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Auf Martinique


Mittwoch, 13.02.2008 (269. Tag)

Wir wachen heute ziemlich gerädert auf. Die ganze Nacht röhrte hinter uns ein Windgenerator. Wenn der Wind anzog, klang es als ob jemand ein Modellflugzeug auf Vollgas laufen lies. Und dabei ist das Boot unbewohnt, liegt einfach nur so vor seiner Mooring und bis auf das Ankerlicht scheint es keine Verbraucher zu haben. Außerdem verfügt es über zwei fette Solarzellen, für heute Abend nehme ich mir also vor, den Generator abzustellen.

Im gigantischen Ankerfeld von Le Marin.


Die RoXanne hat uns gemailt und sich für den 16. angekündigt. Wegen Reparaturen werden sie in Le Marin bleiben müssen, also ist die Chance auf ein Wiedersehen in der Nordkaribik gering. Um uns gebührend zu verabschieden, wollen wir also noch bis zum 16. bleiben, auch wenn uns Le Marin nicht wirklich fesselt.
Die Karos schleppen uns mal wieder zum Dinghydock und wir checken gemeinsam ein. Auf den bisherigen Inseln durfte man dazu immer einen Berg von Dokumenten ausfüllen und mehrere Beamte besuchen. Hier auf Martinique spüren wir den europäischen Drang zur Effizienz: Im Büro sitzt nur ein Beamter und daneben stehen vier PCs, an denen man seine Daten eingibt. Am Ende den Button "Save/Print" drücken, das Papier vom Beamten abstempeln lassen und fertig.

Einchecken auf Martinique.


Gestern sahen wir ja nur den deutschen Stammtisch, aber heute wähnen wir uns in Frankreich. Die Läden, die Architektur und die Leute. Ach ja, natürlich wird auch nur französisch gesprochen. Englisch, Fehlanzeige. Ich "übernehme" also das Wort und wir stottern uns zum Autovermieter durch. Am Stammtisch wurde groß getönt, dass Mietwagen nur 24 EUR/Tag kosten, aber jetzt stehen wir abseits des Werbeplakats vor der Realität: Dieser Preis gilt nur in der Nebensaison und wenn man die Karre länger als 30 Tage mietet. Für zwei Tage in der jetzigen Hauptsaison zahlen wir das doppelte. Diese Art finden wir sowas von daneben, dass wir zu einem anderen Vermieter gehen, auch wenn es da 5 EUR mehr kostet.

Endlose Käsetheke in Fronkreisch.


Nachdem wir uns im Supermarkt mit Käse, Baguette, Pudding und anderen Leckereien eingedeckt haben, gucken wir noch eben am Steg mit den wirklich fetten Yachten vorbei und paddeln zurück zur Apelia. Le Marin haben wir gesehen. Es ist total touristisch und die Leute sind durchgehend muffelig. Auf dem Wasser nerven die vielen Dinghys, die rücksichtslos mit Vollgas durch die Gegend preschen und uns mit ihren fetten Wellen in die Bredoullie bringen. Überhaupt scheinen die Segler hier ganz schön asozial zu sein. Am Dinghydock herrscht purer Egoismus und an Land die typische Poserei, bei der einer cooler ist als der andere.

100 ft Surfbrett. Steffi steht zum Größenvergleich daneben.


Wir sind gerade unter Deck, da klopft es und wir werden von Julien überrascht. Er ist so alt wie wir und alleine mit seiner Oceanis 32 Chantefoque unterwegs. In Pasito Blanco hatten wir ihn getroffen, aber er segelte dann bald zu den Kapverden los, wir freuen uns also, ihn jetzt näher kennenlernen zu können. Dass wir gerade vollbeladen mit du Baguette und du Fromage sind trifft sich da natürlich super und wir laden ihne zur Brotzeit ein.
Auch der restliche Tag ist ein soziales Happening. Nachmittags geht's zur Karo zum Kaffetrinken (natürlich mit den obligatorischen Keksen) und abends nochmal zur Felicitas, denn morgen früh will Edmund weitersegeln.
Als wir um 22:00 zurück sind, paddele ich noch eben zu unserem verlassenen Nachbarn. Sein lärmender Windgenerator hat hinten eine praktische Schlaufe, so dass ich ihn einfach quer zum Boot anbinde und schon herrscht himmlische Ruhe.


