versöhnt ihn dann allerdings wieder, es soll einer der besten Plätze zu Sylvester sein. Zum Abschied reicht er uns die Hand und trägt mir "take care of my girl Stephanie" auf.
Auf dem Rückweg paddeln wir noch bei der KaRo von Karl und Roswita entlang. Wir hatten sie in Mindelo kurz kennengelernt und jetzt nehmen wir die Chance war um sie näher kennenzulernen. Karl war Schlossermeister und hat den Van de Stadt Design selber gebaut. Man könnte ihn einen Pedant nennen, da er wirklich fast alles am Boot selbst gebaut hat, aber die Teile sind so sauber und schick, dass wir aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen. Die beiden machen dieselbe Runde wie wir und wir freuen uns schon darauf, sie wiederzusehen. Heute wird uns aber leider die Zeit knapp, denn wenn wir morgen früh auf Bequia ankommen wollen, müssen wir langsam mal aufbrechen.
Genau zum Sonnenuntergang lösen wir ohne eine Motorminute die Leine vond er Mooringtonne und hissen die Fock. Die Routine mit der wir für die Nachtfahrt aufbrechen zeigt, wie gewohnt das alles nach der Atlantikpassage für uns geworden ist. Während die Windfahne steuert, baut Steffi unter Deck die Kojensegel auf und ich setze die zweite Fock für die Passatbesegelung. Nach einer knappen halben Stunde ist alles gerichtet und während Apelia mit 5 kn ins Abendrot segelt, blicken wir im Cockpit sitzend auf Barbados zurück, unserer ersten Karibikinsel, die langsam im Dunkel verschwindet.


Montag, 31.12.2007 (225. Tag)

Steffi übernahm die erste Wache und als ich um 3:00 dran bin, hat sich das Bild draußen völlig verändert. Inzwischen ist es nicht mehr stockfinster, da sich der fast abgenommene Mond zeigt, aber das Licht reicht nicht, um die Wellen kommen zu sehen. Und sie sind groß geworden. Schätzungsweise 3 m hoch, steil und vor allem kreuz und quer laufend. Vermutlich da sie nördlich und südlich um Barbados herum gebeugt werden. Apelia rollt ab und zu wie wild und die Windfahne hat "alle Hände" voll zu tun, uns auf Kurs zu halten, schafft es aber ziemlich sauber. Wir scheinen genau auf dem Kreuzfahrer-Highway zu segeln und von achtern hält so ein Segel-Ding genau auf uns zu. Ich funke ihn an, aber sie scheinen es nicht nötig zu haben zu reagieren. Als er nach 10 min immer noch sauber auf uns zu hält, erzähle ich ihm nochmal, dass wir genau vor ihm fahren und leuchte mit unserer Taschenlampe in die Segel. Da endlich weicht er aus und passiert uns letztendlich in 200 m Abstand. Aber alles ohne einen Ton von sich zu geben, ziemlich unfreundlich. Ansonsten vergeht die Nacht unspektakulär. Wir sind eindeutig daran gewöhnt und der der aufpaßt liegt meistens gemütlich in seiner Koje und liest.
Im Morgengrauen sehen wir vor uns eine ganze Reihe von Inseln, aber da die große St Vincent sein muß, ist die Passage nach Bequia eindeutig zu finden. Zur Not haben wir ja auch noch unseren GPS, aber ich finde es schön, mich so zu orientieren. Um evtl. einen dicken Sylvesterbraten zu fangen, schmeißen wir die Angel aus, diesmal aber ohne Erfolg. Fische scheinen bei uns immer nur gegen 16:00 zu beißen.
Kurz vor der Enge zwischen Bequia und St Vincent werden die Wellen so steil, dass sie so gerade eben nicht brechen und wir wundern uns, dass die Windfahne in den kurzen Surfs so sauber weitersteuert. Der Wind pfeift hier aber auch mit 6 Bft um das Nordkap der Insel, also reichtlich scheinbarer Wind, um uns auf Kurs zu halten.

Bequia hinter hohen Wellen.


Bequia ist so ganz anders als Barbados. Wir sehen auf dieser Seite nicht ein Haus, nur dicht bewachsene Berge, die senkrecht ins Wasser fallen. Und am Fuß der Klippen spritzt die Gischt meterhoch. Eine rauhe, ursprüngliche Gegend, aber das dichte Grün zieht uns fast magisch an und dircht unter den Klippen folgen wir der Küste runter zur Admirality Bay. Uns umkreisen scharenweise Tölpel, die viel schlanker sind als ihre Kollegen in England, aber wen wundert's.
Als sich die Admirality Bay links von uns öffnet haben wir die Karibik endlich gefunden. Rechts von uns ziehen sich gelbe, palmenbestandene Sandstrände die Bucht entlang und das Wasser schimmert hellblau bis türkis. Es ist allerdings sehr voll und wir brauchen zwei Anläufe, bis wir neben der Zeezot liegen und ausreichend Abstand zu unserem Hinterman haben.