Donnerstag, 14.02.2008 (270. Tag)

Wir stehen früh auf und ich befreie den Windgenerator unseres Nachbarn, bevor wir mit den Karos und Julien an Land fahren und um Punkt 9:00 unseren Peugeot abholen. Wir sind uns nicht ganz im Klaren darüber, was die schönsten Ecken von Martinique sind, aber Julien kennt sich aus und dirigiert uns über die Küstenstrasse zur Hauptstadt Fort de France. Hier machen wir einen Stop und latschen durch das lebendige Zentrum. Da wir die Kamera vergessen haben, knippst Karl anfangs was das Zeug hält. Die Leute sind allerdings ziemlich zänkisch und sobald sie auch nur am Rande des Bildausschnitts auftauchen, gehen sie Karl agressiv an und machen einen riesen Aufstand.

Fort de France.


Bei der Weiterfahrt werden wir mit einem inzwischen fast unbekannten Phänomen konfrontiert: Stau. Der größere Reichtum dieser Insel zeichnet sich direkt in der höheren Verkehrsdichte ab. Die meisten Fahrer scheinen allerdings völlig unsicher oder vollkommen bekifft zu sein. Wo man 90 fahren darf, zuckeln sie mit 60 dahin, sie scheren knapp vor einem ein, Fußgänger queren spontan die Strasse und an einer Kreuzung schaltet die Frau vor uns in den Rückwärtsgang und rumst uns einfach so vor die Stoßstange. Ausreichende Erklärungen für unser völlig vermacktes Auto.

Dschungel in der Mitte der Insel.


Über die Dschungelstrasse fahren wir in den Norden. Martinique ist stark "kultiviert", also unberührten Dschungel gibt es nicht viel. Von Zeit zu Zeit regnet es in Strömen, so dass wir die Waldwanderung streichen und direkt durch zur Depaz-Distille fahren. Martinique soll DIE Ruminsel sein, ein Distillenbesuch ist also Pflicht.

Eine echte Dampfmaschine treibt die Zuckerrohrquetsche an.


Gegenüber der River's Distille auf Grenada ist hier alles voll durchkommerzialisiert. Ein markierter Pfad führt uns durch die stilliegende Fabrik (momentan wird nicht geerntet) und die Dampfmaschine, die die Zuckerrohrquetschen antreibt ist zu Wartungszwecken demontiert. Beim Testen darf jeder nur ein Becherchen probieren und obwohl ich fahre, nippe ich mal am braunen Rum. Er wurde im Gegensatz zum weißen Rum in Fässern gelagert, aber schmeckt in unseren Augen genau so sprittig wie das Zeugs in Grenada. Rumfreunde werden wir wohl nie.
Zum Sonnenuntergang fahren wir an die Ostküste (ich weiss, falsche Richtung) und spazieren am Strand entlang. Vorher haben wir uns noch ein Zuckerrohr aus einem Feld stibizt und so kaut jeder an seinem Stengel und saugt den süßen Saft heraus. An einem Waldstück entdecken wir kleine Fallen und die Frau, die die Wache hält klärt uns auf, dass sie Krabben fängt. Die Viecher leben an Land und gelten als Delikatesse. Da die Franzosen sowieso alles essen, sagt das allerdings nicht viel aus.


Freitag, 15.02.2008 (271. Tag)

Heute fahren wir nur zu zweit los, denn wir wollen den Mont Pele erklimmen und wandern klappt einfach am besten, wenn wir unter uns sind. Auf der Hinfahrt nehmen wir allerdings in Fort de France die verkehrte Abfahrt und als wir unsern Fehler bemerken, sind wir schon über die halbe Insel in die falsche Richtung gefahren. Nach unserer Karte sollten wir quer durch den Dschungel über eine Ministrasse abkürzen können, doch sie wird irgendwann zur Privatstrasse und wir müssen umkehren.
So ist es schon Nachmittag, als wir endlich am Mont Pele ankommen. Zu allem Überfluß regnet es fast durchgehend und da wir es bei diesem Wetter nicht eilig haben, vespern wir im Auto und gucken den neugierigen Bullenfinken zu, die uns inspizieren. Zwischen der Windschutzscheibe und der Motorhaube liegt ein Apfelgripsch, der sie magisch anlockt. So könnten wir sie eigentlich aus nächster Nähe beobachten, doch ich ärgere sie, indem ich wiederholt den Scheibenwischer betätige.
Als der letzte Krümel vertilgt ist, gibt es keine Ausreden mehr. Mit Wanderstiefeln und Regenjacken bewaffnet gehen wir los und folgen dem anfangs noch gut befestigten Pfad bergauf. Wir sind auf der Luvseite und wie auf Madeira regnen sich die Wolken hier vor dem Berg ab. Innerhalb von Minuten sind unsere Hosen und Stiefel durchnäßt und der kalte Wind pfeifft uns um die Ohren und bringt uns manchmal fast aus dem Gleichgewicht. Von der Bergspitze sieht man natürlich gar nichts, wenn man Glück hat, kann man 20 m weiter mal einen Felsen im Nebel erspähen.