Die Admirality Bay von Bequia.


Wir paddeln zum Einklarieren an Land und sind angesichts des Dörfchens völlig aus dem Häuschen. Alles ist dicht bewachsen, meist mit bunten Blumen und im Schatten der Bäume zieht sich eine winzige Straße entlang des Ufers. Hier im Zentrum befindet sichd ie Bank und die Zollbehörde, aber weiter rechts reicht sich ein Restaurant neben dem anderen direkt am Wasser. Die Dächer sind mit Palmblättern belegt und alles strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus. Hier ist wohl dauernd Urlaubsstimmung angesagt.
Viel Zeit alles zu genießen bleibt uns allerdings nicht. Ein Schauer kündigt sich mit einzelnen Tropfen an und wir schaffen es noch so gerade eben unter ein Dach, als ein heftiger Sturzregen niedergeht. Wasser ist bei dieser Versorgung wirklich reichlich vorhanden und wiedermal können wir uns am üppigen Grün kaum sattsehen. Dazwischen fliegen amselartige Vögel mit zitronengelben Augen herum, die ein mords Spektakel veranstalten und zwischen unseren Füßen entdecke ich eine kupfernfarbige, winzige Eidechse.
Der Behördengang ist hier ein vielfaches anonymer und wer sich vordrängelt kommt auch als erster dran. Aber was soll's, sobald wir aus dem Gebäude raus sind ist das alles wieder vergessen und wir genießen das karibische Flair. Am Markt kaufen wir ein wenig Obst und werden von allen Seiten von den Verkäufern angesprochen. Aber im Gegensatz zu den Kapverden sind sie völlig locker und wenn man sagt, dass man nichts braucht, oder dass einem eine Ananas für umgerechnet 5 EUR zu teuer ist, ist das kein Problem und sie lassen einen in Ruhe. Es ist wirklich völlig anders, als man es aus Erzählungen so kennt. So wurdenw ir bisher auch noch von keinem einzigen Boatboy belästigt. Aber vielleicht ist Bequia auch nur eine große Ausnahme, wir werden es die kommenden Tage sehen.
Nachmittags paddelt Joop mit Mieke und Steffi zum Strand und verwirklicht seinen Traum: Unter Palmen Olibollen frittieren. Das sind frittierte Teigbällchen mit Rosinen und die Holländer essen sie ähnlich wie wir unsere Berliner zu Sylvester. Als die drei abends zurück kommen, haben sie einen ganzen Berge von diesen herrlichen Dingern gebacken und ich bekomme zwei zum Kosten. Absolut himmlisch!

Die drei Olibollen-Bäcker.


Den Abend nutzen wir noch zu einer kurzen Paddeltour um die Bucht und bewundern einen modernen, aber auf klassisch getrimmten Schoner, der ganz hinten am Buchteingang liegt. Es ist die erste wirkliche Megayacht, die wir hier entdecken und als Steffi dem Mann, der die Flagge birgt eine schöne Sylvesterparty wünscht, antwortet er, dass er arbeiten müsse. Armes Schwein! Also doch lieber in einer Hundehütte zur See fahren. :o)
Auf dem nassen Rückweg (gegen die Wellen) entdecken wir die Safari und quatschen kurz mit Joao. Aber wir müssen weiter zur Zeezot, wo Mieke und Luc schon angekommen sind und wir Sylvester feiern. Jedes Boot hat was zu Essen gemacht und so hangeln wir uns von Gericht zu Gericht. Albertine und Joop haben mittags von einem Boatboy Eis gekauft und so gibt es eisgekühlte Getränke dazu. Die warmen Temperaturen scheinen allen Kühlschränken sonst arg zuzusetzen. Alle unsere Freunde haben Probleme mit ihren Kompressoren die mit dem Dauerbetrieb überfordert sind.
Bis es Mitternacht ist, muss ich mich nochmal für ein Stündchen hinlegen, aber so schaffe auch ich es bis zum Jahreswechsel und während hier und da an Land die Raketen in die Luft steigen, stoßen wir mit eisgekühltem Schampus an und feiern Lucs Geburtstag. Auch meiner Mutter habe ich eine Geburtstags-SMS geschickt, allerdings schon vor fünf Stunden, Ihr in Europa seit uns ja zeitlich ein wenig voraus.

Sylvester an Bord der Zeezot.