Wandern am Mt Pele.


Wir halten tapfer durch, auch wenn sich unser Pfad im Regen zusehends in einen Gebirgsbach verwandelt. Machmal steigt er so steil an, dass wir auf allen vieren kraxeln müssen, dabei rinnt uns das Wasser über die Hände und in die Schuhe. Weiter oben führt der Weg fast ebenerdig über einen Grat. Hier bläst uns der Wind fast um und anstatt des Gebirgsbachs, sorgen die über den Weg hängenden Pflanzen für konstanten Wassernachschub.

Indiana Jones and the Mountain of Rain.


Um es kurz zu machen: Als wir nach einer Stunde in den Wolken immer noch nichts sehen, drehen wir um und kämpfen uns den glitschigen Pfad wieder hinunter. In unseren Schuhen steht das Wasser und wir ziehen alles bis auf das T-Shirt und die Unterhose aus und schalten im Auto sogar die Heizung an.

Wir konnten das Mysterium des Mt Pele nicht ergründen.


Auf dem Rückweg entlang der Westküste entdecken wir die von Zuckerrohrfeldern umgebene Neisson-Distille. Gegenüber Depaz ist hier alles noch völlig ursprünglich und da wir den Prozess langsam kennen, halten wir direkt auf den Laden zu. Julien schwärmt von Neisson, aber er gibt auch zu, dass es vor allem an dem schönen Rahsegler auf dem Etikett liegt. Der achtjährige Rum, den wir kosten dürfen hat neben dem Spritgeschmack auch einen Hauch von Aroma und auf Martins Wunsch kaufen wir eine Buddel davon. Jetzt müssen wir sie nur noch sicher nach Flensburg transportieren.

Mitten zwischen den Zuckerrohrfeldern: Die Neisson Distille.


Die weitere Fahrt entlang der Küste zeigt uns viele nette Buchten, gegenüber denen Le Marin wirklich das reinste Dreckloch ist. Schade, dass wir noch auf die RoXanne warten, sonst könnten wir die Küste langsam nach Norden absegeln. Nachdem wir den Wagen genau vor dem Büro des Vermieters abgestellt haben, treffen wir am Stammtisch auf Karl, der uns unheilsschwanger beiseite nimmt. Im ersten Moment rutscht mir das Herz fast in die Hose und ich befürchte, dass uns einer in die Apelia gefahren ist oder dass sie auf Drift ging und jetzt auf dem Riff liegt.
Der eigentliche Grund hat allerdings nichts mit der Apelia, sondern mit echtem deutschen Spießertum zu tun: Mein Ruhigstellen des Windgenerators wurde beobachtet und für nicht gut befunden. Anstatt uns direkt darauf anzusprechen, waren wir gestern Abend das Hauptthema am Stammtisch und es muss hoch hergegangen sein. Man war sogar kurz davor, die Polizei zu rufen. Willkommen im Kleingartenverein Le Marin. Uns direkt anzusprechen, das traut sich natürlich keiner der Feiglinge und jetzt wo Karl sich an den Stammtisch gesetzt hat, um uns zu verteidigen (was für ein Schatz!), spricht auch niemand das Thema an.
Auf dem Heimweg fällt uns außer Lachen nichts mehr dazu ein. Wie schön, dass wir offiziell nichts von der Geschichte wissen. Das Problem haben die anderen. Den Windgenerator lassen wir heute aber in Ruhe, morgen legen wir uns auf einen anderen Platz.


Samstag, 16.02.2008 (272. Tag)

Als ich morgens zum Vermieter gehe um das Auto zurückzugeben, fällt mir zunächst auf, dass der Türrahmen oben etwa 10 cm aufgebogen ist. Beim näheren Hinsehen zeigt sich dann, dass man versucht hat das Auto zu klauen. Um das Lenkrad herum ist alles aufgerissen und vom Zündschloss sind nur noch Reste ürig. Auch der Vermieter hat das Schlachtfeld schon entdeckt und da erst noch die Polizei zur Spurensicherung kommt, soll ich nachmittags nochmal vorbeischauen.
Das ist jetzt natürlich das I-Tüpfelchen auf unserem schlechten Eindruck von Le Marin. Dank dieser Aktion dürfen wir unsere Kaution in den Wind schreiben und sind somit auf einen Schlag 400 EUR ärmer. Schöne Scheisse.
Nachdem wir uns verlegt haben, bekommen wir es wieder mit den unfreundlichen Leuten hier zu tun. Natürlich wollen wir möglichst nahe an die Marina, um nicht so weit paddeln zu müssen, doch um die Marina ist alles mit Moorings belegt. Wir finden allerdings ein riesges Loch, in das wir uns hineinlegen. Das hat bisher nie jemanden gekümmert, aber hier kommt innerhalb einer halben Stunde ein Local an und beginnt uns anzublaffen. Natürlich nur auf französisch. Wir verlegen uns also weiter nach hinten zwischen die letzten Moorings und sind erstmal frustriert.

Cool: Schwimmdock für Katamarane.


Als wir abends vom Internetcafe zurückpaddeln, biegt genau in dem Moment die RoXanne um die Ecke und wir leiten sie zur Apelia, wo sie ihren Anker neben uns legen. Hier in der Karibik ist aus dem 55 ft Riesen eine ganz normale Yacht geworden.
Leider können wir nicht länger bleiben, denn zum Abendessen sind wir bei Julien verabredet. Als Aperitif zeigt er uns, wie man "Petit Punch" zubereitet: Zuckerrohrsirup + Rum + Lemone. Ist ein knallhartes Zeug, schmeckt allerings sehr aromatisch und nachdem wir uns genug Mut angetrunken haben, trauen wir uns zur Flußexpedition. In die Bucht mündet nämlich ein kleiner Bach, der von Mangroven eingefaßt und teilweise auch überdacht ist. Zum Glück haben wir uns mit reichlich Autan eingerieben, so können wir die gruselige Stimmung vollauf genießen, während Juliens Schokokuchen uns die Zeit versüßt.


Sonntag, 17.02.2008 (273. Tag)

Beim Aufwachen tut mir der gesamte linke Unterkiefer weh. Nicht doll, aber doch so stark, dass ich die ganze Zeit daran denken muß. Eine Zahngeschichte ist das letzte, wo ich in diesen Gegenden Lust drauf habe, aber zum Glück folgt nach Dominica mit Guadeloupe eine europäische Insel. Erstmal beobachte ich meine Zähne und warte ab.
Jetzt wo die RoXanne da ist, haben wir es gar nicht mehr so eilig mit der Weiterfahrt. Sie wird hier aus dem Wasser geholt und mehrere Dinge müssen repariert werden. Das bedeutet eine Aufenthaltsdauer von mindestens einer Woche, wenn wir also einmal ablegen, dann müssen wir uns für eine lange Zeit verabschieden und das fällt nicht leicht.
Jetzt geht es also darum, nochmal möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen und während Steffi mit Barbara und zwei der Kinder an Land unterwegs ist, bastele ich an der Apelia und helfe hin und wieder Boris bei seinen "Klusjes". Es ist interessant, dass auch eine X-Yacht hinter der geschniegelten Kulisse das gleiche Gepfusche und Gepansche wie jedes andere x-beliebige Boot zeigt.
Am Nachmittag kommt Steffi genervt von dem asozialen Seglerpack in der Mango-Bar zurück. Es gab ein regelrechtes Mobbing, nachdem sie mit Yoran kurz da war, um Mails zu ziehen. Das Kind würde beim Arbeiten stören. Alles klar, wer von den Leuten in der Bar arbeitet denn bitteschön? Das Seglervolk hier ist wirklich das letzte.
Neben uns liegt ein Argentinier, der uns beim Lospaddeln anspricht. Er sitzt nachmittags immer breitbeinig in Unterhose auf dem Gangbord und trinkt Wein. Sein Boot ist ein hölzerner Kutter und seit 30 Jahren segelt er schon um die Welt. Allerdings nur in den warmen Gefilden, die Ostsee kennt er nicht. Vor ein paar Monaten rammte er zwischen Dominica und Martinique einen Wal und musste um ein Haar sein Boot aufgeben. Solche Gruselstories haben wir jetzt schon wiederholt gehört und beim Wegpaddeln nehmen wir uns vor, vorsichtig zu sein. Wir sind uns außerdem einig, dass es Mr. Argentino in sachen Männlichkeit locker mit einem Wal aufnehmen könnte, aber vielleicht lag das auch an seiner Unterhose...

Abfläzen in der Hängematte.


Zum Abendessen sind wir auf der RoXanne eingeladen und es wird spät. Morgen wollen wir noch einiges erledigen, aber dann soll es auch wirklich losgehen. Mein Kiefer schmerzt immer noch, mal sehen, wie sich das entwickelt.


Montag, 18.02.2008 (274. Tag)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Zeit man für alles braucht, wenn man zu Fuß unterwegs ist und viele kleine Dinge erledigen muss. Während mein Unterkiefer immer noch zieht, rennen wir an Land von Hüh nach Hot, kaufen im einen Supermarkt ein, organisieren uns bei Northsails eine neue Latte (schenkt uns der nette Segelmacher) und leihen uns das große Dinghy der Roxanne für den Großeinkauf aus. Der Leader Price liegt direkt am Wasser und hat sogar einen Steg für die Boote. Schon beim Hinfahren lerne ich, dass es Spaß macht, mit 15 PS am Hintern durch die Gegend zu heizen. Steffi ist nicht ganz so begeistert, aber so kommen wir wenigstens gerade noch vor einem heftigen Squall an.
Wir bunkern für die nächste Zeit haltbare Sachen und dürfen endlich neue H-Milch kaufen. Den letzten Liter von diesem spanischen Ekelszeug haben wir ganz unverschämt der RoXanne geschenkt, die keine mehr hatte. Die Französische Voll-H-Milch haben wir schon gekostet und für gut befunden. Also werden 25 l eingekauft und so geht es auch mit den restlichen Dingen weiter.
Auf dem Rückweg in der Dunkelheit ist das Suzumar tief abgeladen, aber nach der nötigen Anlaufstrecke kommt es doch in Gleitfahrt. Wir sind beide fertig von der Arbeit, mich nervt mein Kiefer und so verschwinden wir nach einem Kurzbesuch bei der RoXanne in der Koje.


Dienstag, 19.02.2008 (275. Tag)

Während Steffi auscheckt, male ich der RoXanne noch eine Abschiedskarte und dann beginnen wir unsere Abschiedstour. Julien ist nicht da, also klopfen wir der Chantefoque auf ihr Bäuchlein und paddeln weiter zur Karo. Roswitha und Karl wollen morgen ablegen, werden also in unserem Kielwasser segeln und uns in Dominica wiedersehen. Der Abschied fällt also im Gegensatz zur RoXanne leicht. Schweren Herzens paddeln wir zu Barbara an Bord. Seit unerem ersten Treffen in Yarmouth (Isle of Wight) haben wir uns in Camaret/Bretagne so richtig angefreundet und gemeinsam Europas Küsten und die Karibik entdeckt. Bei der letzten Umarmung fließen so einige Tränen, ob wir uns je wiedersehen ist unklar. Barbara, Boris, Boaz, Yoran und Fynne, een behouden vaart en tot ziens, waar dan ook.
Um 12:00 kommen wir endlich los und können uns von dieser bekloppten Bucht verabschieden. Auf Nimmerwiedersehen, Ihr versammelten Spießer, Egoisten und sonstigen Idioten.
Wir haben heute Ost 6 und mit einem Reff und der kleinen Fock fliegt Apelia vor dem Wind nur so dahin. Da läßt sich der Abschiedsschmerz gut verarbeiten und wir genießen den Ausblick auf das türkisfarbene Wasser, die Riffe und Diamond Rock an der Südwestspitze Martiniques. Die Engländer sollen hier, direkt unter der Nase der Franzosen mal ein kleines Fort aufgebaut haben. Da der Fels nur schwer zu betreten ist, konnten sie sich tatsächlich eine Weile halten. Ein ganz schön gewiefter Streich.
Im Lee der Insel biegen wir nach Norden und halten uns weit draußen, um ihrem Windschatten zu entgehen. Bis Dominica werden wir es wohl nicht mehr schaffen, also halten wir auf St Pierre zu, der nördlichsten Ankerstelle von Martinique. Am Nachmittag sehen wir weit vor uns einen Delphin. Mindestens zehn Mal springt er hoch in die Luft, doch als wir näher kommen ist er verschwunden.

Am Wind nach St Pierre rein.


Es dämmert bereits, als wir vor St Pierre den Anker fallen lassen. Das Aufklaren ist ruckzuck erledigt und so können wir uns endlich dem Abendessen widmen: Reibekuchen mit Apfelmus. Es schmeckt einfach himmlisch, zumal draußen schon wieder ein Schauer niedergeht und die Temperaturen mit 25 Grad C ganz schön frisch sind.